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Warum ihr das lesen solltet: Die Zahl der Tesla-Verkäufe in Deutschland befindet sich im freien Fall. Eine neue Auswertung zeigt, dass der einstige E-Auto-Pionier immer mehr zur Nischen-Marke wird und mittlerweile sogar hinter Opel zurückfällt. Und sie zeigt einen der zentralen Gründe für die Misere.

Wer an E-Auto-Pioniere denkt, der hat vermutlich erstmal nicht Opel im Sinn. Das ist erstmal kein Urteil über die Qualität der E-Autos vom Rüsselsheimer Hersteller, dessen Modelle oft das Qualitätsurteil solide und pragmatisch ergattern konnten.

Doch die Pionierarbeit haben andere geleistet – allen voran US-Autobauer Tesla. Dessen Model Y war in Deutschland noch 2023 und 2024 das meistverkaufte E-Auto. Bezeichnend für den Absturz der Marke ist also, dass Tesla bei den Elektroauto-Marktanteilen mittlerweile hinter Opel zurückgefallen ist – und immer mehr zur Nischen-Marke wird.

Das zeigt eine Auswertung der KBA-Zahlen durch das Center Automotive Research Bochum, die BUSINESS INSIDER vorliegt. Demnach befindet sich der Marktanteil von Tesla seit Jahren geradezu im freien Fall: von 14,9 Prozent im Jahr 2022 auf mittlerweile 3,4 Prozent zwischen Januar und Juli dieses Jahres. Natürlich ist der E-Auto-Markt in diesem Zeitraum gewachsen und umkämpfter geworden. Doch auch in absoluten Zahlen sieht die Entwicklung desaströs aus: Bis einschließlich Juli dieses Jahres hat Tesla in Deutschland nur noch 10.000 Autos verkauft – sieben Autos weniger als Opel und nur noch ein Viertel dessen, was man 2023 im gleichen Zeitraum absetzen konnte.

Profitiert haben in Deutschland vor allem heimische Autobauer. Dominiert hat mit einem Marktanteil von 20,7 Prozent VW. Die Wolfsburger verkauften allein im Juli gut 9000 Fahrzeuge – und damit fast so viele wie Tesla im ganzen Jahr. Ebenfalls stark lief BMW: Knapp jedes zehnte zugelassene Fahrzeug kam vom Münchener Autobauer.

Tesla: „Zu teuer für zu wenig Technik“

Die Gründe für den Absturz sieht Ferdinand Dudenhöffer vom CAR Bochum vor allem in der veralteten Modellpalette. „Mittlerweile ist Tesla zu einer Zwei-Modell-Marke geworden“, urteilt der Experte. Das Model S und das Model X spielten in Deutschland keine Rolle. Doch auch das Model 3 und das Model Y – der ehemalige Kassenschlager – seien für Käufer unattraktiv geworden: „Zu teuer für zu wenig Technik“.

Ein Blick auf die Transaktionspreise bestätigt das. Der Transaktionspreis ist der tatsächlich vom Kunden für ein Auto gezahlte Kaufpreis – abzüglich also der gerade sehr beliebten Rabatte. Beide Tesla-Modelle rangierten mit knapp 41.000 Euro für das Model 3 und knapp 45.000 Euro für das Model Y deutlich über dem Durchschnittspreis von rund 35.600 Euro. Und das während sich parallel die Preise für E-Autos und Verbrenner laut CAR-Auswertungen immer weiter annähern. So konkurriert Tesla in seinem Preissegment beispielsweise mit diversen Modellen von BMW, die mittlerweile auch eine bessere Batterietechnik in Petto haben.

Und etwas anderes ist nicht in Sicht. Das Facelift seines Model Y, auf das Tesla Anfang des Jahres seine Gigafactory in Grünheide umgestellt hat, hat bisher nicht die erwünschte Trendwende gebracht. Auch der Cybertruck ist schon in den USA gefloppt – in Deutschland darf wegen seiner Ausmaße nicht einmal verkauft werden. Während Elon Musk zuletzt also viel über Robotaxis und humanoide Roboter gesprochen hat, bröckelt das Kerngeschäft weg.

Wenig Besserung für Tesla in Sicht

Besserung ist laut Dudenhöffer kaum erkennbar: „Bei Tesla gab es zuletzt zu viele Tagträume und Luftschlösser“, urteilt der Auto-Experte. „Das Unternehmen bringt in den nächsten drei bis vier Jahren, meiner Einschätzung nach, keine neuen Modelle auf den Markt. Es bleibt also bei den in die Jahre gekommenen Model Y und Model 3. Das sind keine guten Aussichten im harten Wettbewerb.“

Ein günstiges Einstiegsmodell, wie es der Autobauer zuletzt mal wieder für Ende des Jahres versprochen hatte, würde zwar helfen – doch Dudenhöffer rechnet nicht damit. Vor allem, wenn es, wie zuletzt verlautbart, einfach eine günstigere Version des Model Y sein sollte: „Wenn es am Ende einfach ein abgespecktes Model Y mit weniger Technik ist, das 40.000 Euro kostet, wird es das Ruder nicht herumreißen“, so Dudenhöffer zu BUSINESS INSIDER. „Die Wettbewerber sind einfach besser.“

Und sie bieten echte Einstiegsmodelle zu Einstiegspreisen an, wie die CAR-Auswertung der Transaktionspreise zeigt. So lag etwa VWs ID.4 mit rund 35.000 Euro unter dem Durchschnittspreis, während Hersteller wie Renault ihren R5 für gut 25.000 Euro verkauften. Am günstigsten war in der Auswertung der Opel Corsa Electric GS. Der war im Juli bereits für 23.400 Euro zu haben – und könnte erklären, wie die Rüsselsheimer am Börsen-Giganten aus den USA vorbeiziehen konnten.