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Am Kaiserlei stehen die KWU-Türme seit Jahren leer. Nun mischt sich die Frankfurter Linke in die Debatte ein. Der „Spirale aus Leerstand und Verfall“ müsse ein Ende gesetzt werden.
Offenbach/Frankfurt – Neuigkeiten zu Offenbachs hässlichster Bauruine, den Türmen der ehemaligen Kraftwerk-Union (KWU) am Kaiserlei: Nun hat sich die Frankfurter Linke in die Diskussion um die Zukunft des Areals eingeschaltet und fordert, dass die Frankfurter kommunale Baugesellschaft ABG die Türme erwerben und für bezahlbaren Wohnraum nutzen soll. Der „Spirale aus Leerstand und Verfall“ müsse ein Ende gesetzt werden, heißt es.
Weiter ungewiss bleibt die Zukunft der alten KWU-Türme am Kaiserlei. © Bräuner, Philipp
Seit die Hamburger Becken-Gruppe Ende vergangenen Jahres das Gelände an die Adler-Gruppe zurückgegeben hat, steht mit der ABG schon ein neuer Kaufinteressent bereit. Allerdings zeigte sich bei der Projektvorstellung im Gestaltungsbeirat, dass die Vorstellungen über die Größe (rund 2000 Menschen sollen dort wohnen), Ausgestaltung und Förderquote des Vorhabens weit auseinandergehen.
Linke bemängeln niedrige Förderquote für das geplante KWU-Areal der ABG
Entgegen der von der Stadt vorgegebenen Quote von 30 Prozent für Förderwohnungen, präsentierte die ABG lediglich eine Quote von 12,4 Prozent – für allgemeine Wohnungen wie Studentenwohnungen zusammengerechnet. Der Gestaltungsbeirat bemängelte zudem die extreme Wohndichte, die zu knappen Freiflächen inklusive deren Verschattung wie ein Mangel an Stellplätzen, da die ABG auf die längst überholte Stellplatzsatzung zurückgreifen möchte.
Seitdem herrscht nach außen Funkstille. Zwar gibt es immer wieder Verhandlungen zwischen der Stadt und der ABG, doch neue Pläne wurden seitdem nicht präsentiert. Das einzige Druckmittel der Stadt ist die Vergabe des Baurechts. Nun wächst seitens der Frankfurter Stadtverordneten der Druck auf die ABG, da die dortige Linke die Wohnungsbaugesellschaft zum Kauf auffordert und gleichzeitig eine wesentlich höhere Förderquote festschreiben möchte: „Mindestens 60 Prozent“ geförderter Wohnraum soll auf dem Gelände entstehen, denn das bisherige ABG-Vorhaben „unterscheide sich kaum von dem einer privaten Wohnungsakteurin“, heißt es in dem Antrag.
Die Linke verweist darauf, dass noch im vergangenen Jahr die inzwischen geplatzte Römer-Koalition aus SPD, Grünen, FDP und Volt eine Förderquote von 60 Prozent etablieren wollte. Die ABG erreiche mit ihren 12,4 Prozent beim Offenbacher Projekt längst nicht diese Ziele.
Großer Mangel an bezahlbarem Wohnraum im Rhein-Main-Gebiet
„Angesichts des eklatanten Mangels an bezahlbarem Wohnraum in Frankfurt und Offenbach muss die Einhaltung der Förderquote nicht als Empfehlung, sondern als Richtschnur betrachtet werden“, schreibt die Linken-Fraktion. Die ABG könne es sich wirtschaftlich sehr gut leisten, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen: Die Linke verweist dabei auf den Gewinn der Gesellschaft in Höhe von 83,2 Millionen Euro im Jahr 2023.
Kurioserweise fordert die Frankfurter Linke, dass die „Hochhausgerippe“ durch „geeignete Maßnahmen“ erhalten werden, um einen Abriss zu verhindern. „Ein Abriss ist aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen“, schreibt die Linke. Tatsächliche hatte der vorherige Interessent für die Türme, die Becken-Gruppe, die Gebäude erhalten wollen, doch sein Vorhaben scheiterte, da es nicht wirtschaftlich wäre.
Ein lange erwartetes Gutachten zum Zustand der Türme hatte nämlich zu Tage gefördert, dass der freigelegte Beton nicht zuletzt durch die jahrelangen Witterungseinflüsse nicht mehr zu erhalten ist. Da sich eine Sprengung wegen der Nähe zur Autobahn und der unterirdisch gelegenen S-Bahn-Strecke verbietet, müssten die Türme konventionell abgetragen werden. Auf welcher Grundlage die Frankfurter Linken nun zu der Forderung nach Erhalt der Türme kommen, ist nicht bekannt.
Wie realistisch eine Annahme des Antrags in der kommenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ist, bleibt offen: Denn vor Kurzem erst ist in Frankfurt bekanntlich die bisherige Koalition auseinandergegangen.