„40 auf den Hauptstraßen und ganz konsequent in allen anderen Bereichen Geschwindigkeit 30“: Das wünscht sich OB Klopfer für Esslingen. Foto: Roberto Bulgrin
Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer spricht sich für Tempo 30 und 40 im Stadtgebiet aus. Braucht Esslingen das?
Tempo 50, 40 oder doch 30? Esslingens Straßen bilden für manche Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer einen nicht ganz überschaubaren Flickenteppich verschiedener Geschwindigkeitsbegrenzungen. Nach Ansicht des Oberbürgermeister Matthias Klopfer ginge das einfacher. Im Interview mit Stern-TV erklärt er seinen Lösungsvorschlag für die Straßen der Stadt: „40 auf den Hauptstraßen und ganz konsequent in allen anderen Bereichen Geschwindigkeit 30.“
Die Begründung dafür liefert der OB in heftigen Worten mit: „Wir zahlen in Deutschland einen unglaublich hohen Blutzoll für unser Verkehrsverhalten.“ Aber wie sieht es mit Geschwindigkeitsbegrenzungen konkret in Esslingen aus? Wie ist es zu dem Tempo-Flickenteppich gekommen und was bewirkt er?
Lärm und Sicherheit als Gründe für Tempo 30 in Esslingen
Für Geschwindigkeitsbegrenzungen im Esslinger Stadtgebiet gibt es mehrere Gründe. Zum einen muss die Stadt dem Lärmaktionsplan folgen, der regelmäßig fortgeschrieben wird. Erst im April dieses Jahres hatte der Gemeinderat beschlossen, dass auf drei Hauptverkehrsadern der Stadt Tempo 30 gelten soll. Eine Wahl habe die Stadt dabei nicht: Wenn der Lärm in einer Straße gesundheitsgefährdend wirkt, ist sie in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen.
Geschwindigkeitsbegrenzungen sollen auch für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen – für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nachdem eine Mutter und ihre zwei Söhne im Stadtteil Weil im Oktober letzten Jahres von einem Auto erfasst und getötet wurden, reagierte die Stadt. Seit Dezember gilt in der Weilstraße, in der der Unfallort liegt, Tempo 30. Auch damals bekannte sich Klopfer zu einem Tempolimit von 30 Stundenkilometern innerhalb geschlossener Ortschaften: „Tempo 50 sollte die Ausnahme sein.“
„Hoher Preis“: Zahl der Verkehrsunfälle im Kreis Esslingen steigt
Stadtweit das Tempolimit zu ändern, sei aber nicht einfach, sagte Brigitte Länge, Leiterin des Esslinger Ordnungs- und Standesamts, im April. „Weil es die Straßenverkehrsordnung nicht hergibt.“ Grund sei, dass eine Abweichung von der bundesweit innerorts vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde immer rechtlich begründet werden müsse. Hinzu kämen Auswirkungen, die alle Temporeduzierungen mit sich bringen würden. Beispielsweise müssten die Schaltzeiten von Ampeln angepasst werden sowie die Fahrtzeiten und -pläne von Bussen.
Ob in Esslingen weitere Tempogrenzen angepasst werden und wie sich das auf den Verkehr auswirken könnte, ist aktuell noch unklar. Klar ist dagegen: Die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Esslingen steigt seit dem Jahr 2020 kontinuierlich an. Das zeigt der Verkehrsunfallbericht des Polizeipräsidiums Reutlingen für das Jahr 2024. Demnach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 14 879 Unfälle registriert – 475 mehr als im Vorjahr. Eine häufige Unfallursache ist dabei überhöhte Geschwindigkeit.