Wenn Dagvin R.M. Anderson am Freitagmorgen in Stuttgart bei einer Feier die Flagge des US-Afrikakommandos in die Hände bekommt, ist er der erste General der US-Luftwaffe, der Africom im Hauptquartier in den Kelley Barracks führt. Mit einer Menge militärpolitischer Bedeutungen.
Seit der Gründung 2007 standen an der Spitze von Africom – zuständig für 53 Staaten in Afrika – stets Offizier von Heer oder Marineinfanterie. Dies wird in hohen US-Heereskreisen durchaus mit Sorge registriert. Alle sechs Regionalkommandos, inklusive dem Stuttgarter Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (Eucom), befinden sich indes aktuell in den Händen von Generälen der Luftwaffe- oder der Marine. In Washington werden diese beiden Waffengattungen als die wichtigsten für die Auseinandersetzung mit dem Supermacht-Rivalen China gehandelt. Das sei „kurzsichtig“, meint ein hoher US-Offizieller mit Heereshintergrund mit Blick auf die Ukraine. Denn in Europa bleibe Russland die „unmittelbare Bedrohung“.
Viel Erfahrung bei Spezialkräften von Africom
Der Mittfünfziger Anderson, der aus Ypsilanti im Midwest-Staat Michigan stammt, hat bereits Afrika-Erfahrung: Er kommandierte von 2019 bis 2021 das Spezialkräfte Kommando für Afrika in Stuttgart. In dieser Rolle musste er am Ende der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump 2020 praktisch ohne Vorwarnung den Abzug der US-Truppen aus Somalia organisieren: Mehr als 13 000 Soldaten, eine amphibische Landungs- und eine Flugzeugträgergruppe sowie ein groß angelegter Luftransport waren an der Verlegung von mehr als 700 Soldaten und 900 Paletten Ladung beteiligt.