Leipzig (Sachsen) – Drei neugeborene Tigerbabys sind tot. Ihre Mutter wollte sie nicht – und der Zoo Leipzig ließ sie einschläfern. Jetzt drohen juristische Konsequenzen.
Am Mittwochabend kam der erste Wurf der Amurtigerin „Yushka“ im Zoo in Leipzig zur Welt. Anfangs leckte sie ihre drei Jungen noch trocken – ein gutes Zeichen. Doch schon wenige Stunden später wandte sich die unerfahrene Mutter komplett von ihrem Nachwuchs ab. In der Tierwelt kein ungewöhnliches Verhalten, wie Zoo-Direktor Jörg Junhold sagte. Die kleinen Tiger kühlten aus, wurden schwächer.
Peta will Rechtmäßigkeit der Tötung aufklären
„An diesem Punkt, wenn die Jungtiere kein aktives Verhalten mehr zeigen und damit beim Muttertier kein Stimulus zur Versorgung oder Milchbildung mehr ausgelöst wird, müssen wir der schweren Verantwortung gerecht werden, und den Jungtieren das Leiden durch Verhungern ersparen“, erklärte Zootierarzt Andreas Bernhard. Der Zoo entschied, die Tiere einzuschläfern. Eine Entscheidung, die nun Folgen haben könnte.
Die drei Babys waren der erste Wurf der Amurtigerin „Yushka“
Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Die Tierrechtsorganisation Peta kündigte an, Strafanzeige gegen die Verantwortlichen zu stellen. Kampagnenleiter Peter Höffken: „Wir fordern einen sofortigen Stopp der sinnlosen Zuchtprogramme, denn Sibirische Tiger haben in Leipzig nichts zu suchen.“
Der Tierschützer spricht von einem „Teufelskreislauf des Züchtens und Tötens“ und will die Rechtmäßigkeit der Einschläferung prüfen lassen.
Tierschützer: Problem tritt nur in Zoos auf
Laut der Tierschutzorganisation nehmen Tigermütter ihren Nachwuchs in freier Wildbahn fast immer an – das Problem sei eine Folge künstlicher Zucht in Gefangenschaft. Die Zucht und Haltung von Tigern in Zoos sei hinsichtlich des Artenschutzes eine Sackgasse, weil die Tiere ohnehin nicht ausgewildert werden könnten, so Höffken.
Der Zoo Leipzig hält dagegen: Man wolle auch künftig mit „Yushka“ züchten. „Sie wird perspektivisch ihren Beitrag zum Fortbestand der Art mit einer natürlichen Aufzucht leisten können“, sagte Direktor Junhold. Er betonte, dass Pfleger die Jungtiere nicht hätten aufziehen dürfen – um „Fehlprägungen“ zu vermeiden.
2023: Zebra an Löwen verfüttert
Der Vorfall erinnert an einen Vorfall 2023: Der Zoo hatte einen gesunden Zebra-Hengst geschlachtet und an Löwen verfüttert. Auch damals hagelte es Kritik. Der Zoo-Chef verteidigte das Vorgehen damals als „geübte Praxis“.