Die 1958 errichtete Deutsche Botschaft in Canberra präsentiert sich als zeittypisch schlichte Nachkriegsarchitektur. Nun soll sie umfassend erneuert werden. Geplant sind der Abriss und Neubau der Kanzlei sowie der Teilerhalt und die Instandsetzung der Residenz. Für diese Aufgabe lobte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) einen nichtoffenen, einphasigen Planungswettbewerb aus, den Richter Musikowski Architekten (Berlin) mit lahznimmo architects und dem Landschaftsarchitekturbüro Spackman Mossop Michaels (beide Sydney) für sich entscheiden konnten.

Ziel war es, einen Entwurf zu finden, der den diplomatischen Anforderungen entspricht, gleichzeitig den Nachhaltigkeitszielen der Bundesrepublik gerecht wird und unter australischem Bau- und Planungsrecht realisiert werden kann. Aus 14 Einreichungen vergab die Jury unter Vorsitz von Volker Staab drei Preise und zwei Anerkennungen:

  • 1. Preis: Richter Musikowski Architekten (Berlin) mit lahznimmo architects (Sydney) und Spackman Mossop Michaels (Sydney)
  • 2. Preis: Büro Hacke (Berlin) mit Kerstin Thompson Architects (Melbourne) und Openwork (Melbourne)
  • 3. Preis: Dietrich Untertrifaller Architekten (München) mit Kieran Fraser Landscape Design (Wien)
  • eine Anerkennung: allmannwappner mit Schüller Landschaftsarchitekten (beide München)
  • eine Anerkennung: Kersten Kopp Architekten mit POLA Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

Der Siegerentwurf sieht ein weit auskragendes Holzdach vor, das Kanzlei und Residenz verbindet. Gleichzeitig entstehen so ein gemeinschaftlich nutzbarer Vorplatz sowie überdachte Außenbereiche. Bei der Residenz integrieren die Architekt*innen Teile des Bestands, die neue Kanzlei ist in Holzbauweise geplant. Die Jury würdigte insbesondere die architektonische Einfachheit und gelungene Einbindung in die Landschaft. Die Stärke des Entwurfs liege in der Verbindung der Baukörper durch das elegante und einfache Holzdach, heißt es in der Beurteilung.

Der zweitplatzierte Beitrag sieht den weitgehenden Erhalt der Residenz und deren Ergänzung durch einen schlichten Neubau mit Edelstahlfassade und Stampflehmkernen vor. Die Jury lobte die Klarheit des Entwurfs und das Landschaftskonzept, bemängelte jedoch die fehlende Dachbegrünung und den hohen CO₂-Fußabdruck der Fassadenmaterialien. Dietrich Untertrifaller verfolgten einen Ansatz, der Mensch und Natur gestalterisch in Einklang bringen will. Ihr Entwurf berücksichtigt Aspekte der Kreislaufwirtschaft, arbeitet mit einer Holz-Hybridbauweise und großzügigen Raumbezügen zum Garten.  

Geplant wird mit rund 15,1 Millionen Euro netto für die Kostengruppen 300–400, für die Außenanlagen (KG 500) sind rund 2,8 Millionen Euro angesetzt. Nach dem Wettbewerb folgt ein Verhandlungsverfahren nach VgV unter den Preisträger*innen. (iok)

Auf Karte zeigen:

Google Maps






Kommentare:

Kommentar (1) lesen / Meldung kommentieren