Berlin. Union Berlin hat das Toreschießen verlernt. Vor dem Pokalspiel in Gütersloh versuchen Spieler und Sportchef, keine Unruhe aufkommen zu lassen.
Sport-Geschäftsführer Horst Heldt hatte wohl so eine Vorahnung und relativierte den Ausgang des Testspiels gegen Olympiakos Piräus noch vor Anpfiff. „Dieses Spiel heute hat nichts mit dem Pokalauftakt in Gütersloh zu tun. Es ist absolut sinnvoll, da nicht irgendwas rauslesen zu wollen“, forderte der Sportchef von Union Berlin.
Ganz von der Hand zu weisen sind Heldts Worte sicher nicht. Möglich jedoch, dass der 55-Jährige seine Spieler wenige Tage vor dem Spiel bei Regionalligist Gütersloh nicht zusätzlich entmutigen wollte. Schließlich dürften die vier torlosen Testspiele zum Abschluss der Vorbereitung genug auf die Stimmung drücken.
Union Berlin: Vier Spiele, kein Tor – „Das hat keine Aussagekraft“
Horst Heldt, Geschäftsführer Sport von Union Berlin
© Andreas Gora/dpa | Andreas Gora
Auf das 0:1 gegen Schweinfurt, Greuther Fürth und Espanyol Barcelona folgte nun also auch noch ein 0:1 gegen Olympiakos Piräus. Selbstbewusstsein tanken sieht anders aus. „Das darf man nicht überbewerten. Das hat keine Aussagekraft“, befand Heldt und versuchte, erst gar keine Unruhe aufkommen zu lassen.
Trotzdem: Dass die Sturmflaute weiterhin die größte Baustelle im Unioner Spiel ist, kann bei allem Optimismus auch in Köpenick niemand leugnen. Vier Tage bleiben Steffen Baumgart noch, um die offensive Durchschlagskraft seiner Mannschaft zu verbessern. „Ich will nicht sagen, dass wir harmlos sind vor dem Tor, aber nicht kaltschnäuzig genug. Dass du das Spiel auch anders hättest gestalten können, interessiert irgendwann nicht mehr“, urteilte Baumgart.
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Dieser Neuzugang ist Unions Tor-Hoffnung
Fehlende Durchsetzungsfähigkeit im Spiel nach vorn, unsaubere Pässe und teils verschenkte Abschlüsse ziehen sich wie ein roter Faden durch das Offensivspiel der Berliner. Stattdessen probiert man es immer wieder vergeblich aus der Distanz. Schon in der Vorsaison stellte man mit gerade einmal 35 Toren den dritt-harmlosesten Sturm der Liga.
Einer, der den Köpenicker Angriff mit seiner Schnelligkeit beleben soll, ist eigentlich Neuzugang Oliver Burke. Gegen Piräus startete er von Beginn, fiel kaum auf und wurde in der 62. Minute für Ilyas Ansah ausgewechselt. „Beide verfügten über eine enorme Wucht und Schnelligkeit, sagte Heldt.
Davon war gegen extrem schwache Griechen, die durch Chiquinhos Sonntagsschuss (74. Minute) das Spiel für sich entschieden, nur wenig zu sehen. „Wir sind noch nicht in der Phase, in der Ergebnisse zählen. Es ist eben nur eine Vorbereitung und keine schlimme Situation. Es geht erst nächste Woche für uns los“, beschwichtigte Ansah.
Spielt Union wieder gegen den Abstieg?
Schon vor dem Bundesliga-Auftakt am 23. August gegen den VfB Stuttgart ist klar: Die Saison steht und fällt mit der defensiven Stabilität. Wenn die Unioner Abwehr bröckelt, wird es extrem ungemütlich.
Mit aller Macht die Klasse zu halten, geben die Verantwortlichen schon jetzt als klares Ziel aus. „Realistisch gesehen ist es so, dass es herausragend gut ist, wenn wir die Liga halten. Es geht nicht um Understatement. Es geht darum, sich richtig einzuordnen“, sagte Heldt.
dpa