Stuttgart – Er war weltoffen, tolerant und fiel einem radikalen Islamisten zum Opfer! Bei den Schlussplädoyers der Ankläger im Prozess gegen den Mannheimer Messer-Terroristen Sulaiman Ataee (26) fanden Mutter und Schwester des getöteten Polizisten Rouven Laur (†29) berührende Worte.

Gemeinsam mit ihrer Tochter Eve Laur trat Petra Laur als Nebenklägerin auf

Gemeinsam mit ihrer Tochter Eve Laur trat Petra Laur (l.) als Nebenklägerin auf

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Petra Laur (65) beschreibt ihren Sohn vor dem Oberlandesgericht Stuttgart (Baden-Württemberg) als beliebten jungen Mann, der sportlich war, gerne kochte und sich mit seiner Arbeit als Polizist identifizierte. „Er war das Ideal für diesen Beruf, er hatte Disziplin und ist dabei Mensch geblieben“, sagt sie im Verfahren nach der tödlichen Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz. „Es fehlen mir so sehr meine Gespräche mit ihm.“ Dann bricht sie in Tränen aus.

Hier trauerten Mutter und Schwester (l.) von Rouven Laur bei einer Gedenkfeier am Tatort in Mannheim

Mutter und Schwester bei einer Gedenkfeier am Tatort in Mannheim

Foto: Reinhard Roskaritz

Terror-Angriff am 31. Mai 2024

Rouven Laur wurde am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz von Sulaiman Ataee niedergestochen. Der heute 26-jährige Afghane kam nach der Flucht aus seiner Heimat 2013 nach Deutschland. Seit Februar läuft das Verfahren. Die Anklage lautet auf Mord und versuchten Mord in fünf Fällen sowie gefährliche Körperverletzung.

Sulaiman Ataee beim Prozessauftakt am 13. Februar 2025 vor dem Oberlandesgericht Stuttgart

Sulaiman Ataee beim Prozessauftakt am 13. Februar 2025 vor dem Oberlandesgericht Stuttgart

Foto: Marijan Murat/dpa

„Alles war so schrecklich und unwirklich“

Laut Bundesanwaltschaft verletzte der Angeklagte bei dem Angriff sechs Menschen mit einem Messer, fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie den einschreitenden Polizisten Rouven Laur. Der junge Beamte starb zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen.

Petra Laur erzählt, wie der Arzt sie im Krankenhaus nach der Tat darüber informierte, dass Rouven nicht überleben werde. „Alles war so schrecklich und unwirklich. Es fühlte sich an, als würde ich ins Bodenlose fallen.“ Zwei Tage blieb die Familie bei ihm, bis der 29-Jährige starb. „Es war ein aussichtsloser Kampf, er hatte keine Chance.“

Vor Gericht wird der Angeklagte Sulaiman Ataee von schwer bewaffneten Polizisten bewacht

Vor Gericht wird der Angeklagte von schwer bewaffneten Justizbeamten bewacht

Foto: Michael Hahn

Rouven Laur lernte Arabisch

Auch Schwester Eve Laur (29) erinnert sich unter Tränen an ihren geliebten Bruder: „Rouven war ein unglaublich wichtiger Teil meines Lebens, und mein Verstand will es auch nach mehr als einem Jahr nicht verstehen, dass er nicht mehr da ist.“

Der 29-Jährige sei einer der intelligentesten Menschen gewesen, die sie gekannt habe. Er habe gerne diskutiert, andere inspiriert und sogar Arabisch gelernt – um die Welt besser zu verstehen!

Lebenslange Haft und Sicherungsverwahrung?

Die Bundesanwaltschaft hat eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes und versuchten Mordes gefordert. Außerdem solle die besondere Schwere der Schuld bei dem Angeklagten festgestellt werden. Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung so gut wie ausgeschlossen.

Mehr zum ThemaAngeklagter radikalisierte sich in Deutschland

Die Anwälte der Familie Laur fordern zusätzlich dazu die Anordnung der Sicherungsverwahrung. Diese dient dazu, die Allgemeinheit vor Straftätern zu schützen, die ihre Strafe bereits verbüßt haben, aber weiter als gefährlich gelten.

Laut Bundesanwaltschaft hatte Ataee sich über Jahre radikalisiert und mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) identifiziert. Er habe nicht nur den Islamkritiker Michael Stürzenberger (60) töten wollen, sondern so viele „vermeintlich Ungläubige“ wie möglich.

Urteil im September

Am Donnerstag und Freitag plädieren die Verteidiger des Angeklagten. Diese wollen nach eigener Aussage für den Angeklagten „nur“ eine lebenslange Haft wegen Mordes fordern. Mitte September könnte das Urteil fallen.