Auf den Gleisflächen sollen Wohnungen gebaut werden. Das soll vorerst verhindert werden. Foto: Wilhelm Mierendorf
Der Vorsitzende Rolf Gaßmann lässt kein gutes Haar am Vorhaben, die Planung für das Rosensteinviertel zu torpedieren. Dort müssten zwingend Wohnungen gebaut werden.
Wer die Wohnungsnot in Stuttgart ernst nehme, dürfte den Wohnungsbau auf frei werdenden Gleisflächen nicht verhindern oder auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Das sagt der über das geplante Bürgerbegehren verschiedener Initiativen gegen die zeitnahe Planung und Bebauung des Rosensteinviertels hinter dem Bonatzbau erboste Vorsitzende des Mietervereins, Rolf Gaßmann. Er verweist auf das Fehlen „von Zehntausenden Wohnungen“, und dass die Knappheit die Mieten nach oben treibe. Wer aber in der Stadt keine bezahlbare Wohnung finde, müsse in die Region ziehen und weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. Die Zahl der Pendler habe seit 2020 um rund 19 000.
Pendler verschmutzen die Luft
Den Hinweis der Initiatoren des Bürgerbegehrens „Mehr Bahnhof – mehr Zukunft“ – der Bund für Umwelt und Naturschutz, der Verkehrsclub Deutschland, das Klima- und Umweltbündnis, das Aktionsbündnis gegen S 21, die Fraktionsgemeinschaft Die Linke-SÖS-Plus sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund und Verdi – man dürfe das Gleisbett wegen seiner Bedeutung für die Bildung und den Transport von Kaltluft nicht zubetonieren, kontert er mit dem Hinweis auf die Umweltverschmutzung, die Pendler produzierten. Es sei unehrlich, wenn einerseits die Wohnungsnot beklagt werden, dann aber die Wohnbebauung auf dem „A 2“ genannten Gelände zwischen Bahnhof und Wolframstraße blockiert werde.
Die Initiatoren, die bis Oktober 20 000 Unterschriften sammeln wollen, um den kürzlich gefassten Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Rosensteinviertel“ zu kippen, wollen die Gleisflächen erhalten, weil sie den Tiefbahnhof für zu gering dimensioniert erachten. Zudem geht es darum, die geplante jahrelange Kappung der Gäubahn durch den Erhalt oberirdischer Gleise zu verhindern.
Wohnungsbestand zu gering
Allein von 2020 bis 2024 sei die Zahl der Haushalte in Stuttgart um mehr als 38 000 gestiegen, sagt Gaßmann – der Wohnungsbestand aber nur um rund 5000. Er erinnert daran, dass das geplante Wohngebiet „Viesenhausen“ zwischen Mühlhausen und Kornwestheim auch deshalb nicht realisiert worden sei, weil 1994 erste Ideen für das Rosensteinviertel entstanden.
Auch die Behauptung, auf den Gleisflächen könne wegen der hohen Erschließungskosten gar kein bezahlbarer Wohnraum entstehen, hält er für falsch. Die Stadt sei im Besitz der Grundstücke und habe es deshalb in der Hand, durch vergünstigte Abgabe mit Preis- und Belegungsbindungen leistbaren Wohnungsbau zu ermöglichen. Auch der Verweis auf Alternativflächen wie den Stöckach oder das IBM-Areal in Vaihingen sei nicht schlüssig, denn es brauche alle verfügbaren Flächen, um den Fehlbestand von rund 30 000 Wohnungen zu beseitigen.