Linke nennen Rechte Nazis. Antisemiten werfen Israel einen zweiten Holocaust vor. Putin will die Ukraine „entnazifizieren“. Und Corona-Fanatiker wähnen sich immer noch „im Widerstand“. Geschichtsvergessenheit war selten so laut.

Neulich lief ich durch Hamburg. Auf einem Balkon sah ich drei Fahnen wehen: die Progress-Flagge – Symbol für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Die Antifa-Flagge – Symbol für Sozialismus und Anarchismus. Und daneben: die Palästina-Flagge – Symbol eines Terrorstaats. 

So sieht er aus, der neue, woke Linksextremismus

So sieht er aus, der neue, woke Linksextremismus. Er hat es mittlerweile hinaus in die Welt geschafft, vom antikolonialistischen, universitären Milieu hinauf auf deutsche Balkone. Macht jetzt auch noch gemeinsame Sache mit Islamisten. 

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Beide Gruppierungen betrachten Israel als Feind. Behaupten allen Ernstes, Israel tue heute, was die Nazis damals taten: einen Völkermord begehen. „Stoppt den Genozid“, schreiben sie auf ihre Plakate. „Nie wieder“, skandieren sie. Linke Mädels mit akkurat gestutztem Problem-Pony demonstrieren gemeinsam mit Arabern, Palästinensern, verstrahlten Queer-Aktivisten und Feministinnen, hüllen sich in karierte Pali-Tücher. Fehlt nur noch Greta Thunberg. 

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Doch wer Juden mit Nazis gleichsetzt, betreibt nicht nur Holocaust-Relativierung. Es hat einen perfiden Zweck: Es entlastet moralisch. Wenn die Opfer von damals heute genauso schlimm sind wie die einstigen Täter, dann ist man quitt – so die Logik. Das freut die Rechtsextremen gleich mit. 

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Montag, 28.07.2025 | 17:26Pro-Pali-Extremisten romantisieren Terror der Hamas 

Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, aber links-progressive Menschen sind gut darin, das zu ignorieren. Sie übersehen auch nur allzu gern, dass die autoritären Regime drumherum durchweg muslimisch sind. Wehe dem, der es wagt einen Zusammenhang herstellen zu wollen zwischen religiöser Prägung und Staatsform. 

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Israel ist für diese Pro-Pali-Extremisten auch kein Zufluchtsort für Holocaust-Überlebende. Sondern ein kapitalistischer, „weißer“ Kolonialstaat, der das Volk der Palästinenser unterdrückt. Sie romantisieren den Terror der Hamas als edlen „Widerstand“ und verlangen von ihren Mitmenschen verrückterweise auch noch volle Solidarität mit deren islamistischen Todeskult. 

Dabei leben im Gazastreifen längst nicht nur unschuldige Familien, sondern auch zivile Terrorunterstützer, die Geiseln festhalten oder die Hamas schützen.  

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Linksextreme und Islamisten: Westen soll zerstört werden

Wie das überhaupt zusammengeht, woke Linksextreme und Islamisten? „Beide hassen den Westen“, beschreibt es die FAZ-Journalistin Franziska Sittig. „Das große, böse, westliche System ist der absolut gemeinsame Nenner. Und dieses System, was die beiden angeblich unterdrückt, soll zerstört werden.“ 

Wir leben in verrückten Zeiten. Denn nicht nur die Pro-Palästina-Bubble übt sich in Geschichtsvergessenheit. Es wurde in den letzten Jahren zu einer Art Phänomen. Nichts eignet sich besser zur moralischen Vernichtung als ein Nazi-Vergleich – da scheint keine politische Strömung widerstehen zu können. 

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Vor einigen Monaten riefen noch hunderttausende Menschen auf bundesweiten Demonstrationen: „Nie wieder ist jetzt“, „Faschisten stoppen“ und „Jetzt können wir endlich herausfinden, was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten“. So, als würde der Nationalsozialismus unmittelbar vor der Tür stehen. Damals ging es nicht gegen Israel, sondern „gegen rechts“. 

Einer der dreistesten Geschichtsverfälscher sitzt im Kreml

Corona-Demonstranten überzogen in der Zeit zuvor noch mehr: Sie erklärten sich zu den „neuen Juden“, manche von ihnen hefteten sich gelbe Sterne an, mit der Aufschrift „ungeimpft“.

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Unter einem meiner Instagram-Posts zur Corona-Zeit schrieb kürzlich ein User – haltet euch fest: „Schlimmer als die Judenverfolgung“. Ein anderer kommentierte: „Es war 1933“. Ein weiterer: „Deutschland beschloss, wieder dem Faschismus zu frönen“. Ich war etwas fassungslos. Ja, die Pandemie hat gezeigt, dass wir nicht gefeit sind vor autoritären Tendenzen. Aber Faschismus, Judenverfolgung, geht’s noch? 

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Doch einer der dreistesten Geschichtsverfälscher sitzt im Kreml. Seit Jahren schon behauptet Putin, die Ukraine werde von Nazis regiert, müsse deshalb „entnazifiziert“ werden. Sprach gar von einem „Genozid“ in den Separatistengebieten. Rechtfertigte damit seinen Angriffskrieg. Dementsprechend wurde der Überfall auf die Ukraine von russischen Staatsmedien auch als große Befreiungsmission inszeniert – gegen „die Nazis“. 

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Exportstopp von Waffen: feige, verlogen, geschichtsvergessen

Im Kampf gegen den vermeintlichen Faschismus haben also viele einen gehörigen Knacks weg. Wollen warnen vor sich wiederholender Geschichte – was sie in Wahrheit aber tun, ist deren Instrumentalisierung für den eigenen politischen Zweck. 

Und als wäre das alles nicht absurd genug, will die Bundesregierung nun keine Waffen mehr an Israel liefern, welche im Gazastreifen eingesetzt werden könnten. Jahrzehntelang von „deutscher Solidarität“ und „besonderer historischer Verantwortung“ zu reden, um dann mitten im Krieg den Export zu stoppen, welcher nur begonnen hat wegen des schlimmsten Massakers an Juden seit der Nazi-Zeit. 

Das ist nicht nur feige und verlogen. Geschichtsvergessenheit war selten so laut.