Bremen und seine Umgebung sind durchzogen von grünen Oasen. Was nördlich der Weser das Blockland und die Wümmewiesen sind, ist südlich davon die Ochtumniederung. Auf 375 Hektar ers

treckt sich hier ein Naturschutzgebiet, in dem sich nicht nur Flora und Fauna wohlfühlen, sondern auch der Mensch einen Rückzugsort mit hohem Erholungswert findet.

Von der Aussichtsplattform auf die Ochtumniederung blicken

Ein idealer Startpunkt für eine Wanderung ist die Aussichtsplattform im Naturschutzgebiet. Auf rund drei Metern Höhe erhält man einen ersten Überblick über die Landschaft und den möglichen Routenverlauf. Der Ort lädt zudem zum Verweilen ein.

 

Wer geduldig ist und vielleicht einen Feldstecher dabeihat, kann von hier aus zahlreiche Vogelarten beobachten – und zwar weit mehr als nur Fischreiher oder Bussarde. Auch Kiebitze, Bekassinen und der Vogel des Jahres 2009, der Eisvogel, sind in der Ochtumniederung heimisch. Wer sie entdecken möchte, braucht etwas Geduld – doch das Warten lohnt sich.

Wer sich vom Ausblick losreißen kann, wandert auf der Brokhuchtinger Landstraße weiter gen Süden. Zwar ist die Straße für den Autoverkehr freigegeben, viel befahren ist sie jedoch nicht. Ein Abstecher in eine Seitenstraße Richtung Varreler Bäke führt zum Pilgerkreuz Brokhuchting – eine der Sehenswürdigkeiten entlang der Route. Dort lädt eine Bank zum Ausruhen ein, mit Blick auf den namensgebenden Fluss.

Der Aussichtsturm bietet einen guten Überblick über die Ochtumniederung. Foto: Behrbom

Der Aussichtsturm bietet einen guten Überblick über die Ochtumniederung. Foto: Behrbom

Wo die Ochtum sich ergießt…

Um die Runde fortzusetzen, geht es weiter nach Süden, wo eine Bahnlinie überquert werden muss. Die abzweigenden Feldwege würden zwar eine naturnahe und kürzere Strecke ermöglichen, sind jedoch für den Durchgang gesperrt – zu groß ist die Störung für die Vogelwelt, die empfindlich auf menschliche Nähe reagiert.

Ein kurzes Stück zwischen dem Ortskampweg und dem Bauerland reißt einen unweigerlich aus der Idylle: Zwischen Einfamilienhäusern und einem kleinen Gewerbegebiet muss man rund 700 Meter zurücklegen. Dieser Abschnitt lässt sich jedoch verschmerzen – denn direkt im Anschluss führt ein Fuß- und Radwanderweg mitten durch das Naturschutzgebiet.

Beim Wandern entlang der Ochtum und der zahlreichen Gräben – in der Fachsprache auch Fleete genannt – drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob einer davon nicht schon einmal in einem Song von Element of Crime besungen wurde. Wie auch immer: Ein Getränke Hoffmann ist hier – zum Glück – nicht in Sicht.

Naturschutzgebiet Teil einer Kompensationsmaßnahme

Keine Hektik, kaum Verkehr, nur das Zirpen der Grillen und das entfernte Muhen einiger Kühe sind zu hören. Dort, wo sich die Grollander Ochtum in Alte Ochtum und Huchtinger Ochtum aufteilt, kann man mit etwas Glück noch die letzten Störche der Saison beobachten, bevor die Brutzeit endet.

Der nächste Abschnitt führt an den östlichen Warfelder Poldern vorbei. Dabei handelt es sich um Flächen, auf denen mithilfe flacher Dämme Wasser aufgestaut wird. Sie geben Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des heutigen Naturschutzgebiets.

Vom Aussichtsturm lässt sich die hiesige Flora und Fauna beobachten. Foto: Behrbom

Vom Aussichtsturm lässt sich die hiesige Flora und Fauna beobachten. Foto: Behrbom

Große Teile davon entstanden als Kompensationsmaßnahmen – zunächst für den Ausbau des Neustädter Hafens, später für die Errichtung weitläufiger Gewerbegebiete und schließlich für den Bau der Autobahn A281. Die spektakulärste Maßnahme: Ende der 1980er Jahre wurde der Verlauf der Ochtum verlegt, um die Startbahn des Bremer Flughafens verlängern zu können.

Am Ende der Polder queren wir ein weiteres Mal die Bahnstrecke und gelangen zurück auf die Stromer Landstraße. Von hier bietet sich ein letzter Blick über die Wiesen, ehe der Weg uns wieder auf die von Bäumen gesäumte Brokhuchtinger Landstraße führt. Wie zu Beginn fahren hier zwar Autos, allerdings in einem Maße, das der Ruhe kaum Abbruch tut. Am Aussichtsturm schließt sich der Rundweg – wer möchte, kann ein zweites Mal hinaufsteigen. Vielleicht zeigt sich ja jetzt etwas, das zuvor verborgen blieb.

 

Wander-Tipps für die Ochtumniederung
QR Code Ochtumniederung

QR Code Ochtumniederung

Ohne Pausen dauert es etwa 90 Minuten, die rund 7 Kilometer lange Strecke spazierend zurückzulegen (QR-Code). Wer möchte, kann unterwegs kleinere Abstecher auf Nebenwegen machen und so noch mehr von der Ochtumniederung entdecken. Für die Anreise mit dem Fahrrad oder dem Auto eignet sich der Aussichtspunkt als Startpunkt – hier stehen Abstellmöglichkeiten zur Verfügung.

Wer mit dem ÖPNV anreist, kann mit der Linie 61 an der Haltestelle Köhler Brücke aussteigen und die Route von dort im Kreis erkunden.
Unterwegs gibt es weder öffentliche Toiletten noch Möglichkeiten zur Verpflegung – ausreichend Proviant sollte daher mitgebracht werden. Und auch außerhalb der Brut- und Setzzeiten gilt: Hunde sind in dem Gebiet an der Leine zu führen.