Das Boulefeld am noch recht neuen Marga-von-Etzdorf-Platz Foto: Lichtgut/Max Kovalenko
Die Stuttgarter meiden den neuen Marga-von-Etzdorf-Platz am Neckarpark-Quartier. Er wurde bewusst als Steinwüste geplant – doch nun fehlt etwas ganz Entscheidendes.
Rainer Kapp kneift die Augen zusammen zu Schlitzen. Auf dem hellen Pflaster am Marga-von-Etzdorf-Platz ist man mit einer Sonnenbrille besser bedient – und mit einem Schattenplatz, wenn man bleiben will. Doch Stellen, an denen man es bei Hitzewetter aushält, sind hier sehr rar. Aus heutiger Sicht sagt der Stadtklimatologe: Man hat sie „damals“ schlicht vergessen. Weshalb der Platz jetzt ein Sanierungsfall ist – obwohl er noch recht neu ist. Eine Machbarkeitsstudie läuft bereits.
Erst vor fünf Jahren hat die Stadt Stuttgart den Marga-von-Etzdorf-Platz in Bad Cannstatt auf rund 8400 Quadratmeter eröffnet. Vorher befand sich zwischen den Klinkerbauten von Stadtarchiv und Kulturinsel eine Art Schotter- und Abstellfläche. Seit dem Umbau: Sickerpflaster, Bäumchen vom Verschönerungsverein, Bänke in verschiedenen Ausformungen, eine Boulebahn und ein Wasserspiel.
Drei Sonnenschirme hat die Stadt aufgestellt
Klingt eigentlich gut. Nur: Die Leute bleiben weg, sagt Rainer Kapp. „Ich kann mir nicht vorstellen, das hier schon mal jemand Boule gespielt hat“, sagt er mit Blick zu dem sonnigen Sandkasten. Wie schon im vergangenen Sommer stehen dort immerhin drei Sonnenschirme, die die Stadt an verschiedenen Stellen als Hitzeschutz in Stuttgart verteilt hat. „Man sieht, das ist auch nicht die Lösung“, sagt Kapp. „Was bringen auf so einem Platz drei Sonnenschirme? Die nicht-verschattete Fläche ist zu groß.“
Das Wasserspiel (die Steinblöcke rechts) ist aus. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko
Der Marga-von-Etzdorf-Platz darf nach den bisherigen Erfahrungen wohl als Beispiel fehlgeschlagener Stadtentwicklung gelten. Die Kosten für den Platz: gut 4,1 Millionen Euro. Das Wasserspiel, bestehend aus drei Steinklötzen, ist nach Auskunft des Stadtsprechers Harald Knitter seit 2024 außer Betrieb. „Wir prüfen aktuell eine dauerhafte Lichtschrankenlösung und hoffen, die Anfälligkeit dauerhaft in den Griff zu bekommen“, sagt er. Möglichst bis September. Wie fast der gesamte Platz liegt die Wasserstelle allerdings an Hitzetagen in der prallen Sonne. „Der Platz ist heiß, trocken und für den Aufenthalt wenig geeignet“, fasst Kapp zusammen. Und: „Wenn man ihn so lässt, wird es ein toter Platz bleiben.“
Geplant war der Marga-von-Etzdorf-Platz seinerzeit bewusst als steinerne Mitte, quasi als Kontrast und Pendant zur grünen Mitte im neuen Neckarpark-Quartier direkt nebenan. Würde man heute so sicher auch nicht mehr machen, vermutet Kapp. Also die grüne Mitte schon, sie ist ja das Aushängeschild des Neckarparks, sozusagen die grüne Lunge, die das Viertel bei Starkregen schützt und bei Hitze runterkühlt. Regelmäßig werden Fachleute durchs Schwammstadt-Quartier geführt.
Von der steinernen Mitte gleich nebenan spricht heute indessen lieber keiner mehr. Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um eine Lösung für das Hitzeproblem auf dem neuen Quartiersplatz zu finden. Noch gibt es gute Chancen, dass sie gefunden ist, bevor die rund 3000 Bewohner im Neckarpark einziehen. Dort wird aktuell gebaut.