Leise kräht ein Kranich in der wässrigen Ferne. Still und leuchtend fließt die Elbe in den Abend hinein, noch ist die Luft warm. In einer Stunde wird die Sonne untergegangen sein, dann werden Fledermäuse und Schwalben über die glatte Fläche fliegen und Mücken schnappen. Sanft gleitet das Floß aus dem Hafen, es geht in Richtung Übigau. Roman Kreisel ist Projektleiter von "Elbfloss", welches über den Wunjo e.V. läuft. Roman Kreisel ist Projektleiter von „Elbfloss“, welches über den Wunjo e.V. läuft.

Floßführer Roman Kreisel steuert das Wassergefährt langsam aus dem Neustädter Hafen. Dort liegen die beiden Flöße „Druschba“ und „Swoboda“ zu Anker. Als wären Segelboote, Sommerblumen und Elbwiesen mit flüssigem Gold überzogen, ziehen auch die alltäglichen Herausforderungen langsam davon. Auf dem Floß darf nun entspannt werden. In der Eiskiste an einer Seite des Wassergefährts lagert Roman kühle Getränke. Mit einer Flasche „Ostmost-Kirschschorle“ in der Hand schippert man dann gemütlich die Elbe runter. Es gibt Kirschen aus dem Garten und Schorle aus Früchten von der Streuobstwiese.Es gibt Kirschen aus dem Garten und Schorle aus Früchten von der Streuobstwiese.

Rundfahrten und Touren bis nach Meißen

Roman Kreisel hat „Elbfloss“ 2005 gegründet, damals noch unter dem Namen „Flossexpeditionen“. Einen Großteil der Floßtouren betreut er selbst. Kreisel: „Ich habe fünf bis sechs Leute, die fahren auch manchmal“. Die Touren finden tagsüber und abends statt, auf einem Floß können bis zu 15 Personen mitfahren. Kreisel bietet verschiedene Touren an. Beliebt ist die Rundfahrt erst nach Übigau, dann wieder hoch in Richtung Carolabrücke. Die dauert etwa zweieinhalb Stunden.

„Am Wochenende fahre ich die Leute auch bis nach Meißen, dort ist dann Endstation“, meint der Floßführer. Erst lässt man sich dann an der Gohliser Windmühle nach Altkötzschenbroda gondeln, danach an Coswig vorbei bis zum Ziel. „Treiben lassen“ und „FlussZeit“ nennt Kreisel die Floßtouren. Kreisel schneidet in der kühlen Jahreszeit Obstbäume.Kreisel schneidet in der kühlen Jahreszeit Obstbäume.

Sprungbrett in die Elbe

Bevor die Idee zur Selbstständigkeit kam, hatte Kreisel mit seiner Mutter geführte Bergtouren in der sächsischen Schweiz angeboten. Privat machte er immer mal Schlauchbootfahrten auf der Elbe. „Schlauchboote als Teamevents waren mir zu langweilig. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen mit den Flößen, habe sie entwickelt und ausgebaut“, erzählt der Inhaber. Mit solidem Untergestell ausgestattet, wirkt das Floß nun wie ein schwimmendes Partyzelt mit Rundumblick.

Ist schon mal jemand ins Wasser gefallen?, fragt man. Kreisel antwortet schmunzelnd: „Tatsächlich nicht!“. Vor einem ungeplanten Badeerlebnis schützen die weißen Netze, welche ums Gefährt herum angebracht sind. „Die Elbe ist mittlerweile so sauber, dass wir oft auch zum Baden anhalten“, so der Floßführer. Einfach mal den Sonnenuntergang genießen. Foto: S. ReichelEinfach mal den Sonnenuntergang genießen. Foto: S. Reichel

Begegnung auf dem Wasser

Ruhig ist es auf der Elbe, wenn man flussabwärts erst an der Pieschner Molenbrücke, später am Schloss Übigau entlangfährt. Kreisel hat einige geschichtliche Anekdoten auf Lager, zeigt alte Aufnahmen des alten Übigau und des Pieschner Hafens. „Früher war zwischen dem Pieschner Hafen und dem heutigen Messe unglaublicher Betrieb“, meint er.

Die entspannte Fahrt auf der Elbe mit leicht säuselndem Wind, der einem die Nase entlangsäuselt, schafft auch Raum für mal gesellschaftskritische Gesprächsthemen, mal geht’s auch um Naturschutz oder Dresden-Historie. „Ich finde es total spannend, wenn sich auf meinen Floß Leute kennenlernen“, meint Kreisel. „Das ergibt eigentlich immer richtig schöne Gespräche“. Unverstellte Sicht aufs "Elbflorenz".Unverstellte Sicht aufs „Elbflorenz“.

Vom Floß auf den Obstbaum

Roman Kreisel steuert in der warmen Jahreshälfte Flöße. Wenn es kühler wird, dann geht’s auf den Baum. „Wir schneiden Obstbäume“, erklärt er. Dies läuft dann über einen Verein, der sich dem Erhalt bedeutender Natur- und Kulturlandschaften gewidmet hat. „Vor allem die Streuobstwiesen und Obstbaumalleen liegen uns am Herzen.“, so der Verein. Kreisel ist Vereinsvorstand, mittlerweile laufen die Floßtouren auch über den Wunjo e.V.

„Wir wollten Obstbaumschnitt und Floßtouren zusammenlegen“, erklärt Kreisel. In den Kühlboxen des „Elbfloßes“ schließt sich der Kreis zu den Obstbäumen: denn dort sind eisgekühlte Schorlen, Cidres und Säfte von OstMost zu finden. „Die Firma kommt aus Berlin und arbeitet ausschließlich mit Obst von der Streuobstwiese. Immer wieder Kreisels prüfend-ruhiger Blick aufs Wasser. Elbaufwärts schmeißt er den Motor an. Dann tuckert man in Richtung Carolabrücke in den Sonnenuntergang hinein, manchmal auch seelig schweigend. Später wird das Abendlicht in einem milchigen Dunkelblau verblassen. Dann geht’s wieder zurück in Richtung Neustädter Hafen, wo der Reiher schläft.

Elbfloss – Dresden mal anders

  • Vereinsvorstand Roman Kreisel, ein Projekt des Wunjo e.V.
  • Treffpunkt Neustädter Hafen, Leipziger Straße 25, Dresden
  • Telefon: 01794646105
  • zur Website oder zum Instagram-Kanal

Serie: Kleine Unternehmen im Stadtbezirk Pieschen

Jeden Dienstag in Pieschen-Aktuell: Ein Porträt eines kleinen Unternehmens aus dem Stadtbezirk. Wir zeigen die unglaubliche Vielfalt im Stadtviertel, von Übigau bis Trachenberge. Wenn Sie auch einen kleinen Laden in Ihrer Nachbarschaft kennen, den wir gerne mal vorstellen sollen, schreiben Sie uns an redaktion@pieschen-aktuell.de