Ludger Pawlak beendet nach 30 Jahren seinen Dienst als Küster in St. Cyriakus „Kann ich noch eine Kerze anzünden, oder ist die Kirche schon zu?“ Diese Frage hat Ludger Pawlak unzählige Male gehört. Und auch wenn er die Cyriakus-Kirche gerade abschließen wollte – Zeit für eine Kerze und ein Vaterunser hatte er immer noch. 30 Jahre lang hat der 64-jährige als Küster in St. Cyriakus gearbeitet. Nun geht er in den Ruhestand. Am Sonntag, 31. August, wird er in der Heiligen Messe um 11.15 Uhr verabschiedet.

Seine berufliche Laufbahn begann der gebürtige Bottroper jedoch an ganz anderer Stelle. Nach einer Ausbildung zum Schlosser arbeitete Ludger Pawlak 13 Jahre lang bei der Ruhrkohle unter Tage. Trotz Stellenabbaus im Bergbau hätte er dort auch bleiben können. Doch irgendwann spürte er, „dass noch etwas Anderes kommen muss“, erinnert er sich. Am schwarzen Brett von Schacht X entdeckte er eine Stellenanzeige, die ihn förmlich ansprang und auf die er sich bewarb: „Küster für Kirche in Bottrop gesucht“. Dass es sich um die Propsteikirche im Herzen der Stadt handelte, wusste er damals nicht. Bereut hat er den Wechsel nie: „Sonst wäre ich wohl nicht fast 31 Jahre geblieben“, sagt er und lacht.

Über das Bistum Essen absolviert Pawlak eine Ausbildung zum Küster. Vom Aufschlagen des Messbuchs bis zum Umgang mit Paramenten steht alles Notwendige auf dem Ausbildungsplan. Nach der Jahresabschlussmesse, am 31. Dezember 1994, habe ihm dann sein Vorgänger Paul Klimek den Schlüssel für die Kirche in die Hand gedrückt. Auch er hatte fast drei Jahrzehnte als Küster in St. Cyriakus gearbeitet.

Zu seiner Hauptarbeit gehört für Ludger Pawlak von nun an die Vor- und Nachbereitung der Gottesdienste, das Auf- und Abschließen der Kirche, Bestellungen für Kerzen oder Hostien aufgeben, die Kirche den Festzeiten gemäß ausstatten oder handwerkliche Aufgaben übernehmen. Auch die Ausbildung der Messdiener ist Teil seiner Aufgaben, die er besonders gerne übernimmt.

Doch die Arbeit in der Kirche ist für ihn mehr. Durch sie taucht er in eine ganz andere Welt ein. „Hier habe ich viel über Kunst und Architektur, über Musik und Geschichte erfahren“, sagt er. Themen, die ihn immer schon interessiert hätten. Prägend, oft auch berührend sind für Ludger Pawlak die Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen, die die offene Innenstadtkirche aufsuchen. Da ist das alte Ehepaar, das einst ausgewandert ist und nach vielen Jahren nach St. Cyriakus zu seinen Ursprüngen zurückkehrt, die Messdienerin, die nach dem Tod ihrer Mutter in der Kirche Trost sucht oder der Mann, der seine Frau ins Krankenhaus gebracht hat und nicht weiß, wo er nun hin soll. „Da habe ich mich schon mal für ein Stündchen daneben gesetzt, auch wenn ich gerade Anderes zu tun gehabt hätte“, erklärt er.

Einen besonderen Zeitplan hatte Pawlak als Küster ohnehin. Die Arbeit an den Wochenenden, an kirchlichen Feiertagen, an Ostern und Weihnachten gehörte selbstverständlich dazu. Er freut sich, dass er zukünftig bei Familienfesten dabei sein kann, ohne Dienst in der Kirche verrichten zu müssen. Von seitens der Familie habe er allerdings viel Verständnis für seinen Beruf erfahren. Schließlich arbeitet auch seine Partnerin für die Kirche und ist als Gemeindereferentin in der Krankenhausseelsorge tätig. Das Arbeiten an Ostern und Weihnachten habe auch einen besonderen Reiz gehabt. Nach aufwendiger Vorbereitung sei es schön gewesen zu sehen, „dass alles läuft“, betont er. Gerne habe er sich gerade nach den Messen an den Weihnachtstagen noch alleine in die Kirche gesetzt und die festliche Stimmung genossen.

Ludger Pawlak erinnert sich an viele besondere Momente, die er als Küster erlebt hat, so an die 850-Jahr-Feier der Cyriakus-Gemeinde, an Gospelnächte in der Kirche und Gemeindefeste rund um das Gotteshaus. Woran er nicht gerne zurückdenkt, ist die Zeit der Corona-Pandemie mit Einlasskontrollen und einer Osternacht ohne Gemeinde. „Das möchte ich kein zweites Mal erleben“, so Pawlak.

Im Laufe der Zeit hat er eine enge Beziehung zur St.-Cyriakus-Kirche entwickelt. Er kennt ihre Geschichte, genauso wie ihre versteckten Details. Immer wieder hat er auch Besuchergruppen durch das Gotteshaus geführt. Eines seiner Lieblingsstücke in St. Cyriakus ist der spätgotische Schnitzaltar mit seinem wertvollen Altarretabel. Er wurde 1863 für die Kirche gekauft und entstand vermutlich in der Zeit Albrecht Dürers um 1490.

Trotz aller Liebe zu seinem Beruf freut sich Ludger Pawlak auf seinen Ruhestand. Ein Nachfolger ist mit Lars Meyer bereits gefunden, mit dem seine Arbeit „in gute Hände kommt“. In der Pfarrei dürfte Mayer vielen als Wortgottesdienstleiter im samstäglichen Mittagsgebet sowie als Lektor oder Kommunionhelfer bekannt sein.

Pawlak möchte sich nun verstärkt seinen Hobbys wie dem Fahrradfahren widmen. Doch ganz los von St. Cyriakus kommt er nicht. Denn er möchte dem Kreis der Kirchenwächter beitreten, deren wichtiger Dienst dafür sorgt, dass die Kirche an fast jedem Tag geöffnet sein kann. Den Blick auf das Altarretabel kann er als Kirchenwächter dann ganz in Ruhe genießen.

Weitere Info
Im August übt Luder Pawlak seinen Dienst gemeinsam mit Nachfolger Lars Meyer aus. Am Sonntag, 31. August, wird er in St. Cyriakus, Kirchplatz 1, in der Heiligen Messe um 11.15 Uhr verabschiedet. Lars Meyer wird mit einem Gottesdienst und einem kleinen Fest am Sonntag, 28. September, 18 Uhr, in St. Cyriakus begrüßt.