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Wassertemperaturen von etwa 21 Grad sorgen im Steller See für eine willkommene Erfrischung. © Rainer Jysch
Mit Mut ins Freiwasser: Das war das Motto des Martinsclubs Bremen, der kürzlich zu seinem jährlich Schwimmen im Steller See zusammenkam.
Gr. Mackenstedt – Es ist ein Samstagmorgen wie aus dem Bilderbuch: Die Sonne glitzert auf der Wasseroberfläche, eine sanfte Brise streicht über das Ufer, und am Steller See in Groß Mackenstedt herrscht fröhliches Treiben. Rund 15 Schwimmerinnen und Schwimmer des Martinsclubs Bremen haben sich hier versammelt, um gemeinsam ein besonderes Training zu erleben – nicht im Hallenbad, sondern im offenen Wasser.
Auf Einladung des Betreiberpaares
Eingeladen hat das Betreiberpaar des Campingplatzes, Jana und Björn Kroll, das den Gästen aus Bremen den Aufenthalt kostenlos ermöglicht. Für viele der Teilnehmenden ist das jährliche Sommertraining am Steller See inzwischen ein fester Termin im Kalender – eine Mischung aus sportlicher Herausforderung, geselligem Beisammensein und Urlaubsgefühl.
„In der Halle schwimmt man kurze Bahnen, hier draußen muss man sich an Wind, Wellen und wechselnde Bedingungen gewöhnen“, erklärt Übungsleiter Udo Klee (57), der die Schwimmgruppe seit Jahren begleitet. „Das ist selbst für geübte Schwimmer eine ganz eigene Erfahrung.“ Die Bedingungen an diesem Samstag könnten kaum besser sein: strahlender Sonnenschein, angenehm frische 21 Grad Wassertemperatur und eine ausgelassene Stimmung unter den Teilnehmern.
Dass heute alle Teilnehmer sicher auf einer 50-Meter-Bahn schwimmen können, war nicht immer so. „Am Anfang war das eher ein Planschen, heute schwimmen sie quer durch den See“, erzählt Jens Krogmann, langjähriger Unterstützer der Gruppe. Zusammen mit seiner Frau Anke hilft er jedes Jahr mit, wenn der Martinsclub am Steller See trainiert. „Wir sehen, welche Entwicklung die Sportler gemacht haben – das ist unglaublich schön zu erleben.“
Diese Fortschritte zeigen sich auch im Wettkampfsport. Beim inklusiven Schwimmwettbewerb im März im Horner Bad, ausgerichtet von Special Olympics Deutschland und dem Bremer Landesschwimmverband, gewannen einige Teilnehmer Medaillen – die sie am See stolz präsentierten.
Ehrenamt mit Herz
Neben den Sportlern selbst tragen auch viele Helfer zum Erfolg des Tages bei. Astrid Kratsch und Stefani Ahders, Reha-Sport-Expertinnen aus dem Martinsclub, nahmen sich ihren freien Tag, um die Gruppe im Wasser zu begleiten. Ebenso war Astrid Tripner aus Bremen ehrenamtlich dabei. „Es macht einfach Freude, hier zu sein, sich mit den Menschen zu unterhalten und Geschichten auszutauschen“, sagte sie.
Eine zentrale Rolle spielt Parviz Lotfi (83). Sein Sohn ist seit vielen Jahren Mitglied im Martinsclub, und Lotfi organisiert das jährliche Training am Steller See. Unterstützt wird er von Campingfreunden – allen voran von den Krogmanns. Für Lotfi ist das Engagement eine Herzensangelegenheit: „Wir sind dem Betreiberpaar sehr dankbar, dass sie uns diesen Tag ermöglichen.“
Die Schwimmaktivitäten des Martinsclubs haben eine lange Tradition. Anfang der 1990er-Jahre begann alles mit einem Wasser-Gymnastik-Kurs. Die Nachfrage war so groß, dass weitere Kurse folgten und sich schließlich eine feste Schwimmabteilung bildete. Großen Anteil daran hatte Vereinsgründer Gunther Molle, der sich bis zu seinem Tod 2022 mit viel Leidenschaft für den Schwimmsport engagierte.
Heute ist der Martinsclub einer der größten Träger der Behindertenhilfe in Bremen. Unter dem Leitspruch „Menschlich. Mutig. Mittendrin.“ bietet er Wohnbetreuung, Schulassistenz, Jugendhilfe, Pflege, Bildungs- und Freizeitangebote an – auch in Syke, wo er ein Quartierszentrum betreibt. Rund 1200 Mitarbeitende und zahlreiche Ehrenamtliche setzen sich für Menschen mit Beeinträchtigung ein.
„Der Bedarf an Heilerziehungspflegern ist groß“, berichtet Udo Klee. „Deshalb bieten wir inzwischen sogar eine eigene Ausbildung an.“ Dass der Verein so vielseitig aufgestellt ist, ermöglicht es, Talente zu fördern – ob beim Schwimmen, in der Kunst oder in anderen Freizeitbereichen.
Ein Tag, der verbindet
Nach dem sportlichen Teil am See stand ein gemeinsames Mittagessen auf dem Programm. Zwischen Gesprächen, Lachen und dem Klingen von Besteck wurde deutlich: Dieser Tag ist mehr als nur Training – er ist ein Stück Gemeinschaft.
Die Schwimmer vom Martinsclub Bremen bedanken sich bei dem Betreiberpaar des Campingplatzes am Steller See, Jana und Björn Kroll. © Rainer Jysch
„Hier geht es um Freude, Zusammenhalt und darum, dass jeder über sich hinauswächst“, fasst Klee zusammen. Und während die letzten Handtücher trocknen, ist für alle klar: Nächstes Jahr sind sie wieder hier – am Steller See, wo Mut ins Freiwasser führt.