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Julian Feit betreut seit Sommer den FV Engers. Im DFB-Pokal steht er gegen Eintracht Frankfurt vor seiner bisher größten Herausforderung.
Frankfurt/Engers – Eintracht Frankfurt startet am kommenden Sonntag (13 Uhr) in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Oberligist FV Engers in die Saison. Der Fünftligist weicht für das Duell in das rund 15 Kilometer entfernte Stadion Oberwerth nach Koblenz aus. Der Euphorie beim Gewinner des Rheinlandpokals tut dies keinen Abbruch.
Der FV Engers freut sich auf Eintracht Frankfurt © Imago/Eibner/FV Engers Homepage
Neuer Trainer an der Seitenlinie ist Julian Feit. Der erst 31-Jährige ist Nachfolger von Sascha Watzlawik, der seinen Posten nach 13 Jahren an der Seitenlinie bei Engers geräumt hat. Absolut Fussball, das Fußballportal von Home of Sports, hat sich vor dem Spiel des Jahres für den Underdog mit Trainer Feit unterhalten.
Absolut Fussball: Julian Feit, Sie sind erst 31 Jahre alt und dennoch schon zehn Jahre Trainer. Wie kam es schon so früh in Ihrer Karriere dazu?
Julian Feit: Ich bin im Prinzip über einen Zufall in das Traineramt hereingerutscht. Ich war spielender Co-Trainer, und als unser Trainer am Ende der Saison aufhörte und ich eine Innenbandverletzung hatte, haben wir gesagt, wir starten einfach mal so rein. Das hat ganz gut funktioniert, dann bin ich auch beim Trainer-Dasein geblieben.
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Und jetzt steht als neuer Trainer von Engers ausgerechnet ein Spiel gegen Eintracht Frankfurt an. Ist das gleich das größte Spiel Ihrer Laufbahn?
Ja, das ist zu 100 Prozent das größte Spiel in meiner Karriere. Sportlich kann ich natürlich nichts dafür, dass ich das größte Spiel bekomme. Mein Vorgänger Sascha Watzlawik hat den Pokal geholt. Aber es ist trotzdem atemberaubend, was um den Verein gerade passiert und wie viel Aufmerksamkeit wir haben. Ich glaube, dass es kein besseres Los gibt als Eintracht Frankfurt – für unsere Region, für uns als Verein. Als Trainer ist es eine extreme Herausforderung, aber auch etwas Besonderes, professionell an der Seitenlinie zu arbeiten.
Es ist atemberaubend, was um den Verein gerade passiert und wie viel Aufmerksamkeit wir haben. Ich glaube, dass es kein besseres Los gibt als Eintracht Frankfurt – für unsere Region, für uns als Verein.
Absolut Fussball: Bei Ihrem Benefizturnier haben wir diese unglaublichen Schlangen gesehen – Menschen, die stundenlang für Tickets angestanden haben. Was macht das mit Ihnen als Verein?
Natürlich hat es etwas mit uns gemacht, dass wir auf einmal nicht mehr wie gewohnt zur Anlage durchfahren konnten. Das war für uns alle sicherlich total besonders, dass wir zu einem Benefizturnier kommen und kilometerweit eine Schlange steht, bevor die Türen überhaupt öffnen. Ich glaube aber auch, dass es uns ganz gutgetan hat, den ganzen Rummel schon mal mitzubekommen, denn sobald wir auf dem Platz stehen, muss es sportlich trotzdem um Fußball gehen. Jeder Spieler kam mit einem Grinsen in die Kabine und dachte: Was ist hier eigentlich los?
Sie wurden ja auch für die Feierbilder nach der Auslosung bekannt. Ist Frankfurt inzwischen für einen Verein wie Sie das absolute Wunschlos?
Ich hatte vor der Auslosung schon gesagt: Ein Traditionsverein, der nicht weiter als zwei Stunden Fahrt hat, wäre für uns perfekt. Jetzt bekommen wir einen Champions League-Teilnehmer. Mit Frankfurt wird das Stadion voll sein mit Fans, die entweder für uns oder für Frankfurt sind. Dadurch erhoffen wir uns eine besondere Stimmung. Ich konnte an dem Sonntagabend leider nicht im Klubheim dabei sein, ich war auf dem Weg in die Flitterwochen. Ich habe es aber im Parkhaus mitbekommen und habe das ganze Parkhaus zusammengeschrien. Die Szenen aus dem Klubheim zeigen alles über unsere Freude.
