Knapper Wohnraum, hohe Mieten – Sam S. wollte kassieren. Allerdings setzte der Mann, dessen Miete vom Jobcenter übernommen wurde, wohl auf Betrug. Bis er den Untermieter, dem er gegen 500 Euro im Monat die vom Amt finanzierte Wohnung überlassen hatte, aus der Wohnung haben wollte. Er habe die Tür aufgetreten, Pfefferspray eingesetzt, mit dem Tode gedroht, „um ihn um Auszug zu veranlassen“, heißt es in der Anklage.

Der rabiate Vorfall führte vor zwei Monaten zur Festnahme des 31-Jährigen. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung, versuchte besonders schwere räuberische Erpressung und schweren Raub.

Die Wohnung wurde illegal untervermietet

„Im Kernbereich treffen die Vorwürfe zu“, erklärte der Verteidiger vor dem Berliner Landgericht. Monatelang hätten der Untermieter und dessen Schwester die Miete gar nicht oder nicht in voller Höhe gezahlt. Ist er an Miet-Betrüger geraten? „Ihm sind die Nerven durchgegangen“, so der Verteidiger. Einen vorgeworfenen Tritt bestritt der Angeklagte.

Ihm sind die Nerven durchgegangen.

Verteidiger über den Angeklagten

Es steckt allerdings noch mehr in dem Fall. „Von Sozialleistungsbetrug ist wohl auszugehen“, sagte der Verteidiger. Die Wohnung habe S. illegal untervermietet. Sam S., der Bürgergeld bezog, hatte Unterkunft bei einem Freund in Steglitz gefunden. Er habe so seinem Kind, das bei der Oma lebt, näher sein wollen, erklärte der Vater. Für ihn sei es nicht möglich gewesen, dort eine Wohnung zu finden – „keine Chance“.

Ein Asylbewerber aus Kamerun wurde sein Untermieter. Der ebenfalls 31-Jährige ist in Sachsen-Anhalt registriert, dort hat er auch ein Zimmer in einer Unterkunft. Doch ein Job führte ihn nach Berlin. „Ich putze, schwarz“, so der Untermieter im Prozess. Er will die Miete an S. stets in bar gezahlt haben – „ich hatte keine andere Wahl“.

Am 4. Juni zog S. laut Anklage mit zwei Mittätern los, um den illegal als Untermieter aufgenommenen Mann aus der Einraumwohnung zu ekeln. Die Tür wurde eingetreten, der Bewohner aus dem Schlaf gerissen. „I will kill you“, habe der Angeklagte gedroht und dem Mann Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Ein Komplize habe ihn mit einem Cuttermesser leicht am Finger verletzt. Das Trio habe 45 Euro, zwei Handys und Schlüssel geraubt.

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Zwei Tage später der nächste Überfall. Diesmal war die Schwester des Untermieters in der Wohnung. Die Frau sei besprüht, durch einen Tritt in den Bauch zu Boden gebracht und verletzt worden. Die Geschwister seien trotzdem nicht ausgezogen. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.