Vince Ebert rechnet ab: Im Interview mit WELT TV spricht der Kabarettist über eine „aus dem Ruder gelaufene Migrationspolitik“ und eine Debattenkultur, in der vieles nicht mehr gesagt werden darf. Besonders hart geht er mit den Grünen ins Gericht.
Der Kabarettist und Physiker Vince Ebert kritisiert im Gespräch mit WELT TV die linke Politik in Deutschland. Der Kabarettist spricht über ein Land, das von Bürokratie gelähmt, von der Migration überfordert – und in dem Kritik kaum noch möglich sei. In seinem neuen Buch „Wot Se Fack, Deutschland? Warum unsere Gefühle den Verstand verloren haben“ analysiert er die Lage in Deutschland.
„Wenn ich darüber rede, dass Deutschland wirtschaftlich den Anschluss verloren hat, dass die Migrationspolitik aus dem Ruder gelaufen ist, dass die Bürokratie überbordend ist, da kommen Leute teilweise in letzter Zeit wirklich nach der Show zu mir mit Tränen in den Augen und sagen: Sie sprechen das aus und wir gucken auf unser Land und fragen uns, wie geht’s weiter?“, erzählt Ebert.
Er sieht das liberale Bürgertum in einer Art Rückzug: „Seit 20 Jahren hat es aus Feigheit und Opportunismus die Debatten verlassen und letztendlich den weltfremden Traumtänzern, den Rändern, die Deutungshoheit überlassen.“ Besonders deutlich wird Ebert bei der Frage nach den Grünen: „Ich kenne ja auch Grüne, die vernünftig sind. Ach, ich kenne keine.“
Für ihn ist die politische Landschaft in Teilen entkoppelt von der Realität. Politiker würden unter vier Augen oft etwas anderes sagen als sie später im Bundestag abstimmen: „In der Energiepolitik, in der Migration – totaler Quatsch“, würden sie ihm sagen, „und dann aber bei der Abstimmung das genaue Gegenteil von dem machen.“
„Eine Menge Leute, die von diesem dysfunktionalen System profitieren“
Ein Grund für diese Entwicklung sei auch ein überdimensionierter Staat. „Wir haben eine Staatsquote von 50 Prozent. Und das sind eine Menge Leute, die von diesem dysfunktionalen System profitieren“, so Ebert. Als Beispiel nennt er: „Wir haben in Deutschland alleine 100.000 Steuerberater. Die haben doch keine Lust, dass die Steuer einfach wird. Klar, die werden arbeitslos.“
Vince Ebert, eigentlich Holger Ebert, ist ein Diplom-Physiker. Er studierte Physik in Würzburg und begann vor rund 25 Jahren seine Karriere als Kabarettist. Der 57-Jährige ist bekannt für seine Verbindung von Wissenschaft und Humor in seinen Bühnenprogrammen und Büchern.
Der Kabarettist, der in einem Arbeiterhaushalt aufwuchs – Vater Schreiner, Mutter Näherin – wirbt für eine Rückbesinnung auf Selbstverantwortung: „Wir müssen irgendwie wieder lernen, uns die Selbstbestimmung, die Eigenverantwortung zurückzuholen.“ In seinem Buch liefert er keine Patentlösungen, sondern eine Analyse: „Ich glaube, den Menschen ist die Wahrheit zumutbar.“ Eberts Buch erscheint am 14. August im Handel.
coh