Donbas (Ostukraine) – Es ist eine Fahrt in die ukrainische Region, die der russische Präsident Wladimir Putin mit aller Gewalt besetzen will – und die beim Treffen mit US-Präsident Donald Trump am Freitag in Alaska eine entscheidende Rolle spielen wird: der Donbas.
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Hier, im Osten des Landes, wird schon seit 2014 gekämpft, seit 2022 mit allem, was Russland hat. Rund 85 Prozent im Donbas sind mittlerweile von der russischen Armee besetzt. Doch die Offensive stockt: Die russischen Truppen kommen nur langsam voran. Experten glauben, dass es noch Jahre dauern könnte, bis sie den Donbas komplett erobert hätten. Und die Kosten wären hoch.
Wir sind mit der ukrainischen Armee unterwegs nach Dobropillya, einer Stadt in Frontnähe. In den vergangenen Tagen waren die russischen Angriffe hier besonders heftig – mit Artillerie, Raketen und vor allem Drohnen. Vor diesen Drohnen haben die Soldaten die größte Sorge. „Natürlich hat man Angst vor diesen Drohnen“, sagt Soldat Andrij (38), während wir in einem gepanzerten Fahrzeug sitzen, das über mit Tarnnetzen überdeckte Straßen fährt. Die Netze sollen aus der Luft kommende Angriffe erschweren.
Paul Ronzheimer in einem Transportfahrzeug mit ukrainischen Soldaten
Foto: Giorgos Moutafis
Bei den Soldaten an der Front ist in diesen Tagen ein Thema besonders präsent: die Frage, ob es in Alaska zu einem Deal zulasten der Ukraine kommen könnte. Nato-Generalsekretär Mark Rutte (58) hatte zuletzt erklärt, die Ukraine müsse sich womöglich auf Gebietsverluste einstellen. „Wir müssen im Moment zur Kenntnis nehmen, dass Russland einen Teil des ukrainischen Territoriums kontrolliert“, sagte er. Nach einer Waffenruhe werde sich zeigen, wie es territorial weitergehe – eine mögliche Einigung könne festhalten, dass Russland faktisch bestimmte Gebiete kontrolliert, ohne dass dies völkerrechtlich anerkannt würde.
Die Soldaten im Donbas lehnen solche Szenarien entschieden ab.
„Sie erobern und töten Zivilisten“, sagt Andrij. „Das ist imperiale Ambition. Sie wollen mehr Territorium, sie wollen der ganzen Welt zeigen, wer sie sind – sie wollen die ganze Welt besitzen. Für mich ist es leicht, mein Land zu verteidigen. Ich mache das seit den allerersten Kriegstagen und werde es so lange tun, wie es nötig ist. Wenn sie hier durchbrechen, kommen sie bis zu meiner Familie in Kiew. Sie werden nicht aufhören. Deshalb muss ich hier sein.“
„Sie wollen mehr Territorium“, sagt Soldat Andrij über die russischen Soldaten
Foto: Giorgos Moutafis
Soldat Ruslan (32) sagt: „Die Situation ist dynamisch, im Moment unter Kontrolle – aber das Tempo ist sehr hoch. Es tut weh, wenn wir sehen, dass wir Territorium verlieren. Wir tun alles, um Verluste zu minimieren.“ Er stammt aus Kostjantyniwka, einer Stadt in der Region Donezk. „Warum sollte ich aufgeben, was mir gehört? Das ist mein Zuhause. Der Krieg muss gerecht enden – für uns. Das heißt: Die Souveränität und das Territorium der Ukraine müssen bestehen bleiben. Es ist unrealistisch für uns, irgendetwas kampflos aufzugeben.“
Doch auch wenn die ukrainischen Verteidiger ihre Stellungen länger und härter halten als viele im Ausland erwartet hatten – die russischen Truppen machen unter hohen Verlusten kleine Geländegewinne.
Als Trump anrief und den Putin-Plan auspackte. Hören Sie jetzt die neue Podcast-Folge von Paul Ronzheimer mit Bojan Pancevski auf Spotify, Apple Podcast oder im BILD-Player.
In Dobropillya erleben wir die Kriegsrealität hautnah. Kaum halten wir mit dem Truppentransporter im Ort, Drohnenalarm. Eine russische FPV-Kamikaze-Drohne hat uns ins Visier genommen. Wir rennen unter Bäume, während die Soldaten elektronische Störsignale aussenden, um die Drohne aus dem Kurs zu bringen. „Unter den Bäumen sind wir erst einmal sicher“, erklärt einer. „Für die Drohne ist es so schwerer, uns zu orten.“
Bei den ukrainischen Soldaten ein Gesprächsthema: Ein möglicher Deal zwischen US-Präsident Donald Trump und Kreml-Diktator Wladimir Putin zulasten der Ukraine
Foto: Giorgos Moutafis
Für die Soldaten ist das Alltag – und jeder von ihnen weiß, dass dieser Alltag, der jeden Tag Menschenleben kostet, für sie noch lange weitergehen könnte. Keiner hier glaubt an einen schnellen Frieden. Egal, was in Alaska am Freitag besprochen wird.