Nach zahlreichen Polizeieinsätzen an einer Roma-Unterkunft in Berlin-Schöneberg fordert GdP-Sprecher Benjamin Jendro mehr Befugnisse für die Behörden: Wer sich dauerhaft nicht an Regeln halte, dürfe nicht länger in öffentlichen Unterkünften leben.
Ein seit Jahren schwelender Nachbarschaftskonflikt in Berlin-Schöneberg spitzt sich zu. Anwohner rund um das „BB Hotel Berlin“ in der Fuggerstraße berichten von zunehmender Gewalt, Lärmbelästigung und Verwahrlosung im Kiez. Seit 2020 wird das Hotel regelmäßig im Sommer vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg zur Unterbringung von Roma-Familien aus Südosteuropa genutzt – vornehmlich aus Bulgarien und Rumänien. Die Situation belastet das Viertel zunehmend. Über die Zustände berichtete zunächst der Berliner „Tagesspiegel“.
Ein Vorfall Anfang Juli sorgte für besondere Aufmerksamkeit: Tobias Schneider, Anwohner der Fuggerstraße, wurde nach einem Wortwechsel von Jugendlichen aus der Hotelgruppe mit einem Pflasterstein beworfen. Die Tat wurde auf Video dokumentiert, Schneider erstattete Anzeige. Es ist nicht der erste Zwischenfall.
Laut Polizei verzeichnete die Adresse allein im Zeitraum Juli 2024 bis Juni 2025 über 100 Einsätze. Die Liste reicht von Lärmbeschwerden über Körperverletzungen bis zu Betrugsverdacht.
Die Infrastruktur im Kiez, einst als sicherer Ort für LGBTQ+ bekannt, leidet dem Bericht des „Tagesspiegel“ zufolge. Ein Barbesitzer und ein Jogger seien angegriffen worden. Viele Nachbarn fühlten sich alleingelassen, dokumentierten Vorfälle in WhatsApp-Gruppen und dächten darüber nach, wegzuziehen: „Ich käme selber nie auf den Gedanken, aber die ersten Nachbarn wählen deswegen AfD“, zitiert das Blatt einen Anwohner.
Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, Benjamin Jendro, berichtet von permanenten Vorfällen: „Es kommt ja nicht nur alle paar Tage zu einem Polizeieinsatz. Wir haben zwei bis drei Einsätze jeden Tag“, sagte Jendro im Interview mit WELT TV.
Die Bezirksregierung in Tempelhof-Schöneberg wolle nicht wahrhaben, dass die dort lebenden Menschen die EU-Freizügigkeit als „Freizügigkeit bei Sozialleistungen“ auslegten. Zwar dürfe jeder seinen Wohnsitz in der EU frei wählen, sagte Jendro, aber: „Wir müssen feststellen, dass es seit ein paar Jahren so geht. Die Betreiberin des Hotels macht sich einen Reibach. Man könnte schon mal überprüfen und dafür sorgen, dass nicht so viele Menschen dort untergebracht sind, sondern vielleicht auch verteilt werden.“
Diejenigen, die nach Deutschland kämen, müssten sich an Gesetze und Normen halten, forderte Jendro: „Wir reden da über Straftaten. Da werden bewusst Leute klauen geschickt. Wir reden über Ruhestörungen, Körperverletzungen, Bedrohungen.“ Ein Rechtsstaat könne die EU-Freizügigkeit entziehen, wenn die innere Sicherheit gefährdet sei: „Wir müssen darüber reden, dass wir vielleicht nicht unbedingt Anreize schaffen, dass diese Menschen herkommen.“
Der Bezirk sehe die Probleme möglicherweise nicht, sagte Jendro, doch Passanten und Polizisten schon. Dabei könnte diese sehr wohl aktiv werden: „Die Politik könnte dafür sorgen, dass nicht alle Menschen in diesem Hotel untergebracht werden. Dann hätten wir nicht so einen Punkt der Verwahrlosung.“
Nicht das einzige Hotel mit diesen Problemen
Die Polizei sei da machtlos, es seien andere Behörden zuständig, um solche Kriminalitätsschwerpunkte zu überprüfen, betonte Jendro: „Es ist nicht das einzige Hotel in unserer Stadt, in dem Leute so massenhaft untergebracht sind. Wie können auf einer Etage mit zwei Zimmern 50 Leute untergebracht sein?“
Jendro sieht Missstände in Deutschland und in der Hauptstadt zusammenkommen. In der Hauptstadt sei nicht nur die Polizei „kaputtgespart“ worden, auch die Ordnungsämter seien nicht gut genug ausgestattet: „Jetzt haben sich die Bürger bei der Presse beschwert. Da müssen wir ganz ehrlich sein, in dieser Stadt passiert erst etwas, wenn wirklich was passiert ist. Wenn ein Mensch stirbt. So wie etwa im Straßenverkehr.“ Die Bezirkspolitik dürfe in diesem Fall nicht erst reagieren, wenn es zu spät sei, forderte Jendro.
Das Bezirksamt sagte dem Medienbericht zufolge, es gebe „tagtäglich eine soziale Herausforderung“. Unterstützung habe man beim Verein „Amaro Foro“ gesucht, der sich für Roma-Rechte einsetzt. Eine Hausversammlung habe stattgefunden, Beschwerden der Anwohner seien ernst genommen worden. Gleichwohl bleibe die Lage angespannt – nicht zuletzt, weil viele Bewohner offenbar nur saisonal in der Unterkunft leben und im Winter verschwinden.
Die Inhaberin des Hotels, das keine Verbindung zu der bekannten Hotelkette B&B hat, äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Das Gebäude ist nicht für Touristen buchbar, sondern dient allen Berliner Bezirken als Notunterkunft. Laut Bezirksamt erhalten Betreiber bis zu 54 Euro pro Person und Tag – ein lukratives Geschäftsmodell.
krö