„Wir werden im nächsten Jahrzehnt mit einer zunehmenden Wasserknappheit konfrontiert sein“, so die düstere Prognose der britischen Wasserministerin Emma Hardy. Die Regierung plane den Bau neuer Stauseen, um die Versorgung sicherzustellen, fügte sie hinzu.

Die für Dürre zuständige nationale Behörde, welcher Vertreter der Regierung, der Landwirtschaft und der Wasserversorgungsunternehmen angehören, war zusammengekommen, um über die angespannte Lage zu beraten. „Wir rufen alle dazu auf, ihren Beitrag zu leisten und dazu beizutragen, den Druck auf unsere Wasserumwelt zu reduzieren“, sagte Helen Wakeham, die bei der EA für den Bereich Wasser zuständig ist.

Niedriger Wasserstand im Scammonden-Reservoir in England

AP/Jon Super

Sehr niedriger Wasserstand im Scammonden-Reservoir in England

„Wachsende Besorgnis“ in Landwirtschaft

Die Vizepräsidentin der Nationalen Landwirtschaftsvereinigung (NFU), Rachel Hallos, erklärte, es gebe „wachsende Besorgnis angesichts der kommenden Monate“, weil die Landwirte mit „extrem trockenen Bedingungen“ zu kämpfen hätten. Einige landwirtschaftliche Betriebe hätten bereits erhebliche Ernteeinbußen gemeldet, die für die Betriebe finanziell verheerend seien und Auswirkungen auf die gesamte Ernte in Großbritannien haben könnten.

Yorkshire verbietet Bewässerung von Gärten

Die Pegelstände der Wasserreservoirs in ganz England erreichten in den vergangenen Tagen nur 67,7 Prozent ihrer Kapazitäten. Der Durchschnittswert in der ersten August-Woche liegt bei einer Füllmenge von 80,5 Prozent. Nach Angaben der EA haben zudem 49 Prozent der Flüsse einen niedrigeren Wasserstand als normalerweise. In Yorkshire im Norden Englands wurde bereits die Bewässerung von Gärten verboten.

Niedriger Wasserstand im Woodhead-Reservoir in England

AP/Jon Super

Sehr niedriger Wasserstand im Woodhead-Reservoir in England

Dürre auch im Mittelmeer-Raum

Auch andere Teile Europas leiden teils bereits länger unter Dürre. So wurde im Juli in Europa und im Mittelmeer-Raum ein neuer Höchstwert in Sachen Trockenheit verzeichnet. Mehr als die Hälfte der dortigen Böden waren Anfang Juli von Dürren betroffen, wie aus einer Untersuchung der neusten Daten der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle (EDO) durch die Nachrichtenagentur AFP hervorgeht. Das ist die größte von Trockenheit betroffene Fläche im Zeitraum 1. bis 10. Juli seit Beginn der Aufzeichnungen der Dürre im Jahr 2012.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Der Wert lag 21 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2024. Im Vergleich zum Juni, als diese 55,5 Prozent der Flächen von Trockenheit betroffen waren, sank der Wert leicht.

Osten Europas am stärksten betroffen

Die Untersuchungen von Dürren des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus basieren auf Satellitenbildern und berücksichtigen drei Parameter: Niederschläge, Bodenfeuchtigkeit und den Zustand der Vegetation.

Am stärksten traf die Trockenheit den Osten Europas. In Serbien, Bulgarien und dem Kosovo waren die Böden fast vollständig von Dürren betroffen. Auch in Armenien und der Türkei waren große Flächen – 95 beziehungsweise 77 Prozent des Landes – von Trockenheit betroffen. In der Türkei führte die Trockenheit in Verbindung mit starken Winden zu zahlreichen Bränden.

Niedriger Wasserstand und trockene Flächen bei einem Damm in der Nähe von Izmir

APA/AFP/Yasin Akgul

Niedriger Wasserstand und trockene Flächen bei einem Damm in der Nähe von Izmir in der Türkei

Drittel der Böden in Frankreich betroffen

Syrien ist ebenfalls von einer Dürre betroffen, die die Weizenernte bedroht und laut den Vereinten Nationen die Ernährungssicherheit von 16 Millionen Menschen im Land gefährdet.

In Westeuropa war die Lage weniger einheitlich: Während in Frankreich zwei Drittel der Böden von Trockenheit betroffen waren, blieben die Böden in Spanien und Portugal größtenteils von Dürren verschont.