Ein Stoßseufzer der Erleichterung ist jedenfalls bei den wenigsten Social-Media-Kommentaren zu erkennen. „Hoffentlich wird diese Schande bald beendet. Schlimm!“, ist zwar in einer Reaktion zu lesen. Doch deutlich öfter wird statt mit Euphorie mit vorsichtigem Abwarten auf die Botschaft vom neuen Investor reagiert. „Das glaube ich erst, wenn der Tower fertig gebaut und bezogen ist“, schreibt eine Leserin.
Mancher denkt an einen verfrühten Aprilscherz – und an die nächste Insolvenz
Ohnehin scheinen nicht wenige Menschen überzeugt, dass es mit der Fertigstellung des neun Jahre lang vor sich hin gammelnden Wolkenkratzers auch unter der Regie des Immobilienunternehmers Joachim Ebner nichts werden wird. „Bis zum 1. April ist es doch noch eine Weile“, wird in einer Netzreaktion auf unsere Berichterstattung eher an einen verfrühten Scherz als an einen Hoffnungsschimmer für die Vollendung des Pleiten-Hochhauses gedacht.
Und auch in der für meinungsfreudige Ansichten bekannten Kappelberg-Gruppe auf Facebook herrscht vorerst noch Skepsis vor. „Die bauen bestimmt wieder nen Kran auf, um zu zeigen, dass es jetzt aber endlich mal losgeht. Und nach nem halben Jahr wird der in einer Nacht- und Nebelaktion sang- und klanglos wieder abgebaut“, schreibt ein von einer Rettung der Bauruine nicht wirklich überzeugter Nutzer.
Werbebanner des neuen Investors hängen bereits am Bauzaun entlang der Schorndorfer Straße. Foto: Dirk Herrmann
Und ein anderersieht den Einstieg in das Pleitenprojekt bereits zum Scheitern verurteilt. „Jetzt wissen wir, wer als Nächstes Insolvenz anmeldet…“, lautet der bedrohlich klingende Kommentar zur Übernahme des Wohnturms. „Das wird auf ewig ein Fass ohne Boden sein“, pflichten andere Fellbacher der zurückhaltenden Meinung bei. Und einer schreibt: „Na dann – auf ein Neues!“
Ansonsten wird der Schwabenlandtower in der Bevölkerung ebenso geliebt wie gehasst. „Bitte schnell abreißen. Zerstört das Landschaftsbild“, lautet eine Reaktion auf den Besitzerwechsel, andere Leser scheinen den Wohnturm nicht mehr missen zu wollen. „Fellbach verliert sein Wahrzeichen – der Tower ist schon vom Stuttgarter Pragsattel aus zu sehen“, mahnt einer. „Ein praktisches Hochhaus! Wenn ich im Remstal wandern bin, weiß ich immer genau, wo Fellbach liegt“, wird durchaus auch Spott über die jahrelange Hängepartie um das Großprojekt geteilt.
Facebook-Kommentar: „Die McTower-Premium-Lounge bringt gutes Geld“
Auch mit Tipps an die Adresse von Joachim Ebner, wie er die Pleite-Ruine gewinnbringend vermarkten könnte, fehlt es nicht. Vom „Restaurant zum Goldenen Falken“ ist auf Facebook die Rede, ein anderer Nutzer der Plattform sieht im Tower eine gut bezahlte Werbefläche für die unmittelbar neben dem Hochhaus angesiedelte Filiale einer Burgerbrat-Kette.
„Ein großes, sich drehendes M aufs Dach, McTower Premium-Lounge ins oberste Stockwerk – und schon kommt Geld rein“, lautet seine Empfehlung. „Aber ich bin immer noch dafür, dass man vom F3 eine Seilbahn rüberbaut und daraus einen Wasserrutschen-Turm macht“, schreibt er weiter.
Ohnehin ist in den Kommentarspalten viel vom „Turmbau zu Babel“ und vom „teuersten Vogelhaus der Welt“ die Rede. Die im Frühjahr zuverlässig in einer Nistbox brütenden Wanderfalken jedenfalls scheinen vielen Menschen näher zu sein als Wohnungsnot und um Millionenbeträge geprellte Investoren. „Hat mal jemand an das Falkenpärchen gedacht? Die freuen sich über ihr teures Loft, das ist ja schon fast wieder Bestandsschutz“, heißt es
Und: Zumindest in der Tower-Umgebung lebende Menschen haben offensichtlich eine ganz andere Sicht auf den Wohnturm und seine Fertigstellung „Hoffentlich wird das Ding nie fertig. Die Parkplatzsituation ist schon beschissen genug, weil Mister Camping seine ganzen Wohnmobile hier parkt. Wenn irgendwann noch wer weiß, wie viele Leute im Turm wohnen und alle irgendwo parken wollen, wird’s richtig übel“, heißt es auf Facebook.
Ein anderer Anwohner nimmt die Nachricht vom Besitzerwechsel zum Anlass für grundsätzliche Kritik: „Das Ding hätte so nie gebaut werden dürfen. Zu wenig Parkplätze da, keine U-Bahn, keine S-Bahn, nur alle 20 bis 30 Minuten ein Stadtbus und ab 21 Uhr gar nix mehr. Der Tower ist das schlimmste Fellbacher Projekt von allen….“, schreibt er.