Bonn/Bad Godesberg (as/red). Mitten im Sommer ist die Hochsaison auf den gemeinschaftlich genutzten Ackerflächen in Bonn-Buschdorf und Bad Godesberg-Mehlem erreicht: Hier wird täglich geerntet, gehackt und gegossen – und das meist in Handarbeit. Rund 150 Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner haben in diesem Jahr Parzellen gepachtet, um ihr eigenes Gemüse großzuziehen. Das Konzept: vorbereitete Beete, gemeinschaftliche Infrastruktur wie Werkzeuge und Wasserzugang – und die Pflege sowie Ernte in Eigenregie.

Immer mehr Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner entdecken dieses Modell für sich. Die Gründe sind vielfältig: frisches Gemüse direkt vom Acker, bewusster Konsum, regionale Versorgung und das Erleben von Natur und Jahreszeiten. „Die Sommermonate sind für unsere Mietgärtnerinnen und Mietgärtner die schönste Zeit: Jetzt wird geerntet, was im Frühjahr gesät wurde“, sagt Projektleiterin Wanda Ganders. Passende Werkzeuge stehen bereit, für Wasser ist gesorgt, und zwischen den einzelnen Parzellen laden Apfel- und Pflaumenbäume zum Probieren ein.

Auf den Feldern ist an warmen Tagen viel los: Bienen umschwirren Sonnenblumen, zwischen Zucchini- und Tomatenpflanzen steigt der Duft reifer Früchte auf. „Wenn man eine warme Tomate direkt von der Pflanze pflückt und sie duftet noch nach Sonne – das verändert, wie man isst“, erzählt Teilnehmerin Lisa M. Für viele gehört der Gang aufs Feld längst zum Alltag – regional, bewusst und selbstbestimmt.

Auch Landwirte, die solche Flächen zur Verfügung stellen, spüren die Begeisterung. „Wenn die Leute zum ersten Mal mit der Hand eine Kartoffel ausgraben und den Geruch feuchter Erde einatmen, entsteht echtes Staunen – das kann man nicht erklären, das muss man erleben“, sagt der Wachtberger Landwirt Sebastian Luhmer, der einen der Bonner Standorte betreut.Das Angebot ist in diesem Sommer vielfältig: Bohnen, Salat, Möhren, Zucchini, Grünkohl, Wirsing, Mangold, Spinat, Porree, Rote Bete, Kürbis und Kartoffeln zählen zu den Ernteprodukten. Auch Kräuter finden sich in vielen Beeten. Manche Pächterinnen und Pächter nehmen Körbe voller Gemüse mit nach Hause, andere probieren gleich vor Ort, was sie angebaut haben. Für Hobbygärtnerinnen wie Susanne Beisenherz oder Christina Klee-Wolff ist es jedes Mal ein kleiner Höhepunkt, wenn sie das Ergebnis mehrmonatiger Pflege in den Händen halten.

Die Saison läuft noch bis Oktober. Wer im kommenden Jahr eine eigene Parzelle übernehmen möchte, kann sich bereits jetzt bei den jeweiligen Projekten informieren. In Bonn und Umgebung gibt es inzwischen mehrere solcher Angebote – die Nachfrage ist groß, vielerorts gibt es Wartelisten. Solche Mietgärten sind heute Teil einer wachsenden „Mitmach-Landwirtschaft“, die in vielen Städten neue Möglichkeiten für Selbstversorgung, Gemeinschaft und Naturerlebnis eröffnet.