Am Sonntag, 17. August, findet auf dem Marktplatz Rheydt eine Kirmes statt – allerdings keine ganz konventionelle. Zwar gibt es auch bei dieser Veranstaltung laute Schlagermusik und süße Lebkuchenherzen – die Hauptattraktion an dem Tag wird allerdings aus Pappe und Farbe bestehen. Die zwei Künstler Katze Greeven und Todor Joe Musev laden zu einer Mitmachaktion auf dem Marktplatz ein. Bei ihrer „kleinsten Rheydter Kirmes“ wollen die beiden mit der Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern 7000 selbst gebastelte E-Scooter auf den Platz schütten – und diese noch dazu mit 7000 individuellen Beschwerden versehen.

Die zwei sind die aktuellen Stipendiaten des Residenzprogramms „ÜbenÜbenÜben3“, das von der Montag-Stiftung Kunst und Gesellschaft und dem Kulturbüro gefördert wird. Im jährlichen Wechsel stehen ausgewählten partizipativ arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern zwei Wohn- und Atelierräume im Maria-Lenssen-Areal zur Verfügung. Ziel ist es, gemeinsam mit den Menschen vor Ort ein Kunstprojekt zu erarbeiten – und dieses bei der Residenz umsetzen.

Für ihre Zeit in Rheydt haben Greeven und Musev nun gemeinsam die fiktive „Agentur für was im Raum steht“ gegründet. Sie wollen Gegenstände in Gesprächsanlässe verwandeln und „zwischen Nachbarn, zurückgelassenen Eisbechern, aktiven Stadtobjekten und leerstehenden Räumen“ vermitteln. Über allem steht die Frage, welche Themen die Menschen in Rheydt beschäftigen.

Für ihre „kleinste Rheydter Kirmes“ haben Greeven und Musev Bürgerinnen und Bürger nun dazu aufgerufen, ihnen persönliche Beschwerden zu schicken – zum Beispiel zu Dingen, die den Anwohnern im Viertel, dem alltäglichen Leben oder auch negativ an sich selbst auffallen. Die E-Scooter werden aus Pappe und Papier gebastelt – jeder soll dann mit einer Beschwerde versehen werden. Außerdem haben die beiden ein Lied im Schlager-Style geschrieben. „Opa sagt, früher war hier alles schick“, heißt es unter anderem in „Rollé, Rollé, Rollé“. Und: „Lass deinen Ärger rollen, auf der kleinsten Rheydter Kirmes – seid dabei, lass es raus und schrei.“ Und auch Lebkuchenherzen dürfen bei einer echten Kirmes natürlich nicht fehlen. Die, die Greeven und Musev vorbereitet haben, sehen allerdings etwas anders als die normalen Kirmes-Gebäckstücke aus. „RIP Rheydt“ steht in kunterbunter Zugergussschrift darauf, „I love Lithium“, oder auch: „Stadtverdruss statt Stadtgenuss“.

Info Die Kunstaktion findet am Sonntag, 17. August, von 12 bis 20 Uhr auf dem Marktplatz Rheydt statt. Die Residenz von Katze Greeven und Todor Joe Musev geht noch bis September. Wer Einblicke in die sonstige Arbeit der beiden bekommen möchte, kann auf Instagram unter „uebenuebenueben_mg“ mehr erfahren.