1. Startseite
  2. Panorama

DruckenTeilen

Vier italienische Urlauber sollen im Gsieser Tal einen Hüttenwirt attackiert haben. Mittlerweile äußert sich die Gegenseite – die Versionen sind widersprüchlich.

Gsies – Ein vermeintlich entspannter Familienausflug in die Südtiroler Berge eskalierte zu einem handfesten Streit – mit Pfefferspray-Einsatz und gegenseitigen Anzeigen. Die Schilderungen der Beteiligten könnten unterschiedlicher nicht sein.

Südtirol Gsies Gsieser Tal Pustertal Kaser Alm Hüttenwirt attackiertAuf der Kaser Alm in Südtirol wurde Hüttenwirt Alfred S. nach eigenen Angaben von einem Gast mit Pfefferspray attackiert. Die Gegenseite schildert den Vorfall jedoch anders. © Südtirol.info/ Roland Mühlanger /Imago

Alfred Selbenbacher, der 55-jährige Hüttenwirt der Kaser Alm, berichtet der Tageszeitung Dolomiten von unfreundlichen Gästen, die sich über Preise und Wartezeiten beschwerten. „Ich habe dann gleich zu meinem jüngeren Sohn gesagt, um diese Gäste kümmere ich mich. Mir hat ihr Auftreten überhaupt nicht gefallen“, sagte Selbenbacher. Der Streit eskalierte.

Streit auf Südtirol-Alm: Hüttenwirt berichtet von plötzlichem Pfefferspray-Angriff

Laut Hüttenwirt Selbenbacher eskalierte die Situation schrittweise. Das Portal rainews.it zitierte den 55-Jährigen: „Zwei der Männer haben einen Bauerntoast und zwei Cola bestellt. Die anderen beiden hingegen meinten, sie wissen noch nicht, was sie essen wollen. Deshalb habe ich in der Zwischenzeit andere Tische bedient. Plötzlich hat einer der beiden geschrien, er wisse jetzt, was er wolle. Ich habe geantwortet, dass ich zunächst die andere Bestellung aufnehme. Danach bin ich zu ihm.“

Der Mann habe schließlich Röstkartoffeln bestellt und nach der Zubereitungszeit gefragt. „Ich habe zu ihm gesagt, dass ich die Bestellung der Küche weitergeleitet habe, sobald die Röstkartoffeln fertig seien, würde er sie bekommen“. Als sich der Hüttenwirt abwandte, hörte er, wie der Mann laut „Che stronzo“ (auf deutsch: „Was für ein Arschloch“) sagte. „Daraufhin meinte ich: ,Was hast du gesagt?‘ und in diesem Moment habe ich dann schon eine Ladung Pfefferspray abbekommen“, so der Hüttenwirt.

Vorfall auf der Kaser Alm: Vater widerspricht Hüttenwirt und stellt Anzeige

Nach dem Vorfall auf der Kaser Alm im Gsieser Tal meldet sich nun auch die andere Seite zu Wort. Wie die italienische Tageszeitung Corriere dell’Alto Adige berichtet, erhebt der Vater eines der beteiligten Jugendlichen schwere Vorwürfe gegen Hüttenwirt Alfred Selbenbacher.

„Die Wartezeiten haben damit nichts zu tun: Mein Sohn fragte nur, wie viel eine Portion Pommes kostet, und schon fing der Hüttenwirt an, ihn zu beschimpfen und packte ihn am Hals. Instinktiv nahm er das Pfefferspray aus seiner Tasche und sprühte es auf ihn, damit er losließ“, wird der 51-jährige Mann aus Verona zitiert.

Traumhafte Landschaften: Die schönsten Städte und Gemeinden in SüdtirolMontage: Burg Reifenstein, Sterzing, Paraglider auf dem RosskopfFotostrecke ansehen

Der Vater schildert weiter, dass der Wirt seinem Sohn beim Verlassen der Alm mit Wanderstöcken auf das Handgelenk geschlagen habe. „Dann kamen der Rest der Familie und die Angestellten mit Stöcken bewaffnet auf uns zu und schrien uns an, wir sollten gehen, und wir rannten weg.“

Laut Corriere dell’Alto Adige wurde diese Darstellung auch Teil einer Anzeige wegen Körperverletzung, die gegen Selbenbacher eingereicht wurde. Zur Mitführung des Pfeffersprays sagte der Vater: „Er wurde vor ein paar Monaten angegriffen, und seitdem trägt er es zur Selbstverteidigung mit sich herum.“

Widersprüchliche Aussagen erschweren Aufklärung des Alm-Streits in Südtirol

Laut der Schilderung des Hüttenwirts musste er selbst ins Krankenhaus eingeliefert werden, konnte dieses laut Medienberichten jedoch am selben Abend noch verlassen. Die Folgen blieben aber vorerst spürbar: „Meine Augen, der Mund, der Hals, die Arme – alles brennt noch immer. Und ich habe brutale Kopfschmerzen“, sagte er dem Nachrichtenportal stol.it.

Die Ermittlungsbehörden stehen nun vor der Herausforderung, die widersprüchlichen Schilderungen zu überprüfen und den genauen Hergang zu rekonstruieren – voraussichtlich auch mithilfe von Zeugenaussagen. (jal)