Sie ist ein Paradies für Bücherwürmer und Leseratten: die Buchhandlung Klein in der Hauptstraße 14. Und das seit mehr als 200 Jahren, wie Inhaberin Sabina Kratt erzählt.

Denn die Buchhandlung hat eine lange Geschichte.

Mal heißt es Herder, mal Herderer, aber eines ist klar, wie Sabina Kratt recherchiert hat: Die Buchhandlung geht auf die Brüder Herder zurück.

Ursprung 1798

Wie muss man sich eine Buchhandlung im Jahr 1798 vorstellen? Denn in diesem Jahr wurde sie von Andreas und Bartholomäus Herder als Schulbuchhandlung und Verlag gegründet. Damals zuerst in der Hochbrücktorstraße, dort, wo sich heute die Volksbank befindet. „Der Verlag hat ab 1799 den Reichstadt Anzeiger und das Reichstadt Rottweilische Wochenblatt gedruckt. Der Buchmarkt war freilich noch ganz anders“, sagt Sabina Kratt.

Überwiegend Schulen hätten Schulbücher gekauft, für den Latein- und Griechischunterricht, oder auch Kommentare zu den Werken. Privatleute kauften eher Werke von Schiller, Goethe und Co.. „Aber nicht als gebundene Bücher, sondern das waren oft lose Lagen, die man dann für sich ganz individuell selbst binden ließ“, erklärt die Buchhändlerin.

Der heutige Herder Verlag ist also aus der 1798 von Bartholomäus Herder in Rottweil gegründeten Schulbuchhandlung und Druckerei entstanden. Bereits drei Jahre später wurde Bartholomäus Herder zum bischöflichen Hofbuchhändler ernannt und gründete in Meersburg am Bodensee den Verlag als Herdersche Verlagsbuchhandlung. 1808 verlegte er den Verlag nach Freiburg im Breisgau. Sein Bruder Andreas wechselte aber erst 1829 nach Freiburg.

Von Herder zu Willmann

Dann wurde die Buchhandlung von Schriftsetzer und Buchdrucker Wilhelm Willmann übernommen. „Davon gibt es sogar noch den Kaufvertrag“, sagt Sabina Kratt und zeigt das Papier. Doch Willmann musste kurze Zeit später Insolvenz anmelden, darauf übernahm Adolph Degginger den Verlag samt Buchhandlung. „Degginger hatte damals auch eine Leihbibliothek. Das war sehr innovativ“, informiert Sabina Kratt.

Nach Adolph Degginger habe für die Buchhandlung eine wilde Zeit begonnen, in die erst die Familie Dreher, die die Buchhandlung 1911 übernahm, wieder Ruhe reinbrachte.

1930 zog die Buchhandlung Dreher dann in die Hochmaiengasse (Heute „My Engele“), wo sie bis 1995 beheimatet war, ab 1995 ist sie an ihren jetzigen Standort in der Hauptstraße 14, das sind auch schon 30 Jahre.

Die Buchhandlung Klein

1979 hatte Hermann Klein die Buchhandlung übernommen. Druckerei und Verlag gab es schon längst nicht mehr. „Und seither hat die Buchhandlung eine spannende Entwicklung durchlaufen“, sagt Sabina Kratt und erzählt, dass es im Erdgeschoss zunächst Schreibwaren gab und dann auf zwei Etagen Bücher.

Doch irgendwann habe man sich ganz auf den Buchhandel fokussiert. „Und da ist die moderne Technik echt ein Segen“, so Kratt, die die Buchhandlung Anfang des Jahres von ihrem Mann übernommen hat. Früher habe man Kataloge wälzen müssen, um Titel zu finden. Fast unvorstellbar heute – dank moderner Recherchemöglichkeiten im Internet.

Aber auch ganze Bereiche seien inzwischen fast spurlos verschwunden, beispielsweise die Lexika, oder EDV-Literatur. „Aber das Buch liegt nach wie vor im Trend“, freut sich Sabina Kratt.