Luc Holtz, der wegen der Nominierung eines Straftäters in die Kritik geriet, ist als Nationaltrainer Luxemburgs zurückgetreten. Beim Drittligisten Waldhof Mannheim nahm er nun seinen neuen Job auf.
Drei Sätze umfasst die Mitteilung des luxemburgischen Fußballverbandes von Montag (11.08.2025). Im ersten steht, dass Nationaltrainer Luc Holtz um die sofortige Auflösung seines Vertrages bittet. Der zweite Satz liefert den Grund für die Bitte: Holtz habe ein Angebot eines ausländischen Vereins. Wie sich am Dienstag bestätigte, ist dieser Verein Waldhof Mannheim gewesen. Der deutsche Dittligist gab am Mittag die Verpflichtung des 56 Jahre alten Trainers bekannt.
Die Fédération Luxembourgeoise de Football (FLF) hatte im letzten Satz ihrer Mitteilung verlauten lassen, dass sie aufgrund seiner Verdienste der Bitte des Trainers nach Vertragsauflösung entsprechen wird.
Drei Sätze, ohne jegliches Zitat, das ist dürftig für das Ende eines Trainers, der den Job 15 Jahre lang erledigte, und das mit einigem Erfolg.
Verband kündigte Aus für spätestens Ende 2025 an
Der Vertrag von Holtz war ohnehin nur noch bis zum 31. Dezember dieses Jahres gültig. Es würde auch keinen neuen geben. Das hatte der Verband am 9. Juli mitgeteilt. Nach „eingehender sportlicher Analyse“ sei die FLF zu dem Ergebnis gekommen, für das neue Jahr einen neuen Trainer einzustellen.
Mit der frühzeitigen Ankündigung wolle der Verband eine „Gelassenheit“ fördern, mit der Spieler und Trainer die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2026 angehen sollen. Luxemburg wird dabei auch gegen Deutschland spielen, am 10. Oktober in Sinsheim, am 14. November im Stade de Luxembourg.
Beständig unter den Top 100
Luc Holtz übernahm Luxemburg im Jahr 2010. Die Mannschaft war vom 195. Platz der Weltrangliste, die sie noch vier Jahre zuvor einnahm, schon ein bisschen geklettert. Aber sie hatte immer noch den Ruf, auf einer Stufe mit Andorra und San Marino zu stehen.
Das änderte sich unter Holtz. Es ging hoch bis auf den 84. Platz, inzwischen ist es der 92. Rang. Seit 2017 ist Luxemburg unter den Top 100.
In den Playoffs zur Europameisterschaft 2024 scheiterte Luxemburg im Halbfinale an Georgien, das sich letztlich qualifizierte.
1:0 gegen Schweden, 0:0 gegen Irland
Im März 2025 gewann die Auswahl des Großherzogtums mit 1:0 gegen Schweden. Das bislang letzte Länderspiel endete am 10. Juni mit einem 0:0 gegen Irland.
Gerson Rodrigues bestritt dabei sein 72. Länderspiel, obwohl es viele gerne gesehen hätten, dass es auf ewig bei 71 bleibt.
Juni 2025: Proteste gegen die Nominierung von Gerson Rodrigues vor dem Spiel gegen Irland
Rodrigues ist im Frühjahr wegen mehrfacher Körperverletzung zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Gericht sah es auch nach der Berufung als erwiesen an, dass der Fußballprofi im November 2022 seine damalige Freundin schlug. Auch zwei Männer seien Opfer von Prügelattacken gewesen.
Trotz des Urteils nominierte Holtz den Stürmer und ließ ihn spielen. Der Verband verteidigte den Trainer und führte aus, Rodrigues solle nicht auch noch in seinem Beruf bestraft werden.
In der Öffentlichkeit wurden Trainer und Verband dafür heftig kritisiert, der Fall machte international Schlagzeilen.
Suspendierung „bis auf weiteres“ im August
Anfang August gab es Neuigkeiten. Der 30 Jahre alte Gerson Rodrigues dürfe „bis auf weiteres“ nicht mehr für die Nationalmannschaft nominiert werden, teilte die FLF mit. „Trotz der Ratschläge und Empfehlungen, die ihm die Verantwortlichen des Verbandes zu geben versuchten“, habe der mit 23 Treffern beste Torschütze Luxemburgs „keine positiven Konsequenzen daraus gezogen“.
Luxemburgische Medien berichten, der in Portugal geborene Rodrigues habe sich nach wie vor nicht entschuldigt, er beteuere hingegen weiter seine Unschuld.
Nach dem Spiel gegen Irland: Gerson Rodrigues applaudiert den Zuschauern
Ob die Bitte von Holtz, den Vertrag aufzulösen, auch mit der Suspendierung seines Mittelstürmers zusammenhängt, ist nicht bekannt.
Holtz schimpft auf die Kritiker
Der Nationaltrainer reagierte auf die Ankündigung des Verbandes, ihm keinen neuen Vetrag zu geben, mit einem Offenen Brief. Darin beklagte er vor allem die Berichterstattung der Medien und deren Kritik an seiner Person. Es seien „Unwahrheiten“ verbreitet worden. Welche das sein sollten, ließ er offen.
Neuer Job beim SV Waldhof
Holtz wird nun auf seiner ersten Station im Ausland den SV Waldhof Mannheim trainieren. Der Drittligist hatte am Montag nach nur zwei Spieltagen seinen Cheftrainer Dominik Glawogger freigestellt.
Bei seiner Vorstellung am Mittag sagte Holtz: „Die Zeit als Nationaltrainer in Luxemburg war eine großartige und prägende Phase für mich – persönlich wie fachlich. Jetzt brenne ich darauf, bei einem Traditionsverein wie dem SV Waldhof ein neues Kapitel anzugehen.“