Standdatum: 10. August 2025.

Autorinnen und Autoren:
Alexander Schnackenburg

Mehrere Taxis stehen in einer Schlange.

Die Taxifahrer fühlen sich im Wettbewerb mit Uber und Co benachteiligt. Der Grund: Taxis sind an feste, behördlich festgelegte Tarife gebunden.

Bild: Imago | Michael Gstettenbauer

Taxiunternehmen fühlen sich durch Mietwagen-Plattformen wie Uber benachteiligt. Uber hingegen spricht von Zusammenarbeit. Darum geht es in dem Streit.

Taxifahrer sprechen von einem „Dumping-Wettbewerb“ zulasten der Taxiunternehmen. Uber dagegen spricht von hohen Taxipreisen zulasten der Kunden. Im Streit zwischen Taxiunternehmen einerseits und Mietwagen-Plattformen wie Uber gibt es derzeit kaum Bewegung. Auch mehr als eine Woche nach den bundesweiten Protesten der Taxifahrer gegen die billigere Konkurrenz ist keine Lösung des Konflikts in Sicht. Weshalb aber ist der Streit überhaupt entbrannt? Zu den Hintergründen:

Wieso haben Anfang des Monats Taxifahrer in vielen deutschen Städten, darunter in Bremen, gegen Mietwagen-Plattformen wie Uber demonstriert?

Die Taxifahrerinnen und Taxifahrer fühlen sich im Wettbewerb mit Uber und Co benachteiligt. Der Grund: Taxis sind an feste, behördlich festgelegte Tarife gebunden. Zudem müssten sie für alle Fahrten Taxameter einsetzen, sagt Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen.

Das Finanzamt sitzt quasi mit im Fahrzeug.

Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen

Fahrdienste, die Mietwagen vermitteln, sind weder an Tarife gebunden noch müssen sie ein Taxameter mitlaufen lassen. Ihre Preise sind Verhandlungssache. Dadurch sehen sich Taxiunternehmen im Nachteil. Der Bundesverband Taxis und Mietwagen fordert daher „die Einführung von Mindestbeförderungsentgelten für alle Fahrdienste statt nur für das Taxi“. So könne man einem Dumping-Wettbewerb zu Lasten der Fahrerinnen und Fahrer Einhalt gebieten. Zudem fordert der Verband die gleichen Aufzeichnungspflichten
wie für Taxis für alle Fahrdienste.

Ein Mann steigt in einen Mietwagen mit einem Schriftzug des Mobilitätsdienstleisters und Fahrtenvermittlers Uber ein.

Einigen Taxifahrern ein Dorn im Auge: ein Wagen von Uber.

Bild: dpa | Sebastian Gollnow

Wie viele Taxis und Mietwagen gibt es im Land Bremen?

Laut Aygün Kilincsoy, Sprecher des Verkehrsressorts, gibt es in der Stadtgemeinde Bremen (Stand: Anfang Juli) 465 Taxis und 261 Mietwagen, in Bremerhaven (Stand: 12. Mai) 98 Taxis und 43 Mietwagen.

Wichtig ist Kilincsoy der Hinweis, dass zu den Mietwagen in der Stadtgemeinde Bremen nicht nur die für Uber tätige Unternehmen zählen, sondern auch solche, die Krankenfahrten, einen Limousinenservice oder Flughafentransfers anbieten.

Was kosten Taxifahrten in Bremen und Bremerhaven, und wer legt diese Preise fest?

In der Stadtgemeinde Bremen legt die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung die Preise fest, in Bremerhaven der Magistrat. In beiden Städten gibt es eine entsprechende „Taxentarifverordnung“. In Bremen beträgt der Mindestfahrtpreis demnach 4,80 Euro. Hinzu kommen 2,70 Euro pro Kilometer. Überschreitet die Fahrt eine Strecke von zehn Kilometern, so wird der Kilometer-Preis in der Folge günstiger, fällt auf 2,30 Euro pro Kilometer.

Bremerhaven unterscheidet bei den Taxipreisen zwischen der Uhrzeit. In der Zeit von 6 bis 23 Uhr beträgt der Fahrpreis 2,40 Euro pro Kilometer. Überschreitet die Fahrt eine Strecke von zehn Kilometern, so kostet die Fahrt zwei Euro pro Kilometer. Zwischen 23 und 6 Uhr beträgt der Preis 2,60 Euro pro Kilometer.

Sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven kann sich der Preis durch Wartezeiten etwa im Stau erhöhen – in Bremen um zehn Cent pro 9,47 Sekunden (38 Euro je Stunde) und in Bremerhaven um zehn Cent pro 10,29 Sekunden (35 Euro je Stunde). Zudem gibt es in beiden Städten Zuschläge für Großraumfahrzeuge. Sie liegen in Bremen bei 8,50 Euro und in Bremerhaven bei sieben Euro.

