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Die Großbaustelle auf der Weserbrücke lässt in den vergangenen Wochen dauerhaft Verkehrsteilnehmer auf der A1 verzweifeln. Kilometerlanger Stau ist keine Seltenheit. Jüngst kam es außerdem zu mehreren teils schweren Unfällen zwischen dem Autobahndreieck Stuhr und Brinkum.

Nun gebe es zusätzlich „eine bittere Pille zu schlucken“, sagt Jörn Kück, Bremer Standortleiter der zuständigen Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges). Am vergangenen Wochenende musste die Übergangskonstruktion, die als Verbindungsstück zwischen Brücke und Autobahn dient, überbaut werden. Er ergänzt, dass in diesem Zeitraum in Richtung Osnabrück nur noch ein Fahrstreifen zur Verfügung steht, während in Richtung Hamburg zwei Spuren befahrbar bleiben.

Wie entwickeln sich die Unfallzahlen?

Polizeisprecher Albert Seegers möchte mit einer finalen Bilanz der Unfallzahlen bis zur Veröffentlichung der Unfallstatistik warten. Es könne „aber schon jetzt festgehalten werden, dass die Zahlen ansteigen werden“, vermutet er. In den meisten Fällen handele es sich aber um Unfälle, bei denen es bei Sachschäden bleibt. Dabei klammert er jedoch zwei schwerere Unfälle explizit aus, bei denen Personen zu Schaden kamen.

Der Pressesprecher der Gemeindefeuerwehr Stuhr, Christian Tümena, teilt auf Anfrage des WESER-KURIER mit, dass sich „die Anzahl der Unfälle bisher nicht erhöht“ habe. Durch die langen Staus, die die Baustelle auf der Weserbrücke verursacht, komme es jedoch immer wieder zu Unfällen am Stauende, fährt er fort. „Gerade in der vorletzten Woche ist hier ein Lkw auf einen anderen Lkw gefahren. Dieser Einsatz ging zum Glück glimpflich aus“, sagt Christian Tümena. Innerhalb desselben Stauverlaufs ist allerdings auch ein Sprinter auf einen anderen Lastwagen aufgefahren, wobei der Fahrer des Sprinters schließlich verstarb. Tümena betont aber, dass die Feuerwehr Stuhr nicht zu jedem Unfall gerufen werde und er nur für seine Feuerwehr sprechen könne, „dass keine Auffälligkeit“ bei den Einsatzzahlen zu erkennen sei.

Welche Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen?

Um die Anzahl der Unfälle von vornherein zu minimieren, wurden laut Albert Seegers „ab dem Beginn des dreispurigen Bereichs wiederkehrende digitale Schilderbrücken verbaut“. Diese Anlagen sollen den Verkehr in dem Abschnitt sicherer, effizienter und umweltfreundlicher machen. Die Einrichtung arbeite mit Sensoren, die Daten wie Geschwindigkeit, Fahrzeuganzahl oder Wetterbedingungen automatisch erfassen, erklärt Seegers. Die digitale LED-Anzeige werde dabei in Echtzeit angepasst. Manuell gesteuerte Anzeigen ergänzten dies. „Über diese wird frühzeitig auf die Baustelle und damit auf eine Staugefahr hingewiesen“, sagt Seegers. Außerdem wurden feste Stauwarner in den zweispurigen Bereichen der A 28 und A 1 installiert.

Wie können Unfälle vermieden werden?

Mögliche Gründe für die angespannte Verkehrslage und die zusätzlichen Unfälle finden sich laut Tümena am Stauende. „Hier ist es wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmer aufmerksam sind, um Auffahrunfälle bei stockendem Verkehr zu vermeiden“, betont er. Der Einsatz von (Warn-)Blinkern könne andere Verkehrsteilnehmer warnen und etwa beim Einfahren in die Baustelle und möglichen Fahrbahnverengungen helfen. Hier sei aber Vorsicht geboten, ergänzt Tümena, um nicht seitlich mit anderen Fahrzeugen zusammenzustoßen.

Ähnlich sieht das die Polizei: „In den meisten Fällen handelt es sich um Verkehrsunfälle, bei denen auf stehende, bremsende oder langsam vorausfahrende Fahrzeuge aufgefahren wird.“ Als mögliche Ursachen nennt Seegers rücksichtsloses Fahrverhalten mit überhöhter Geschwindigkeit, zu geringem Abstand oder mangelnde Aufmerksamkeit oder Ablenkung.

Seegers: „Wir fordern alle Verkehrsteilnehmer dazu auf, den Fokus ausschließlich auf den Verkehr und die Straße zu legen.“ Bereits kürzeste Momente fehlender Aufmerksamkeit könnten zu Unfällen mit schwersten Folgen führen.

Wie laufen die Bauarbeiten?

Jörn Kück ist bewusst, dass durch die Umbauarbeiten keine Freude aufkommt. Er betont aber, dass die Sanierung alternativlos und letztlich im Interesse aller sei. „Die Bestandsbrücke hätte die steigenden Verkehre bis zur Fertigstellung der neuen Brücke nicht verkraftet, deshalb mussten wir hier eingreifen“, so Kück. Sein Team sei mit den Bauarbeiten „voll im Zeitplan“. Parallel dazu plane die Deges bereits den Ersatzneubau. „Von August an werden wir uns auch die Fahrbahn selbst vornehmen – für die Autofahrer bedeutet das für die kommenden zweieinhalb Jahre zwei Fahrstreifen in jede Richtung.“

Die Weserbrücke im Verlauf der A1 zwischen den Anschlussstellen Hemelingen und Arsten nahe Bremen ist sanierungsbedürftig.

Die Weserbrücke im Verlauf der A1 zwischen den Anschlussstellen Hemelingen und Arsten nahe Bremen ist sanierungsbedürftig.

Foto:
Christina Kuhaupt

Worauf müssen sich Autofahrer einstellen?

Der nächste Bauabschnitt hat am Montag begonnen. Die Fahrbahn Richtung Hamburg ist laut Deges bis September 2026 voll gesperrt. Der Verkehr wird zunächst auf die Fahrbahn Richtung Osnabrück verlegt, die weiterhin mit zwei Spuren befahrbar bleibt. Im Anschluss ist von September 2026 bis Dezember 2027 die Gegenrichtung dran. Dann fließt der Verkehr über die Richtungsfahrbahn Hamburg.

Wie lassen sich die Staus umgehen?

Laut Seegers bleibe nur ein Ausweichen auf verkehrsarme Zeiten. Denn auch auf alternativen Strecken zu Stoßzeiten mit Stau zu rechnen.

Wann ist die Strecke wieder frei?

Die endgültige Freigabe der Brücke ist für Ende 2027 geplant. Alle Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Jahr 2028 abgeschlossen sein. Während der Bauzeit bleibt die A 1 zwischen Brinkum und dem Dreieck Stuhr aber weiterhin in beiden Richtungen befahrbar, möglicherweise allerdings mit Einschränkungen.

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