Magdeburg – Zu wenig Schutz, kein Plan – und Ostdeutschland schaut komplett in die Röhre! 579 öffentliche Schutzräume gibt es derzeit in Deutschland. Bunker, die im Ernstfall Leben retten sollen. Doch alle stehen im Westen. Im Osten: kein einziger!
Rüdiger Erben (57), SPD-Innenexperte im Magdeburger Landtag, erklärt: „Dass es in der DDR viele Schutzräume gab, ist ein Mythos.“ Bei den Ost-Bunkern „handelte es sich vor allem um Ausweich-Führungsstellen für Polizei, Stasi, SED-Kreisleitung, selten um Schutzräume für die Bevölkerung.“ Und: Die Anlagen wurden nach der Wende nicht übernommen und stehen daher nicht mehr als Schutzräume zur Verfügung.
► Beispiel Sachsen-Anhalt: Das Land hat mehr als zwei Millionen Einwohner, aber keinen einzigen öffentlichen Bunker. Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (54, CDU) schlägt deshalb Alarm. Sie und ihre Kollegen aus den anderen Ländern haben den Bund mehrfach gebeten, ein modernes Schutzraumkonzept vorzulegen.
So viele Bunker gibt es derzeit in Deutschland
Wie nötig das ist, belegen diese Zahlen. BILD listet auf, wo sich die 579 verbliebenen Schutzräume befinden und wie vielen Menschen sie Schutz bieten könnten.
Fakt ist: Auch in Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es keinen einzigen Bunker. Der gesamte Osten kommt in der Statistik der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nicht vor.
Jetzt soll sich das ändern. Ralph Tiesler (65), Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), will eine Million neue Schutzplätze schaffen. In Tiefgaragen, Tunneln, Kellern von Kaufhäusern.
Landbevölkerung profitiert nicht davon
► Doch in Sachsen-Anhalt wächst die Skepsis. Denn die ins Auge gefassten Räume gibt es nur in großen Städten. „Die Bevölkerung, die jedoch überwiegend auf dem Lande lebt, würde davon kaum profitieren“, kritisiert Innenministerin Zieschang in der „Volksstimme“.
Der bekannteste Bunker in Rheinland-Pfalz ist der ehemalige Regierungsbunker bei Bad Neuenahr-Ahrweiler
Foto: imago/JOKER
Wäre ein Bunker-Bauprogramm für Deutschland die Lösung? SPD-Politiker Rüdiger Erben sagt BILD: „Ich halte nichts davon. Besser ist in der Tat eine Doppelnutzung bereits vorhandener Bauwerke, etwa Tiefgaragen oder Keller öffentlicher Gebäude. Dort müssen allerdings Toiletten eingebaut und Feldbetten eingelagert werden.“
Sein Vorschlag: Der Bund stellt aus dem Sondervermögen das Geld bereit. Die Landkreise kümmern sich um die Umsetzung. „Die kennen sich mit den Gegebenheiten am besten aus.“ Ob es so kommt? Zumindest erarbeitet eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe inzwischen ein neues Schutzraumkonzept.