Zum ersten Mal in diesem Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwischen dem ERC Ingolstadt und den Kölner Haien hat das Führungsorakel getäuscht – mit bitteren Folgen für die Panther: Trotz eines frühen 2:0 im sechsten Duell ist die Saison des Hauptrundenmeisters durch die 2:3 (2:1, 0:0, 0:1, 0:1)-Niederlage nach Verlängerung beendet.

  

Justin Schütz’ erster Play-off-Treffer besiegelte in der 70. Minute den vierten Kölner Sieg in der „Best-of-Seven“-Serie. Im DEL-Finale stehen sich ab Gründonnerstag die Haie und Titelverteidiger Eisbären Berlin gegenüber.

Trainer French ist stolz

„Ich brauche ein bisschen Zeit, um das zu reflektieren“, sagte ERC-Trainer Mark French, bevor er in den Bus stieg. „In den Play-offs geht es um Momente, und wir hatten unsere. Man muss auch dem Gegner Respekt zollen. Wir wollten stolz darauf sein, wie wir aufgetreten sind, und ich bin stolz auf die Jungs.“

Köln startete mit Ex-Panther Louis-Marc Aubry, der im Viertelfinale gegen Bremerhaven früh mit einer Schulterverletzung ausgeschieden war und bei seinem Comeback euphorisch begrüßt wurde. Trainer Mark French vertraute demselben Personal wie zuletzt, tauschte jedoch in den Sturmreihen unter anderem die Center: Wojciech Stachowiak rückte zwischen Wayne Simpson und Kenny Agostino, während Myles Powell eine Formation mit Riley Sheen und Austen Keating bildete.

ERC geht mit 2:0 in Führung

Diese Umstellungen griffen, denn der ERC legte ein starkes Auftaktdrittel aufs Eis. Und belohnte sich: Keating fälschte einen Schuss von Philipp Preto zur Ingolstädter Führung ins Netz ab (7.), dann erhöhte Simpson nach energischer Vorarbeit Agostinos und Stachowiaks (10.). „Es ist für den Kopf so wichtig, hier in Führung zu gehen“, meinte Keating bei Magenta Sport – natürlich in dem Wissen, dass die 1:0-Führung in dieser Serie bislang immer gleichbedeutend mit dem Sieg gewesen war.

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Hätte Alex Breton nach einem Kölner Fehlpass völlig allein vor KEC-Towart Julius Hudacek auf 3:0 gestellt (14.) – wer weiß, ob die Haie sich davon noch einmal erholt hätten. So jedoch kurvte Kapitän Moritz Müller hinter das Tor von ERC-Goalie Christian Heljanko und warf die Scheibe einfach mal in die Mitte – genau auf Morgan Ellis’ Schlittschuh und von da zum Anschlusstreffer ins Tor (15.). Ein Powerplay konnten die Haie im Anschluss dagegen nicht nutzen. „Den Start haben wir verschlafen, aber auf die letzten fünf Minuten können wir aufbauen“, sagte Aubry.

Dominanz des ERC Ingolstadt lässt nach erstem Drittel nach

14:6 Torschüsse illustrierten die Ingolstädter Dominanz im ersten Durchgang, doch so klar waren die Kräfteverhältnisse ab dem Mitteldrittel nicht mehr. Frederik Storm hatte viel zu viel Zeit und Raum (22.), Aubry probierte es aus spitzem Winkel (28.). Für die Panther, die nun teils zu umständlich, nachlässig und konteranfällig agierten, hatten Powell (30.), Daniel Pietta im Verbund mit Philipp Krauß und Daniel Schmölz (35.) sowie Stachowiak nach einem Konter mit Simpson (38.) ordentliche Chancen. Die besseren verbuchte allerdings der KEC: Bei Alexandre Greniers Abschluss im Powerplay (37.) und vor allem gegen den ganz freien Veli-Matti Vittasmäki (40.) reagierte Heljanko glänzend.

Aus Noah Dunhams Statement nach 40 Minuten sprach auch die Anstrengung eines sechsten Play-off-Duells: „Das werden jetzt die längsten 20 Minuten der Saison. Wir müssen versuchen, ruhig zu bleiben.“

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Das gelang nur bedingt: Zwar setzte Philipp Krauß den Puck ans Gestänge (45.), doch die Haie trafen: Gregor MacLeod setzte sich gegen Breton durch und hob die Scheibe zum 2:2 unters Dach (46.). Die 250 ERC-Fans im Oberrang der ausverkauften Arena gaben alles, die Partie stand nun auf Messers Schneide. Mat Bodie hätte das 3:2 erzielen müssen, als er plötzlich frei zum Abschluss kam (50.), verfehlte den Kasten aber ebenso wie auf der Gegenseite MacLeod (51.) und Storm (53.).

Eine Verlängerung hatte es in dieser Serie trotz der meist engen Duelle noch nicht gegeben. Beinahe verhindert hätte sie Hai Juhani Tyrväinen, der einen Pietta-Pass auf die eigene Torlatte setzte (58.).

Einbahnstraßen-Eishockey in der Overtime

Doch die Panther wirkten nun ein wenig erschöpft, spätestens in der Overtime war Einbahnstraßen-Eishockey angesagt – nur in Richtung Heljanko. Schütz’ Play-off-Torlosigkeit hielt zunächst an (66.), und dann tummelten sich plötzlich sechs Kölner Feldspieler auf dem Eis. Das folgende Powerplay – das erste des ERC im gesamten Spiel – geriet um ein Haar zum Fiasko, denn Maxi Kammerer rannte allein auf Heljanko zu, der Pfosten rettete (68.). Doch das war nur eine Atempause, denn Schütz machte beim nächsten Alleingang alles klar (70.). Die Arena flippte aus, „Finale“- und „Wir fahren nach Berlin“-Sprechchöre ertönten, dann folgte die umjubelte „Huda“-Show. Die Panther schlichen geschlagen vom Eis. Die Hauptrundenmeisterschaft konnten sie nicht veredeln.

Kölner Haie: Hudacek – Sennhenn, Vittasmäki; Müller, Austin; Almquist, Glötzl – Currie, Aubry, Tuomie; Storm, Tyrväinen, Kammerer; Grenier, MacLeod, Schütz; Münzenberger, Wohlgemuth, Van Calster; Niedenz.
ERC Ingolstadt: Heljanko – Ellis, Breton; Hüttl, Bodie; Wagner, Preto – P. Krauß, Pietta, Schmölz; Keating, Stachowiak, Sheen; Simpson, Powell, Agostino; Dunham, Girduckis, J. Krauß.
Schiedsrichter: Frano/Schrader. – Tore: 0:1 Keating (7.), 0:2 Simpson (10.), 1:2 Müller (15.), 2:2 MacLeod (46.), 3:2 Schütz (70.).
Strafminuten: 4/6.
Zuschauer: 18 600 (ausverkauft).