Umsonst & Draußen: Das Versprechen gilt, nicht nur für das Vergnügen, ohne einen Cent Eintritt 18 Bands und vier Singer-Songwriter zu hören und musikalisch auf dem neuesten Stand zu sein. Von Indie-Rock wie von Pale Heart aus Stuttgart über Rap von Brassmaniacs bis zu Eight Rounds Rapid aus England oder keltischen Folk von Ahead to the Sea aus Freiburg. Oder junge Artisten zu sehen, sich in Yoga zu versuchen und mit den Kindern ein Stück über Freundschaft vom Theater Lokstoff! zu erleben.
Es gilt auch für die Fürsorge um das leibliche Wohl der Besucher mit knapper Kasse: Aus der Wasserleitung, die an einer Linde angebracht ist, kann man Trinkwasser zapfen. Kostenlos natürlich. Und rege frequentiert, wie gerade von Linda. Aber In dem Becher, den sie mitgebracht hat, sei vorher Bier gewesen, beeilt sie sich zu versichern. Hier gekauft, die Halbe zu fünf Euro. Denn das Festival finanziert sich hauptsächlich über den Verkauf von Essen und Getränken, neben Sponsorengeldern und der Förderung der Stadt. Was daher gar nicht geht: „Verräterbier“, wie es im U & D Benimm 1 x 1 heißt, gemeint ist das mitgebrachte aus dem Supermarkt.
Sogar Obst gibt es auf dem Festival umsonst Äpfel und Mirabellen am Stand der Uhlbacher Allmenden e.V. Essbare Region Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone
Gar nichts kosten auch die Äpfel und Mirabellen, die am Stand der Uhlbacher Allmenden e. V. Essbare Region, verteilt werden. Sie sind auf Grundstücken gereift, die der ehemalige Obstbaubetrieb Hammer zur Pacht überließ und die nun als Allmenden, Flächen zur Selbstversorgung, gepflegt und bewirtschaftet werden. Frei zugänglich für alle, die hier auch, so Carolin Jaschek vom Verein, alles pflücken dürfen, was wächst und gedeiht: „Damit man wieder mal weiß, wie eine Himbeere vom Strauch schmeckt.“
Professionelle Gärtner beraten die bisher zehn Aktiven, weitere sind dringend erwünscht. Die Uhlbacher Allmenden sind neben dem Flüchtlingsrat oder Netzwerk gegen rechts eine Gruppe, die das diesjährige politische Motto „Konkrete Utopie: Solidarische Gesellschaft“ verkörpern. Wie auch Freifunk.net, das sich für den freien Zugang für alle, zum Beispiel Flüchtlinge, Asylbewerber oder auch Obdachlose, zum Internet einsetzt und dafür die technischen Voraussetzungen schafft. „Wir haben in der Region 1300 Zugangspunkte und mehr als 4500 Nutzer“, sagt Nico Böhr.
U & D hat eine klare links alternative Ausrichtung U & D versteht sich als Fest „für Menschen denen Kultur nicht Kohle und Kommerz bedeutet.“ Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone
U & D versteht sich seit Beginn auf der Uniwiese am Pfaffenwaldring als Gegenentwurf zur kommerziellen Konkurrenzgesellschaft: „Für Menschen, „denen Kultur nicht Kohle und Kommerz bedeutet, sondern wild brodelndes Leben“, liest man im Programmheft. Na ja, halb so wild. Aber mit klarer links-alternativer Ausrichtung. „Wir wollen eine Plattform bieten, auf der sich die politischen Gruppen, die in Stuttgart arbeiten, darstellen können“, erklärt Hauptorganisator und Sprecher Roland Brömmel. Die Info-Stände spiegeln daher das ganze Spektrum der aktuellen Krisen und Proteste wider: Vom Krieg in der Ukraine über das Palästina-Komitee bis zum lokalen Bürgerbegehren zu Stuttgart 21 und gegen die Bebauung des Geländes A2.
„Aber alles konfliktfrei, friedlich und ohne Stress“, betont Brömmel. Er kann sich auf mehr als hundert ehrenamtliche Helfer verlassen, wie Oliver, der seit 30 Jahren extra aus Bonn anreist. Ein anderer käme aus Hamburg. Das Festival gehöre einfach dazu. In diesem Jahr mit besonderem Wetterglück, weil man das angestammte – und total verregnete – erste Augustwochenende dem Zirkus Calibastra für sein 40-Jahr-Jubiläum überlassen habe. Und dazu noch mit besonderen Begegnungen: Mit den jungen Künstlern vom Circus Harmony aus der Partnerstadt St. Louis, der zufällig gerade in der Stadt ist und mit dem Circus Circuli vom Stadtjugendring mit artistischen Friedenspyramiden begeisterte. „Genau so funktioniert U & D“, betont Brömmel, „offen und frei. Mit Strahlkraft weit darüber hinaus.“ An weiteren Fortsetzungen zweifelt niemand.