Das Spiel findet allerdings nicht im heimischen Stadion am Wasserturm, sondern im Stadion Oberwerth in Koblenz statt. Ist das für Sie ein Nachteil oder kann dort trotzdem eine besondere Atmosphäre entstehen?
Auf jeden Fall kann dort eine besondere Atmosphäre entstehen. Es ist ein Stadion, womit unsere Mannschaft Emotionen verbindet, weil dort der Landespokal gewonnen wurde. Für die Region ist es das einzige Stadion, was den Rahmenbedingungen entspricht. Es ist ein emotionales Stadion für den Verein und trotzdem haben wir eine sehr kurze Fahrt, sodass wir danach noch bei uns direkt am Schloss feiern können. Für die Region ist es sehr schön, dass wir mit der Eintracht nach langer Zeit einen so großen Verein hierhin bekommen.
Es ist das Duell des David gegen den Goliath – mit welchen Erwartungen gehen Sie in dieses Spiel?
Wir haben die sportliche Verantwortung, in 90 Minuten einzelne Spielsequenzen zu sammeln, über die wir unser Leben lang erzählen. Ob Kevin Trapp einen sogenannten Unhaltbaren doch gehalten hat oder der Ball vom Innenpfosten reingegangen ist, wie wir Kopfballduelle gewonnen haben, wie wir Zweikämpfe gewonnen haben – darum geht es. Es wäre großartig, wenn jeder persönlich für sich 90 Minuten Zeit hat, Geschichten zu sammeln, an die wir uns immer erinnern. Wir haben aber auch ein, zwei Qualitäten, womit wir auch einem Bundesligisten wehtun können.
Auf welche ein bis zwei Spieler von Ihnen muss denn der Eintracht-Fan achten?
Das Besondere an Engers ist, dass es nicht um den Einzelnen geht, sondern immer um die Mannschaft. Deswegen hat die Mannschaft letztes Jahr den Pokal gewonnen – weil wir einfach das bessere Kollektiv sind. Es geht darum, dass wir Fehler tolerieren und der eine für den anderen den Fehler ausbügelt. Ich werde keine Jungs hervorheben – es soll über den FV Engers und das Team geredet werden. Ich wäre sehr glücklich, wenn man danach sagt: Das ist aber eine coole Truppe, wie die miteinander umgehen und füreinander kämpfen.
Ihr Gegenüber in dem Duell heißt Dino Toppmöller. Werden Sie manchmal beobachten, wie er coacht und an die Sache herangeht?
Während der 90 Minuten wird es schwierig, weil ich emotional voll drin bin. Aber natürlich ist es etwas Besonderes, gegen so einen Trainer antreten zu dürfen. Jeder, mit dem man Kontakt hat von Eintracht Frankfurt, ist extrem sympathisch und sehr bodenständig. Wir werden wirklich mit offenen Armen aufgenommen. Es wird extrem spannend sein zu sehen, wie Frankfurt sich vorbereitet und auch uns analysiert.
Wie sehr freuen Sie sich auf die berühmten Eintracht-Fans?
Extrem! Ich bin auch selbst ab und zu in der Kurve dabei und mag die Fankultur extrem – sie hebt den Fußball auf eine komplett andere Ebene. Eintracht Frankfurt wird ordentlich Alarm machen. Wir hoffen, dass wir eine Choreo zu sehen bekommen und das Stadion schon beim Aufwärmen komplett voll ist. Wir hoffen, dass es sehr laut wird am Anfang, und dann wollen wir ein paar Momente schaffen, wo die Eintracht-Fans mal kurz ins Grübeln kommen müssen.
Auf welchen Spieler freuen Sie sich als Trainer bei Eintracht Frankfurt besonders?
Mario Götze als Weltmeister ist natürlich eine besondere Geschichte für uns. Für mich als Trainer wird Dino Toppmöller mit dem ganzen Trainerstab das Speziellste sein, auch danach eine Pressekonferenz abzuhalten. Auf dem Feld hoffe ich, dass jeder sein besonderes Duell mit seinem Gegenspieler hat und trotzdem in den 90 Minuten den Respekt ein bisschen ablegt.