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Eintracht Frankfurt will die Konkurrenz mit der Berti-Vogts-Taktik stressen – für einen internationalen Startplatz sollte das reichen.

Frankfurt – Wenn Eintracht Frankfurt am Sonntag im DFB-Pokal beim vielleicht nicht ganz so übermächtigen Oberligisten FV Engers eine neue Abenteuerreise durch die Republik und Europa startet, wird es Saison eins nach den Zauberstürmern Omar Marmoush und Hugo Ekitiké sein. Beide Ausnahmekönner spielen nun auf der Insel für zwei der größten Klubs der Welt, Marmoush seit Winter schon bei Manchester City, Ekitiké seit Sommer beim FC Liverpool.

FC Fulham - Eintracht FrankfurtEiner, auf den sich die Eintracht verlassen kann: Haudegen Rasmus Kristensen. © IMAGO/HMB Media/Claus

Für die Eintracht ist das auf der einen Seite natürlich eine große Auszeichnung, die überdies mit vielen Millionen einhergeht. Auf der anderen Seite aber mindern diese prominenten Abgänge die sportliche Leistungsfähigkeit. Ob es so wieder was wird mit der Königsklasse? Jetzt werden es andere richten müssen in dieser Saison, in der wieder die europäischen Startplätze erreicht werden sollen, am besten die Champions League. Könnte klappen. Trotz des Weggangs der Starspieler.

Wie stark ist der Kader?

Man könnte, siehe Einleitung, ganz profan resümieren: Nicht ganz so stark wie der in der zurückliegenden Spielzeit. Auf den ersten Blick zumindest. Die individuelle Klasse der beiden Wunderknaben Marmoush und Ekitiké lässt sich nicht mir nichts, dir nichts kompensieren. Das ist klar, wäre auch komisch. Und das ist auch gar nicht der Ansatz der Sportlichen Leitung um Markus Krösche, den Manager des Jahres.

Er hat die Mannschaft mit Augenmaß und in homöopathischer Dosis verstärkt, keine blutjungen Hüpfer mit Zukunftspotenzial geholt, sondern zwei gestandene Bundesligaspieler, absolute Teamplayer: Charakterkopf Jonathan Burkardt von Mainz 05 und Wirbelwind Ritsu Doan vom SC Freiburg. Beide gelten als Pressingmaschinen, die den Gegner permanent stressen.

Die teuersten Neuzugänge in Eintracht Frankfurts VereinsgeschichteJonathan Burkardt (l.) Luka Jovic und Elye Wahi (r.) gehören zu den teuersten Neuzugängen von Eintracht Frankfurt. Fotostrecke ansehen

Ein Fingerzeig, in welche Richtung sich das Spiel verändern soll. Bis auf Ekitiké und Abwehrmann Tuta ist das Team beisammen geblieben, es ist wehrhaft, resistent und eingespielt, ein Faustpfand. In der Breite ist das Aufgebot gut aufgestellt. Prognose: Die Eintracht wird ein schwer zu bespielender Kontrahent sein, der die weggebrochenen Unterschiedsspieler im Kollektiv auffangen will und muss. Der Star ist die Mannschaft. Berti Vogts lässt grüßen.

Auf was steht der Trainer?

Wenn nicht alles täuscht, wird Dino Toppmöller den Stil der Eintracht ein wenig modifizieren. Die Offensive soll variabler werden und nicht in hohem Maße von Einzelkönnern abhängig sein, auch deshalb galt der wuselige, unberechenbare Flügelmann Doan als Wunschspieler des Trainers. Die Angriffe sollen nicht mehr nur auf Tempo und Umschaltmomente fußen, sondern raffinierter, gewitzter werden.

Stichwort: Falsche Flügel à la Arjen Robben. Und: Das Pressing rückt klar in den Fokus, der Gegner soll tief in der eigenen Hälfte gejagt und zu Fehlern gezwungen werden. Das birgt ein gewisses Risiko, hat aber auch Spektakelpotenzial. Klingt nach Vollgasveranstaltungen im Herzen von Europa. Passt ganz gut nach Frankfurt.

Wo hapert es noch?

In der Defensive offenbarten sich in den Testspielen durchaus Lücken. Sattelfest sieht anders aus. Das liegt aber nicht an der eigentlich stabilen Deckung, sondern eher an der wagemutigen, offensiven Spielweise. Die rechte Balance sollte gefunden werden. Auch nicht gut: Die U21-EM-Fahrer hinken zurzeit noch hinterher, Nathaniel Brown war lange verletzt, Jean-Matteo Bahoya und Ansgar Knauff kommen schwer ins Rollen.

Zudem: Altmeister Mario Götze ist weit weg von seiner Bestform. Auch er war lange unpässlich. In der Defensive könnte das Ensemble noch Zuwachs gut gebrauchen, durch Tutas Abgang klafft eine Lücke. Aurele Amenda konnte seine Tauglichkeit auf höchstem Niveau bisher nicht nachweisen, auch jetzt nicht in der Vorbereitung. Der Schweizer ist Wackel- und Verkaufskandidat.

Auch im defensiven Mittelfeld wäre eine neuer Feger wünschenswert, genauso wie ein Talent im Sturm. Aber dazu müssten erst mal noch einige Aussortierte von der Gehaltsliste gestrichen werden können, Spieler wie Aurelio Buta, Hrvoje Smolcic oder Mo Dahoud und der in Ungnade gefallene Eric Dina Ebimbe.

Wer sticht heraus?

Tja, die Zeit der über allen thronenden Wunderknaben ist vorbei. Da tut sich doch glatt eher einer hervor, der im Schlussspurt der vergangenen Saison über sich hinauswuchs und einen Löwenanteil an der Qualifikation zur Champions League hatte: Rasmus Kristensen, der Wikinger, der weder Tod noch Teufel fürchtet. Auf Haudegen wie ihn (und Arthur Theate) wird es ankommen, sollen die hohen Ziele erreicht werden.

Was ist drin?

Ein echter Bayern-Jäger ist die Eintracht nicht, aber wenn sie als unbeugsame Einheit auftritt, die Neuen funktionieren, die Spielidee funzt und die anderen Großkaliber schwächeln, ist wieder ein Champions-League-Platz drin, vielleicht sogar die Vizemeisterschaft. Ein bisschen träumen ist in Frankfurt erlaubt.

die-tipptabelle-der-frTipp-Tabelle_SGE V2.jpg © FRZu- und Abgänge

Zugänge: Ritsu Doan (SC Freiburg), Jonathan Burkardt
(1. FSV Mainz 05), Paxten Aaronson (FC Utrecht, Leihe beendet), Elias Baum
(SV Elversberg, Leihe beendet), Aurelio Buta (Stade㈠ Reims, Leihe beendet), Jessic Ngankam (Hannover 96, Leihe beendet), Hrvoje Smolcic (Linzer ASK, Leihe beendet).

Abgänge: Krisztian Lisztes (Ferencvaros Budapest, Leihe), Tuta (Al-Duhail SC), Hugo Ekitiké (FC Liverpool), Igor Matanovic (SC Freiburg), Nacho Ferri (KVC Westerlo, zuvor an KV Kortrijk verliehen).