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Sarah Ross, die Tierheimleiterin der Arche Noah in Brinkum, warnt vor dem Aussetzen von Tieren in der Ferienzeit und berichtet von den Herausforderungen, die herrenlose Katzen und andere Tiere in dieser Zeit mit sich bringen. © Kilian Beck
Im Tierheim Arche Noah ist das Aussetzen von Haustieren während der Ferienzeit laut Angaben von Leiterin Sarah Ross in diesem Jahr bislang weniger stark ausgeprägt. Trotzdem wurden einige Kaninchen, Ratten und ein Schwarm Sittiche vermutlich wegen der Urlaubszeit ausgesetzt. Die meisten aufgegriffenen Hunde würden rasch von ihren Haltern abgeholt, Katzen hingegen deutlich seltener.
Brinkum – Nachmittäglicher Hochbetrieb am Brinkumer Tierheim Arche Noah: Hunde bellen, Katzen lassen sich von Adoptionsinteressierten streicheln, Ratten und Kaninchen rascheln in ihren Käfigen und Autos werden geparkt. Mittendrin nimmt sich Leiterin Sarah Ross Zeit für ein Gespräch, in dem sie ein kurzes Fazit der Ferienzeit zieht. Erfahrungsgemäß werden in der Urlaubszeit vermehrt Haustiere ausgesetzt. Dieses Jahr halte sich das in ihrem Einzugsgebiet, zu dem auch Teile des Landkreises Rotenburg zählen, allerdings in Grenzen, sagt Ross.
Einige Kaninchen und Ratten sind neu im Heim. Das Team vermutet, dass sie wegen der Ferien ausgesetzt wurden. Außerdem wurde ein Schwarm Sittiche gesichtet, konnte aber noch nicht in Obhut genommen werden. „Jeden Tag wird eine Katze aufgefunden, deren Halter wir nicht auffinden können.“
Wohnungskatzen haben draußen nur geringe Überlebenschancen
Lediglich ein Zehntel der Katzen, die ihnen gebracht werden, würden abgeholt, schildert Ross, die seit 2023 die Einrichtung am Rodendamm leitet. Alle Fundtiere werden in den sozialen Medien veröffentlicht. In der Wildnis hätten erwachsene Katzen relativ gute Überlebenschancen. Wohnungskatzen hingegen hätten eher schlechtere. „Sie können nicht jagen und haben keine Angst vor Autos“, erklärt Ross. Ein weiteres Problem ist das Wetter: Katzenfell sei nicht wasserabweisend und Katzen, die nicht an Regen gewohnt sind, würden dann oft auch an Unterkühlung sterben. Sie würden sich aber auch Hilfe von Menschen suchen, wenn sie diese brauchen. „Dann sitzen sie bei Leuten auf der Terrasse und maunzen sie an“.
Ein Großteil der Katzen, die gerade in der Arche Noah untergekommen sind, stammt aus einer größeren sogenannten Sicherstellung des Veterinäramtes. Eine Frau habe mehr als 50 Katzen aus Spanien in ihrem Camper mitgebracht. Viele von ihnen litten unter Krankheiten, einige waren trächtig. Inzwischen tollen einige wieder vergnügt durch ihr Gehege.
Aufgegriffene Hunde würden in der Regel „innerhalb der nächsten Stunden abgeholt“. Hunde würden auch seltener ausgesetzt als früher, wohl wegen der inzwischen recht straff durchgesetzten Registrierungspflicht, nimmt Ross an. Die Chance, dass ein Hund, wenn er nicht überfahren wird, lebendig aufgelesen wird, seien auch relativ gut.
Diese Hausratte, die vermutlich während der Ferien ausgesetzt wurde, raschelt in ihrem Käfig. © Kilian Beck
Trotzdem gibt es noch drastische Fälle: Erst kürzlich wurde eine Hündin vor dem Tierheim angekettet. „Wir mussten sie freiflexen“, erzählt Ross. Die Hündin sei sicherlich misshandelt worden: „Wir sehen am Verhalten, dass Gewalt im Spiel war“. Ross glaubt, jemand habe versucht, die Hündin als Kampfhund scharfzumachen.
In Hemsbünde (Landkreis Rotenburg) sind aktuell mindestens drei ausgesetzte Wellensittiche los, erzählt Ross und erklärt: „Wir warten noch darauf, dass sie zu uns gebracht werden.“ Hier sei davon auszugehen, dass sie wegen der Ferienzeit ausgesetzt wurden. Die Tierheimleiterin warnt: „Die Vögel kommen aus wärmeren Gegenden, ihr Gefieder hält kein Wasser ab.“ Daher drohen Wellensittiche, bei Regen und Kälte zu erfrieren. Auch wenn sie sich von Körnern, die sie finden, theoretisch ernähren könnten.
Eine aufgefundene Katze im Tierheim Arche Noah. © Kilian Beck
In der Wesermarsch in Weyhe hoppelt aktuell noch ein weißes Kaninchen frei herum. Zwei andere wurden bereits ins Tierheim gebracht. Eines davon haben sie bereits einschläfern müssen, es sei zu krank gewesen, so Ross. Kaninchen könnten in der Wildnis – wenn sie kein Raubtier erwischt – durchaus überleben, sagt Ross. Leiden sie allerdings an der Viruserkrankung Myxomatose, sterben sie. Wegen der schweren Entzündungen, die das Virus verursacht, ein qualvoller Tod.
Mit dem letzten Kaninchen untergebracht sind drei Hausratten, die Ross zufolge wohl auch wegen der Ferien ausgesetzt wurden. „Rattenaufzucht ist nicht einfach“, betont sie. In der Wildnis seien Ratten gut überlebensfähig. Trotzdem kein Grund sie auszusetzen. Das Trio im Käfig vor ihr sei auf einer Terrasse am Vogelfutter entdeckt worden.
Im Wartebereich des Tierheims füllen die Besucher Leonie und Phil Oettin eine Selbstauskunft für die Adoption von zwei Kätzchen aus. „Die Kinder sind jetzt alt genug, und wir freuen uns, wieder mehr Leben ins Haus zu holen“, sagt er. Gefragt nach ausgesetzten Tieren, appelliert sie: „Es braucht viel mehr Prävention.“ Insbesondere Aufklärung, Chips und Registrierungen.