Mit den Herausgebern Ulrich Nieß, bis vor zwei Jahren Leiter des Marchivums, und Heiner Bernhard, seit zwei Jahren Leiter des Vereins, sind beide Einrichtungen vertreten. Die beiden Editoren werden gemeinsam mit Helen Heberer durch den Abend führen und versprechen „eine vergnügliche Lesereise“.
Das Buch geht zurück auf den 75. Geburtstag des Vereins, der im vergangenen Herbst mit einem historischen Symposium begangen wurde. Die Vorträge, die bei dieser Gelegenheit gehalten wurden, bilden nun die Kapitel im Buch, das um weitere Beiträge ergänzt wurde.
Der historische Hintergrund
„Für die Existenz unseres Vereins“, erläutert Bernhard, sei es entscheidend, „dass es die Kurpfalz nicht mehr gibt.“ Seit 1798 bereits, seit Frankreich ihre linksrheinischen Gebiete annektierte und dies auch das Ende der Herrschaft der Kurfürsten aus dem Hause Wittelsbach bedeutete. Die Territorien der Kurpfalz wurden damals zwischen Baden, Bayern, Hessen und Preußen aufgeteilt, und diese Aufspaltung in einen links- und einen rechtsrheinischen Teil besteht seitdem fort. Mit der Gründung der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie sozusagen noch zementiert. Kein anderes deutsches Ballungsgebiet ist seither so von Ländergrenzen durchschnitten wie der Rhein-Neckar-Raum. Dennoch definierten die Menschen in dieser Region sich als Kurpfälzer, sagt Bernhard, bis 2018 Oberbürgermeister von Weinheim. In ihrem Denken, Fühlen und Sprechen sei die Kurpfalz bis heute präsent.
Den historischen Hintergrund vermittelt das ansprechend bebilderte Buch weniger über Geschichten als über Geschichte. Bernhard selbst berichtet von der alten Kurpfalz, die zeitweise das bedeutsamste der sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation war, und von den maßgeblichen Schritten in der links- und rechtsrheinischen Zusammenarbeit, von der 1951 gegründeten kommunalen Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar über den 1968 entstandenen Raumordnungsverband bis zur Aufnahme in den Kreis der Europäischen Metropolregionen im Jahr 2005.
Prominente Autoren
Auf den Spuren der ältesten Kurpfälzer begibt sich Wilfried Rosendahl, der Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen, in die Altsteinzeit beziehungsweise in das Jahr 1907, als der Homo heidelbergensis entdeckt wurde, der nach wie vor eine wichtige Position in der Entwicklungsgeschichte des Menschen einnimmt. Frieder Hepp, Direktor des Heidelberger Kurpfälzischen Museums, nimmt sich des „Winterkönigs“ Friedrich V. an, der Mannheimer Historiker Hiram Kümper der Wirtschaftspolitik von Kurfürst Carl Theodor und Alexander Schubert, als Geschäftsführer des Historischen Museums der Pfalz in Speyer der dritte Museumsdirektor in der ansehnlichen Autorenliste, König Ludwig I. von Bayern.
Immerhin einige Jahre verbrachte der Wittelsbacher, den man gemeinhin eher mit München verbindet, in der Kurpfalz, in Mannheim, Schwetzingen und Heidelberg, ehe der Umzug nach München das Ende der Kindheit des 13-jährigen Kronprinzen bedeutete. Gut vier Jahrzehnte später erwarb er die Rheinschanze, die zu seinen Ehren in Ludwigshafen umbenannt und zur Stadt ausgebaut wurde. Und noch einmal wenige Jahre darauf ließ er die Villa Ludwigshöhe über Edenkoben errichten.
Der Ko-Herausgeber Ulrich Nieß schließlich befasst sich in dem 120 Seiten starken Band mit der Geschichte der Industrialisierung in der Region, die von Bad Bergzabern bis in den Neckar-Odenwald-Kreis und von der Bergstraße bis nach Sinsheim reicht, die „immer zusammen gedacht und als ein gemeinsames Ganzes begriffen werden muss“, wie er schreibt.
Termin
Das Buch wird am Mittwoch, 13. August, 18 Uhr, im Marchivum in Mannheim, Archivplatz 1, vorgestellt.