In Deutschland gehört sie zu den ganz Großen. Klar, das liegt an den Filmen, die Iris Berben in all den Jahren gedreht hat. Aber da ist noch etwas anderes. Die Schauspielerin redet offen über ihr Engagement, ihre rebellischen Jahre und ob diese überhaupt schon vorbei sind.

Man könnte Iris Berben lange zuhören, wenn sie über das Leben spricht. Die Schauspielerin hat so eine natürliche Autorität, etwas Hinterfragendes. Am Dienstag (12. August) wird sie nun 75 Jahre alt. Als junger Mensch habe sie sich oft gefragt: „Was bedeutet Leben?“, erzählte sie mal in dem Podcast „Hotel Matze“. Sie hat für sich eine berührende Antwort gefunden, aber dazu später mehr.

Fürs Fernsehen und fürs Kino hat Berben viel gedreht. Vielleicht ist sie so etwas wie die Isabelle Huppert der Bundesrepublik. Aber eigentlich reicht es ja, einfach „die Berben“ zu sein. So etwas schaffen nicht viele.

In Hamburg flog Berben von der Schule

„Bei Iris Berben kann man schon lernen, was Selbstbehauptung ist, wenn man mit ihr eine Zeitung am Kiosk kaufen geht“, schrieb Produzent Alfred Holighaus mal für die Deutsche Filmakademie. „Man spürt den selbstverständlichen Respekt für andere und die Forderung nach diesem Respekt.“

Das könnte Sie auch interessieren: Schock für 78-Jährige: DNA-Test bringt lange gehütetes Familien-Geheimnis ans Licht

Was man vielleicht nicht unbedingt weiß: Dass Iris Berben mehrfach von der Schule geflogen ist. In jungen Jahren zog sie mit ihrer Mutter aus ihrer Heimat in Detmold in den Berner Heerweg nach Hamburg-Farmsen und später nach Osdorf. Zu Schulzeiten besuchte Berben die Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum, wo sie später rausflog.

Iris Berben fiel auch weiter rebellisch auf, als sie mit den 68ern protestierte und eine ganze Weile ohne Führerschein fuhr. „Der Rock’n’Roll ist nie weggegangen aus meinem Kopf“, sagte sie mal in der Talkshow „3nach9“.

Berben in „Triangle Of Sadness“

Castings mied sie öfter aus Angst, eine Rolle nicht zu bekommen. Trotzdem kam in ihrer Karriere eins zum anderen. In den 1970ern spielte sie in der Serie „Zwei himmlische Töchter“, in den 1980ern in der Comedyshow „Sketchup“, später in den „Rosa Roth“-Krimis.

Iris Berben und Schauspielkollege Sebastian Koch für den „Rosa Roth“-Krimi 1994. IMAGO/Peter Homann

Iris Berben und Schauspielkollege Sebastian Koch für den „Rosa Roth“-Krimi 1994.Iris Berben und Schauspielkollege Sebastian Koch für den „Rosa Roth“-Krimi 1994.

Sie ist in Komödien wie „Der Spitzname“ zu sehen und hatte im internationalen Kino mit „Triangle Of Sadness“ einen wichtigen Moment: In der Satire über Superreiche spielt sie eine Frau, die nach einem Schlaganfall nur noch „In den Wolken“ und manchmal „Nein“ sagen kann. Berbens Sohn Oliver ist außerdem einer der wichtigsten Filmproduzenten Deutschlands.

Berben und ihr Engagement gegen Antisemitismus

Dass Iris Berben so bekannt ist, liegt aber nicht nur an den Filmen und Serien, die sie in mehr als 50 Jahren gedreht hat. Sondern auch an ihrem gesellschaftspolitischen Engagement.

Eine Reise hat sie besonders geprägt. Nach dem Sechstagekrieg 1967 ging sie eine Weile nach Israel, verliebte sich in das Land und die Menschen. Der Kampf gegen Antisemitismus ist ihr bis heute wichtig.

Iris Berben (vorne, 2.v.l.) und Margot Friedländer (vorne, 3.v.l.) bei der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages aus Anlass des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2025. imago/Future Image

Iris Berben und Margot Friedländer bei der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages aus Anlass des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.Iris Berben (vorne, 2.v.l.) und Margot Friedländer (vorne, 3.v.l.) bei der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages aus Anlass des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2025.

Noch im Januar sah man sie im Bundestag mit der inzwischen verstorbenen Holocaustüberlebenden Margot Friedländer. Der Zentralrat der Juden verlieh ihr den Leo-Baeck-Preis. Auch als Präsidentin der Deutschen Filmakademie, der sie fast zehn Jahre vorstand, schlug Berben politische Töne an.

Kommentare zum Aussehen: „Darüber ärgere ich mich“

„Ich bin fast manisch darin, Nachrichten zu schauen. Ich will wissen, was auf der Welt passiert“, sagte Berben der Deutschen Presse-Agentur vor drei Jahren beim Filmfestival in Cannes. Zwar brauche man auch einen Kokon, um einen Film zu machen, um sich zu konzentrieren. „Aber ich nehme am Leben teil. Ich kann mich nicht ausgrenzen als Schauspielerin.“

Mit der Aussage, dass sie für ihr Alter noch gut aussehe, braucht man Berben nicht zu kommen. Sie ärgert sich sogar darüber, wie sie dem Magazin „Stern“ erzählte. Der Satz sei sicher als Kompliment gemeint, sage aber eine Menge darüber aus, wie Frauen gesehen würden. „Und genau darüber ärgere ich mich.“ Sichtbarkeit von Frauen bedeute nicht, nur mit 18 oder 20 Jahren schön auszusehen – „das hört doch nicht auf“.

Iris Berben ist eine Frau, die von sich selbst sagt, sie lebe unglaublich gerne und schreibe Briefe, die ihr wichtig seien, noch von Hand mit Füllhalter (das erzählte sie mal der „FAZ“); eine Frau, die gerne kocht und lacht; die Portugal mag und sich für die SPD engagierte; die nie geheiratet hat und seit Langem mit Stuntkoordinator Heiko Kiesow liiert ist; eine Frau, die tanzen kann.

Berben: „Man sollte unberechenbar bleiben“

In der Podcastfolge von „Hotel Matze“, die Ende des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, gab sie sehr persönliche Einblicke. Sprach darüber, wie ihre Mutter in ihrer Jugend nach Portugal auswanderte, wie sie viele Jahre im Internat war, wie sie manches davon erst später verarbeitet hat und vieles grundsätzlich eher mit sich ausmacht.

Das könnte Sie auch interessieren: Ramsch, Kunst, Skurrilitäten: Willkommen in der Zauberwelt im Karoviertel

In dem Gespräch ging es auch darum, wie gerne sie heute lebt und dass sie als junge Frau zeitweise Selbstmordgedanken hatte. Damals habe sie sich oft gefragt, was das Leben bedeute, sagte Berben. Weil ja alles schon einmal gelebt und gedacht, alle Worte besetzt und jede Liebe schon geliebt worden sei. Aber dann merke man, dass das Leben die Antwort sei.

„Türen gehen auf, Türen gehen zu“, sagte Berben. In manche gehe man hinein, andere blieben einem verwehrt, manche versuche man einzuschlagen. Aber das Leben sei unberechenbar, und das möge sie. „Und man selber“, sagte Berben, „sollte auch ein bisschen unberechenbar bleiben, finde ich.“