Der Stimmungswechsel zum Start des Ocean Race Europe 2025 hätte nicht krasser sein können. Zwei Minuten nach dem Start kam es zu einer heftigen Kollision zwischen dem Team Holcim-PRB und Allagrande Mapei. Nach einem rasanten Start in der Strander Bucht war für beide Crews das Rennen erst einmal zu Ende.
Beide Boote mussten an den Startponton zurückkehren. Ob, wann und wie sie das Rennen wieder aufnehmen können, ist noch völlig offen. Der Rumpf der Holcim war an der Backbord-Seite großflächig aufgerissen. Allagrande Mapei kehrte mit zerrissenem Code Zero, Riss im Großsegel und Schaden am Outrigger zurück.
Die Frage, wie es zu der Kollision kommen konnte, ist noch ungeklärt und wird ein längeres Hearing der Jury nach sich ziehen. Erste Bilder, die float vom Presseboot aus aufnehmen konnte, zeigen eine sehr enge Situation – komplett dokumentiert auf Instagram.
Der Kampf an der Spitze zwischen dem Team Biotherm, das die erste Wertung am Kieler Leuchtturm gewann, und dem Renn-Favoriten Paprec Arkéa auf Platz zwei geriet dabei fast zur Nebensache. Ebenso der verpatzte Start von Team Malizia mit Boris Herrmann, der deutlich hinter den Topteams über die Linie ging und sich mühsam von Rang sechs weiter nach vorn arbeiten musste.
Zerfetzte Segel stoppen die Allagrande Mapei. © Vincent Curutchet / The Ocean Race Europe 2025
Es war ein krasser Wechsel der Stimmung vor dem Public-LED-Screen, auf dem der Start des Rennens vor Hunderten von Zuschauern übertragen wurde. Gerade herrschte Ausgelassenheit und Jubel über den geglückten Start in der Strander Bucht. Eben noch bestaunten die Zuschauer den Zweikampf an der Spitze zwischen Biotherm und Paprec Arkéa, als die Kamera-Regie umschaltete und Holcim-PRB und Allagrande Mapei zeigte.
Großer Schreck beim Publikum
Aus dem respektvollen „Aahh“ angesichts der foilenden Boote wurde ein entsetztes „Oohh“ des Publikums. In einer Böe konnte die Rennyacht von Holcim-PRB den Druck nicht mehr halten, warf sich auf die Seite. Der Canting Keel war offenbar nicht in Luv, brachte nicht ausreichend aufrichtendes Moment. Gleichzeitig luvte das Team um Rosalin Kuiper kräftig an. Auf der benachbarten Allagrande Mapei gab es keinerlei Steuerreaktion.
Mit hoher Geschwindigkeit rauschte die Segelyacht unter italienischer Flagge heran. Sie verfing sich mit dem leichten Tuch des Vorsegels in der hoch aufragenden Foilspitze der Holcim-PRB. Der Code Zero ging in Stücke auf, auch das Großsegel trug einen Riss davon. Zudem krachte der Outrigger der Allagrande Mapei in die Backbordseite der Holcim-PRB, riss große Carbon-Stücke aus dem Rumpf.
Die Top-Teams kämpften zum Start um die Top-Position. © Lloyd Images / The Ocean Race Europe 2025
Mit viel Glück konnten sich die Yachten wieder voneinander befreien, drehten bei und sorgten zunächst einmal für Sicherheit an Bord. Die Crews schienen keinen Schaden genommen zu haben. Kurz schien es, als wollte Holcim-PRB das Rennen fortsetzen, während auf der Allagrande Mapei die Segel weggerollt wurden. Doch dann mussten die beiden Mannschaften diese Etappe erst einmal abbrechen und sich auf den Rückweg in den Hafen machen.
Biotherm gewinnt erste Wertung
Währenddessen hatte sich an der Spitze ein enger Kampf zwischen den Biotherm und Paprec Arkéa entwickelt. Beide Teams lieferten sich ein Bug-an-Bug-Rennen um die ersten Punkte. Biotherm erreichte schließlich das Scoring Gate am Kieler Leuchtturm nur rund zwei Bootslängen vor den ersten Verfolgern. Überraschend konnte sich hinter dem Duo das Team Kanada auf Rang 3 positionieren, bevor sich Boris Herrmann auf seiner Malizia einreihte.
Ein enges Rennen lieferten sich Biotherm und Allagrande in der Startphase des Rennens. © Vincent Curutchet / The Ocean Race Europe 2025
Bis zur Südspitze Langelands hatte sich die Malizia schließlich auf Rang 3 vorgearbeitet, während Paprec Arkéa die Spitze übernommen hatte.
Rund eine Stunde nach dem Crash erreichten die beiden beschädigten Yachten wieder den Ponton. Die Holcim-PRB hatte inzwischen ein dickes Tape über dem Leck.
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Team Malizia: Wir gewinnen das Rennen!