Obwohl sie selten pünktlich startet und noch seltener pünktlich ankommt, nutzen immer mehr Menschen die Bahn. Im Fernverkehr rechnet der Staatskonzern mit einem deutlichen Anstieg der Fahrgäste. Besonders zwischen Großstädten, wie Hannover und Hamburg.

Die Strecke zwischen der Hansestadt und der niedersächsischen Landeshauptstadt ist aktuell überlastet. Weil sich Regionalbahnen, Güterverkehr und ICEs die Strecke teilen, kommt es oft zu Störungen im Netz, die Verbindung zwischen den beiden Städten ist eine der unpünktlichsten im Land. Die Frage ist: Neubau oder Ausbau? Die Bahn hatte das in einem Gutachten prüfen lassen und entschied sich jüngst für einen Neubau mit neuem Verlauf.

Warum der Neubau überzeugt

Der geplante Streckenausbau zwischen Hamburg und Hannover.
Grafik: dpa-infografik

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Die Argumente: Um den bis 2030 geplanten „Deutschlandtakt“ zu schaffen, geht es gar nicht anders. Durch eine eigene Trasse käme es im Fernverkehr seltener zu Störungen und es könnten mehr Fernzüge zwischen Hannover und Hamburg verkehren. Und weil die Züge einen kürzeren Weg nehmen und dabei auch schneller fahren könnten, würde sich die Fahrzeit um etwa 15 Minuten auf unter eine Stunde verkürzen.

Anwohner protestieren, Politiker knicken ein

Doch wenig überraschend gab es Proteste von Anwohnern am geplanten Neubauabschnitt. Verständlich! Die örtlichen Bundestagsabgeordneten bringen sich deshalb nun gegen den geplanten Neubau in Stellung. Man werde bei der notwendigen Abstimmung im Bundestag nicht zustimmen, drohten mehrere.

Anwohner sind nicht begeistert vom geplanten Neubau der Bahnstrecke zwischen der Hansestadt und der Landeshauptstadt.
Foto: dpa/ Jonas Walzberg

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So wird das nichts mit dem Infrastrukturausbau!

Stattdessen solle man die bestehende Strecke ausbauen, wie es in einem Bürgerdialog beschlossen worden sei, sagt beispielsweise Vizekanzler Lars Klingbeil. Das ginge schneller und wäre auch günstiger als die veranschlagten 6,7 Milliarden Euro für den Neubau, wäre aber „deutlich unterdimensioniert“, sagt die Bahn.

Die Debatte scheint vertraut: Egal ob Windräder, Leitungsausbau oder eben die Bahnmodernisierung – ständig werden Großprojekte wegen regionaler Befindlichkeiten zurückgestutzt. Die kann man verstehen – wer will schon eine Bahntrasse hinterm Haus? Aber wenn Wahlkreisabgeordnete ständig zu verhindern versuchen, was zwar nicht in ihrem Interesse ist, aber trotzdem nötig, wird das nichts mit dem großen Infrastrukturausbau. Denn der braucht nun mal Platz. Das sollten die Politiker vor Ort verteidigen – und für ihre Wähler Schallschutz, bessere Anbindungen und Arbeitsplätze erkämpfen.