Szene aus dem Film "Sirāt": Ein Mann mit Rucksack und ein kleiner Junge stehen inmitten von tanzenden Menschen

AUDIO: Filmtipp: „Sirāt“ (4 Min)

Stand: 13.08.2025 11:24 Uhr

Mit „Sirāt“ präsentiert Regisseur Óliver Laxe seinen bislang radikalsten Film. Er führt seine Figuren und das Publikum auf einen erschütternden Weg zwischen Leben und Tod, zwischen Rausch und Offenbarung.

von Anna Wollner

Es ist eine Szenerie wie aus dem dystopischen Blockbuster „Mad Max: Fury Road“, nur das „Sirāt“ ein Independentfilm ist – und was für einer! Ein paar Versehrte richten mitten in der marokkanischen Wüste ramponierte Lautsprecher auf. Der Klang, den sie erzeugen, wird zum Soundtrack des Films: eine fast schon knurrende Bass-Line, die Subwoofer dröhnen, pulsierende Beats.

Video:
Trailer zum Film: „Sirāt“ (2 Min)

Ein Roadmovie der ganz besonderen Art

Mittendrin in dieser sich bewegenden Masse aus Menschen, die ihre sonnenverbrannten Narben, ihre Körper jenseits der gängigen Schönheitsnorm, ihre abgewetzten T-Shirts und ihre Dreadlocks im Rhythmus der Musik bewegen, wie in Trance, ist Luis mit seinem zwölfjährigen Sohn Estéban. Die beiden sind wie Fremdkörper, schlängeln sich durch die euphorische Masse, auf der Suche nach Estébans Schwester Mar. Ihr Unterfangen ist aussichtslos, aber sie bleiben hartnäckig. Mit einem Funken Hoffnung am Horizont.

Aber da ist ja noch dieser andere Rave in der Wüste.“
„Noch ein Rave?“
„Nach dem hier ist noch ein anderer. Gleich danach. Sie kommt vielleicht erst zu dem hin.

Filmszene

Ab da ist „Sirāt“ ständig in Bewegung, wird zu einem Roadmovie der ganz besonderen Art. Louis und Estéban folgen den Ravern, einmal quer durch die marokkanische Wüste. Erst mit einem gewissen Abstand, dann als Verband.

„Sirāt“: Ein Film wie ein Rausch

„Sirāt“ bezeichnet im islamischen Glauben eine hauchdünne Brücke, die Himmel und Hölle miteinander verbindet, eine Brücke zwischen Leben und Tod – und das ist auch der Film. Ein Film, der durch seine Bilder besticht, durch den wabernd wummernden Soundtrack und am Ende vor allem auch durch die vielen Überraschungsmomente. Denn Óliver Laxe weiß sein Publikum mehr als zu überraschen. Mit einer Geschichte, die ganz einfach klingt und die mit krassen Momenten zu schocken weiß.

Momente, die hier nicht vorweggenommen werden sollen. Denn hier gilt: Je weniger man weiß, desto besser ist die Wirkung. Ein Film wie ein Rausch, der einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Ein bizarres Meisterwerk.

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Der Kinoherbst bietet gute Filme! Mit dabei sind „Avatar 3“, „Wicked 2“, „Amrum“ von Fatih Akin und eine Bruce-Springsteen-Biografie.

Szene aus dem Film "Sirāt": Ein Mann mit Rucksack und ein kleiner Junge stehen inmitten von tanzenden Menschen

Sirāt

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2025
Produktionsland:
Frankreich, Spanien
Zusatzinfo:
mit Sergi López, Bruno Núñez Arjona, Richard Bellamy und anderen
Regie:
Óliver Laxe
Länge:
120 Minuten
Altersempfehlung:
ab 16 Jahren
Kinostart:
14. August 2025