Zahlreiche Taxis stehen am Bremer Hauptbahnhof.

Taxis am Bremer Hauptbahnhof. Anders als die Mietwagen ohne Taxi-Zulassung dürfen sie an ständigen öffentlichen Plätzen auf Kunden warten.

Bild: dpa | Sina Schuldt

Dass Taxiunternehmen Konkurrenz durch Mietwagen-Anbieter haben, ist nicht neu. Wieso laufen sie jetzt dagegen Sturm?

Weil sich der Wettbewerb aufgrund des technischen Fortschritts verändert hat – zum Nachteil der Taxiunternehmen, sagt zumindest Oppermann: „Die entscheidende Veränderung ist die Digitalisierung des Kunden durch die weite Verbreitung von Smartphones.“ So habe es zwar auch früher schon Funkmietwagen gegeben. Die spontane Beförderung von Fahrgästen sei aber im Wesentlichen dem Taxi vorbehalten gewesen. Denn nur das Taxi dürfe als Teil des öffentlichen Verkehrs auf der Straße bereitstehen.

Jetzt aber könnten Kunden, statt ein Taxi heranzuwinken, einfach über eine App spontan einen Mietwagen bestellen – und sind daher für die spontane Fahrt nicht mehr zwingend auf Taxis angewiesen. „Dagegen ist nichts zu sagen, aber dieser Veränderung muss die Regulatorik Rechnung tragen“, findet Oppermann.

Was sagt Taxi-Konkurrent Uber, seit 2024 auch in Bremen aktiv, zu den Forderungen der Taxiunternehmen?

„Die Taxipreise in Deutschland sind bereits sehr hoch“, sagt Uber-Sprecher Oliver Fritz. Auch wegen dieser Preise seien Taxis nur zu einem Viertel ausgelastet, wohingegen die Auslastung bei Mietwagenunternehmen bei 50 Prozent liege.

Fritz glaubt nicht, dass Mindestpreise für Mietwagen den Taxis zugute kämen. Eher würden viele Leute wieder vermehrt mit dem eigenen Auto fahren. Entsprechend halte er nichts von einer Regulierung für Mietwagenunternehmen. Statt dessen setzte sich Uber dafür ein, „dass Taxipreise durch flexible Vorab-Preise liberalisiert werden“. Auf diese Weise könnten Taxiunternehmen ihre Umsätze steigern.

Im Übrigen sehe sich Uber „als Partner der deutschen Taxibranche“. „Deutschlandweit kooperieren wir bereits mit mehreren Tausend Taxifahrern und die Anzahl ist stark steigend“, so Fritz. Für Taxifahrer habe die Vermittlung über die Uber-App zahlreiche Vorteile: Sie könnten sich zusätzliche Erlösquellen erschließen und von der hohen Nachfrage der internationalen Uber-Community profitieren: „Mit unserer Technologie wollen wir den Taxiunternehmen helfen, ihre Auslastung und Umsätze zu erhöhen.“

Information zum Thema
Taxis und Mietwagen – das sind die Unterschiede

Der wichtigste Unterschied zwischen einem Taxi und einem Mietwagen mit Fahrer besteht darin, dass das Taxi Teil des öffentlichen Personennahverkehrs ist und damit dem Personenbeförderungsgesetz unterliegt. Daher sind Taxis grundsätzlich zur Beförderung aller Fahrgästen verpflichtet, müssen auch kurze Strecken fahren und den kürzesten Weg wählen. Die Kommunen halten für sie, ähnlich wie für Omnibusse, Plätze im öffentlichen Verkehr frei. Ihre Tarife werden von Gebietskörperschaften (wie dem Bremer Senat oder dem Bremerhavener Magistrat) vorgeschrieben. Man erkennt ein Taxi an dem leuchtenden Schild auf dem Dach, das bei freien Taxis weiß leuchtet und bei besetzten entweder ausgeschaltet ist oder rot leuchtet.

Mietwagen mit Fahrer sind dagegen kein Bestandteil des öffentlichen Personenverkehrs. Daher genießen sie weniger Privilegien, haben aber auch weniger Pflichten. Sie müssen nicht jeden befördern und auch nicht jede noch so kurze Strecke fahren. Auch gelten für sie keine Tarife. Für sie gilt lediglich eine „Rückkehrpflicht“: Sie müssen zum Betriebshof zurückkehren, wenn sie eine Person befördert haben, es sei denn, sie haben während der Fahrt einen neuen Auftrag erhalten. Die Eingänge ihrer Beförderungsaufträge müssen sie dokumentieren.

Quellen: ADAC, Industrie- und Handelskammer Rheinhessen

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Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Vier, Vier News, 2. Juli 2025, 13 Uhr