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Halle/LAU. Gottesanbeterinnen lieben Wärme, vertragen Trockenheit und besiedeln inzwischen fast ganz Sachsen-Anhalt. Das belegen die weit über 5.000 Sichtungen, die im letzten Jahr von Bürgerinnen und Bürgern ans Landesamt für Umweltschutz (LAU) gemeldet wurden.
Auch dieses Jahr ruft das LAU zur Meldung von Beobachtungen auf, am besten direkt online auf dem Tierartenmeldeportal oder per E-Mail mit Datum, Beobachtername, exaktem Fundort und Foto oder Video.
Alle Meldungen werden anhand der Aufnahmen überprüft und in die zentrale Artdatenbank des Landesamtes für Umweltschutz aufgenommen. Dort werden sie für die wissenschaftliche Auswertung und die Fortschreibung der Artverbreitung genutzt. Die Europäische Gottesanbeterin gehört zu den besonders geschützten Arten in Deutschland, sie darf weder gefangen, verletzt oder getötet werden.
Vorkommen
Neben dem südlichen und mittleren Teil von Sachsen-Anhalt, der schon länger besiedelt ist, eroberten Gottesanbeterinnen in den letzten Jahren den Norden des Bundeslandes: Erstmalige Sichtungen gab es 2024 in Colbitz, Haldensleben, Flechtingen, Oebisfelde, Klötze, Salzwedel, Seehausen, Osterburg, Stendal, Havelberg, Tangermünde, Jerichow und Tangerhütte. Besonders viele Meldungen gingen aus den Bereichen um Wolmirstedt, Burg, Genthin, Stendal und Gardelegen ein.
Verbreitungslücken gibt es in Sachsen-Anhalt nur noch im Harz und entlang der westlichen Landesgrenze zu Niedersachsen. Marcel Seyring, Biologe am Landesamt für Umweltschutz, erwartet auch in diesem Jahr eine weitere Ausbreitung im Norden und den Lückenschluss in Richtung Niedersachsen.
Hinweise zum Umgang mit den Tieren
Gottesanbeterinnen sind völlig ungefährlich für Menschen, beißen und stechen nicht, bestätigt Biologe Seyring. Gesichtete Exemplare sollen nicht gefangen werden, sondern am Fundort verbleiben. Die Tiere halten sich allerdings in den Abendstunden gern an Lampen auf, fliegen beleuchtete Fenster an und geraten dadurch öfter in Wohnungen. „Eine verirrte Gottesanbeterin kann man vorsichtig einfangen und ins Freie setzen.“ rät Seyring für diesem Fall.
Aussehen
Gottesanbeterinnen sind mit ihren kräftigen Fangarmen auch für Laien gut zu erkennen. Die Männchen haben einen sehr schmalen Hinterleib und besonders lange Fühler, die das lange Halsschild weit überragen. Weibchen sind deutlich plumper, mit breiterem Hinterleib und kürzeren Fühlern. Beide Geschlechter können grün oder auch braun-beige gefärbt sein.
Hintergrund
Seit Anfang der 1990er Jahre breitet sich die Art durch klimatische Veränderungen immer weiter nach Norden aus. Die erste Beobachtung einer Gottesanbeterin in Sachsen-Anhalt gelang im Jahr 1991 in Magdeburg, wo sich die Art aber nicht etablierte. Die erste sich fortpflanzende Population in Sachsen-Anhalt existiert seit 2004 am Geiseltalsee.