Dresden. Das Ankommen bei Dynamo Dresden fiel Vincent Vermeij leicht: Der 31 Jahre alte Mittelstürmer blickte am Dienstag gleich in viele bekannte Gesichter, denn bei seiner ersten Trainingseinheit in der Walter-Fritzsch-Akademie traf er nicht nur seinen alten Trainer wieder, sondern neben Thomas Stamm noch einige Spieler, mit denen er schon beim SC Freiburg II zusammengespielt hat. Obendrein kickt der Niederländer wieder mit Christoph Daferner in einer Mannschaft. Mit dem 26-Jährigen spielte er schon ein halbes Jahr bei Fortuna Düsseldorf zusammen.
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In Düsseldorf verpasste Vermeij 2024 mit Daferner nur knapp den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Dort fühlte er sich – nah an seiner Heimat – lange wohl. Sein Vertrag lief eigentlich noch ein Jahr, doch nach einer Verletzungspause in der letzten Saison fühlte er, dass Trainer Daniel Thioune nicht mehr wie zuvor auf ihn setzt, obwohl der Stürmer am Saisonende wieder fit wurde: „Ich habe gespürt, dass meine Rolle nicht die ist, die ich mir erhofft habe. Und dann muss man sich andere Optionen anschauen.“
Wir sind immer in Kontakt geblieben. Das habe ich so mit nur wenigen Trainern gehabt.
Vincent Vermeij,
Dynamo-Neuzugang über seinen alten und neuen Trainer Thomas Stamm
Eine Option von mehreren war Dynamo, wo sein alter Coach aus Freiburger Zeiten auf Anhieb den Aufstieg in die 2. Liga schaffte, jetzt einen Torjäger und Führungsspieler suchte, dem er zu 100 Prozent vertraut. Und auch Vermeij hält große Stücke auf den Schweizer, der ihn im Breisgau besser gemacht habe: „Ich hatte einen guten Draht zu ihm, habe ihn noch. Wir sind immer in Kontakt geblieben. Das habe ich so mit nur wenigen Trainern gehabt.“ Die Zusammenarbeit in Freiburg sei prima gewesen: „Es hat gut gepasst und ich hoffe, dass es auch dieses Jahr wieder passt.“
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Dass er in den letzten Monaten eine Weile überlegen musste, nach Dresden zu wechseln, lag vor allem an seiner familiären Situation. Ein Angebot in Nordrhein-Westfalen anzunehmen, hätte auch Vorteile gehabt. Von Düsseldorf aus war es stets ein Katzensprung in die Heimat, die 600 Kilometer lange Autofahrt vom Niederrhein an die Oberelbe sei jetzt am Sonntag schon gewöhnungsbedürftig gewesen, gab Vermeij zu. Lachend meinte er auch, er möge zwar keinen Käse, aber schwöre sonst sehr auf niederländische Spezialitäten, die er bisher immer hinter der Grenze mit seiner Frau im Supermarkt einkaufen konnte. Klar gebe es auch Flüge zwischen Düsseldorf und Dresden, doch so einfach wie bisher werde es nicht mehr sein, die Heimat zu besuchen.
Dass er mit der Familie – Frau und zwei Töchtern – letztlich doch nach Dresden kam, begründete der Angreifer damit, dass außer der Entfernung zur alten Heimat alles für Elbflorenz gesprochen habe. Nicht nur der Trainer sei ein Faktor gewesen. Auch Claudio Kammerknecht und Sascha Risch, alte Gefährten aus Freiburger Zeiten, hätten ihn gleich angeschrieben, als die Gerüchteküche zu brodeln begann, dass Vermeij ein heißer Kandidat für Dynamo sei. Beide hätten ihm heftig zugeraten, zur SGD zu wechseln, von der Mannschaft, dem Verein, den Fans und natürlich auch der Stadt geschwärmt: „Sie haben mir geschrieben, es wäre super, wenn ich komme.“ Zugleich hätten sie Hilfe angeboten.
Vincent Vermeij werden Führungsqualitäten nachgesagt. Der Niederländer weiß, was von ihm außer Toren noch erwartet wird.
Quelle: Steffen Manig
Allzu viel anschauen konnte sich Vermeij in der Stadt seit Sonntag noch nicht. Erst stand der Medizincheck an, dann das erste Training. Wenn nicht die nächsten Einheiten oder das Testspiel gegen Hertha II (Mittwoch/nichtöffentlich) es verhindern, widmet er sich der Wohnungssuche. Erste Besichtigungen sind schon geplant. Obendrein muss schnell eine Schule für eine seiner beiden Töchter gefunden werden. Dass das Schuljahr in Sachsen schon begonnen hat, während in Nordrhein-Westfalen noch Ferien sind, erhöhe den Termindruck für die Familie, so der Papa: „Wir können sie erst in einer Schule anmelden, wenn wir eine Wohnung haben, hier gemeldet sind.“ Noch einmal allein einen Job bei einem neuen Verein in Angriff zu nehmen, sei für ihn nicht infrage gekommen, so Vermeij: „Wenn ich im Trainingslager war, habe ich schon gemerkt, wie sehr ich meine Familie vermisse.“
Dass man bei Dynamo Tore und Führungsqualitäten von ihm erwartet, das weiß der 1,95 Meter große Blondschopf. Er werde aber nicht gleich das große Wort führen, stellte er klar: „Ich muss erstmal Leistung im Training abliefern.“ Er wolle aber in diese Rolle hineinwachsen, weiß: „Es gibt nicht viele in der Mannschaft, die mal richtig ein, zwei Saisons in der 2. Liga gespielt haben. Von daher würde das auch passen.“
Christoph Daferner freut sich über das Wiedersehen, obwohl der Mittelstürmer (zwei Saisontore) mit Vermeij namhafte Konkurrenz im Angriffszentrum bekommen hat: „Ich bin da relativ entspannt. Es war klar, dass vorne auch noch jemand dazukommt. Vince ist ein guter Typ, der passt hier auch gut rein und findet eine Mannschaft vor, die es ihm auch leicht macht.“ Er hätte nichts dagegen, mit Vermeij auch mal als Doppelspitze aufzulaufen.
DNN