Gelsenkirchen trauert. Die kleine Eisbärin Antonia (36), ein echtes Unikat der Zoom Erlebniswelt in NRW, ist tot (>>> wir berichteten). Und wer sie einmal gesehen hat, vergisst sie nicht: Sie war tapsiger und vor allem kleiner als ihre riesigen Artgenossen.

Doch Antonias Geschichte war nie nur süß und harmlos – sie war geprägt von einem erschütternden Schicksal und einem düsteren Geheimnis aus ihrer Familie, das bis heute Fragen aufwirft.

Eisbär-Dame Antonia aus Gelsenkirchen ist tot

Geboren wurde die kleine Eisbär-Dame 1989 im Zoo Karlsruhe – als eines von mehreren Jungtieren einer Zuchtgruppe. Doch schon früh war klar: Dieses Eisbärenbaby war anders. Ihre Gliedmaßen wirkten nicht ganz proportional, sie blieb kleiner als die anderen. Und dann geschah das, was niemand sehen will: Ihre Mutter Nadine verstieß sie. Der Zoo griff ein, zog sie per Hand mit der Flasche auf – und gab ihr einen neuen Namen. Aus dem ursprünglichen „Nadine“ wurde „Antonia“. Vielleicht, um ihr eine zweite Chance auf ein anderes Leben zu geben.

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Doch trotz allem: Antonia war kein Eisbär wie jeder andere. Sie hatte eine seltene Wachstumsstörung, blieb zeitlebens deutlich kleiner – rund 250 Kilogramm, im Vergleich zu bis zu 500 Kilo bei anderen Weibchen. Doch in ihrem Gehege in Gelsenkirchen wurde sie zur Liebling der Besucher. Klingt alles so weit, so gut, doch was viele nicht wissen: ihre Familiengeschichte war von einem grausamen Ereignis überschattet.

Mutter Nadine wurde erschossen

Nadine, Antonias Mutter, wurde 1965 geboren und war ein prächtiger Eisbär. Und nach Recherchen dieser Redaktion wurde sie zur Hauptfigur einer der tragischsten Geschichten der deutschen Zoogeschichte. Denn im Jahr 2000 geschah im Tiergarten Nürnberg etwas, das bis heute unvergessen ist – und nie vollständig aufgeklärt wurde.

Antonia lebte da längst in Gelsenkirchen. Doch in Nürnberg wurden damals Gehege renoviert, alte Betonanlagen ersetzt – und ihre Familie vorübergehend ausquartiert. Vier Eisbären aus Karlsruhe, darunter ihre Mutter Nadine, wurden nach Nürnberg gebracht und im Tiergarten vorübergehend einquartiert.

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Dann, am Abend des 29. März 2000, passierte das Schreckliche: Unbekannte brachen die Stallungen auf, die vier Eisbären – Nadine (36), Silke (36), Yukon (10) und Efgenia (9) – spazierten plötzlich frei über das Gelände. Um 22 Uhr waren alle vier Tiere tot – der damalige Zoodirektor gab den Schießbefehl.

Die Empörung war groß. Medien, Tierschützer, die Öffentlichkeit – alle wollten Antworten. War es wirklich nur Fahrlässigkeit? Oder sollte man die alten Tiere loswerden? Eine Verschwörungstheorie machte die Runde. Später wurde ein psychisch kranker Mann verhaftet, doch bis heute bleiben viele Fragen offen.

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Antonia bekam davon nichts mehr mit. Sie war längst im Ruhrgebiet angekommen – allein, aber nicht einsam. Ihre Kleinwüchsigkeit machte eine Haltung mit anderen Eisbären schwierig, doch sie schien das nie gestört zu haben.

In Dokumentationen wurde sie nämlich als die „Ruppige“ beschrieben – verspielt, frech, eigensinnig. Sie klaute im Kindesalter Bälle von anderen, tobte herum, bis man sie von ihren Artgenossen trennte und sie in Gelsenkirchen ein neues Kapitel begann. Doch nun ist auch sie tot. Im Alter von 36 Jahren – genau wie ihre Mutter Nadine.