Bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen sind mehrere Mitarbeiter von Al-Dschasira getötet worden. Wie der in Katar ansässige Sender unter Berufung auf das Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt mitteilte, sind der Al-Dschasira-Korrespondent Anas al-Scharif sowie vier weitere Mitglieder seines Teams gestorben. Der israelische Angriff habe ein Zelt für Journalisten vor dem Haupttor des Krankenhauses getroffen.
Der 28-jährige Al-Scharif sei ein „bekannter arabischer Korrespondent von Al-Dschasira gewesen und berichtete ausführlich aus dem Norden des Gazastreifens“, teilte der Sender mit. Neben Al-Scharif seien auch der Al-Dschasira-Korrespondent Mohammed Kreikeh und die Kameramänner Ibrahim Saher und Mohammed Nufal bei dem Angriff getötet worden.
Dieser Screenshot von AFPTV zeigt Anas al-Sharif von Al-Jazeera während eines AFP-Interviews in Gaza-Stadt am 1. August 2024. © -/AFP/AFPTV/AFP/Getty Images
Das israelische Militär bestätigte den Angriff und teilte mit, Al-Scharif habe sich zwar „als Journalist ausgegeben“, sei jedoch Anführer einer Terrorzelle der Hamas gewesen. Er sei mitverantwortlich gewesen für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und Soldaten, hieß es unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Der arabische Sender sagte, das israelische Militär habe keine von unabhängigen internationalen Stellen verifizierten Unterlagen vorgelegt, die diese Behauptung belegen würden.
„Journalisten sind Zivilisten und dürfen niemals angegriffen werden“, teilte Sara Qudah, Regionalchefin des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ), mit. Sie warf Israel vor, wiederholt einen Journalisten in Gaza ohne glaubwürdige Beweise als Terroristen zu beschuldigen. Bereits im vergangenen Monat hatte das Komitee gesagt, es sei um die Sicherheit von Al-Scharif besorgt. Er sei ein „Ziel einer Verleumdungskampagne durch das israelische Militär“, teilte CPJ mit. Auch die UN-Sonderberichterstatterin zu Meinungsfreiheit, Irene Khan, hatte von Israel erhobene Vorwürfe gegen Al-Scharif zurückgewiesen.
Journalisten ist der Zutritt zum Gazastreifen untersagt
Ausländischen Journalisten ist der Zutritt zum Gazastreifen seit Kriegsbeginn weitgehend verboten. Einheimische Reporter berichten aber von dort. Seit dem Beginn des Kriegs sind nach einer Zählung von CPJ mindestens 186 Journalisten gestorben. Mindestens 178 von ihnen waren Palästinenser und wurden bei israelischen Angriffen getötet.
© Lea Dohle
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Vor einem Jahr hatte das israelische Militär zwei Journalisten von Al-Dschasira im Gazastreifen getötet. Israel erhob nach dem Tod von Ismail al-Ghoul und seinem Kameramann Rami al-Rifi den Vorwurf, der Korrespondent des Senders sei Teil der Hamas gewesen. Der Leiter des Al-Dschasira-Büros in Ramallah und Jerusalem, Walid al-Omari, wies die Anschuldigung zurück. Al-Dschasira betrachte „die Behauptungen und Lügen als einen unverhohlenen Versuch, die Verfolgung von Journalisten im Gazastreifen zu rechtfertigen“, sagte Al-Omari und kündigte rechtliche Schritte an.
Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen Israel und Al-Dschasira angespannt. In Israel besteht aktuell ein Sendeverbot gegen den katarischen Sender. Ermöglicht wurde dies durch ein im April beschlossenes Gesetz, welches das Verbot ausländischer Medien vorsieht, die als schädlich für die Sicherheit Israels angesehen werden. Israels Kommunikationsminister Schlomo Karhi hatte Al-Dschasira als „ein Sprachrohr des Terrorismus im Dienste der Hamas“ bezeichnet. Der Sender weist die Anschuldigungen zurück.
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