Seit gestern steht die Verteilung der Fördergelder für die freie Kulturszene in Dresden größtenteils fest. Nach langem Ringen hat sich im Kulturausschuss der Stadt eine Mehrheit aus CDU, SPD und Grünen auf die Verteilung der Gelder geeinigt. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch lobte bei MDR KULTUR die Entscheidung. Der Beschluss sei zwar spät gefallen, biete nun aber Planungssicherheit bis zum Jahresende.

„Für die freien Träger in der Dresdner Kultur bin ich erstmal froh und dankbar, dass der Kulturausschuss der Stadt Dresden einen Beschluss gefasst hat“, so Klepsch. Die Zuwendungsbescheide sollten noch Mitte August ausgestellt werden.

Dresdner Sinfoniker profitieren, Filmfest Dresden geht leer aus

Eigentlich hätte über die Gelder schon im Juni entschieden werden sollen, damals wurde die Sitzung ohne Einigung vertagt. Jetzt wurden freien Trägern Fördergelder in Höhe von etwa 430.000 Euro zugesprochen. Auch institutionell geförderte freie Kulturakteure, die 2025 ursprünglich alle von Kürzungen betroffen waren, wurden weiter bezuschusst. Davon profitieren zum Beispiel die Dresdner Sinfoniker, die Jüdische Musik- und Theaterwoche und die Theaterruine St. Pauli.

Trotzdem bleiben Unklarheiten: Von den zusätzlich 280.000 Euro, die für institutionell geförderte freie Kulturakteure zur Verfügung standen, wurden nur knapp 230.000 Euro verteilt. Keine dieser weiteren Mittel erhält zum Beispiel das Filmfest Dresden, trotz seiner überregionalen Bedeutung. Bei einzelnen Trägern wurden auch die Summen gekürzt, die Experten aus Kulturamt und Kulturbeirat vorgeschlagen hatten.

Verteilung der Restgelder noch unklar

Milko Kersten, der stellvertretende Vorsitzende des Kulturbeirats, zeigte sich enttäuscht über dieses Vorgehen. Besonders, da vor der Kürzung keine Rücksprache mit den Experten des Kulturbeirats gehalten worden sei, die Förderanträge in einem aufwändigen Prozess prüfen: „Ein unverantwortlicher Umgang mit der Bereitschaft von vielen Menschen, sich ehrenamtlich in diese wirklich qualitativ hochwertige Arbeit einzubringen.“

Die verbliebenen Restgelder, circa 50.000 Euro, sollen laut Kulturbürgermeisterin Klepsch in der Kultur bleiben. Für sie ist das ein wichtiges Signal des Stadtrates. Gleichzeitig fürchtet Klepsch, dass die Gelder im laufenden Haushaltsjahr nicht mehr genutzt werden können: „Eine Beschlussfassung erst im November, wohin diese Restsummen noch gewendet werden sollen, ist schlicht zu spät für Kultureinrichtungen.“

Kulturbeirat: Verzögerung schadet Kulturschaffenden

Auch der Vorsitzende des Kulturbeirats Dresden, Torsten Rommel, hatte bereits vor dem Beschluss die verzögerte Verteilung der Gelder kritisiert. Bis zur gestrigen Sitzung seien 6,5 Prozent der Fördermittel für das Jahr 2025 nicht ausgegeben worden. „Das muss man sich mal vorstellen, was das für eine Planungsunsicherheit bedeutet.“ Letztendlich litten unter dieser Unklarheit nicht nur Kulturschaffende, sondern auch das kulturelle Angebot der Stadt.

Freie Szene Dresden leidet besonders unter der Unklarheit

Sein Stellvertreter Milko Kersten hebt besonders die Effekte für die freie Szene hervor. Er sagte MDR KULTUR, die Stadt stelle durch den langen Entscheidungsprozess freischaffende Künstlerinnen und Künstler in eine Warteschleife: „Wir gehen einer ganzen Menge wirklich guter Künstlerinnen und Künstler verlustig, weil sie sagen: In so einer Stadt haben wir keine Existenzmöglichkeit.“

Wir gehen einer ganzen Menge wirklich guter Künstlerinnen und Künstler verlustig.

Milko Kersten
Stellvertretender Vorsitzender Kulturbeirat Dresden

Der Beschluss sei deshalb besonders für diese Akteure wichtig: „Wenigstens sehen wir jetzt, dass es tatsächlich Mehrheiten gibt, die sagen, grundsätzlich ist eine Kulturförderung denkbar in dem politischen Spektrum.“

Der Kulturetat der Stadt Dresden war schon im vergangenen Jahr Anlass für viele Debatten. Damals protestierte die freie Szene der Stadt mit einem offenen Brief gegen die geplanten Kürzungen.

Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), Redaktionelle Bearbeitung: az