Der kurzfristige Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bringt die Berliner Polizei an ihr Limit. Die Kurzfristigkeit und die extreme Gefährdungsstufe des Gastes würden „eine echte Mammutaufgabe“ darstellen, teilt der Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei mit.
„In Sachen Vorbereitung ist das natürlich ein Super-Gau“, heißt es weiter. Für beteiligte Einsatzkräfte würden Überstunden anfallen, das Privatleben wieder zurückstehen. Zur Sicherung Selenskyjs sei in Berlin „alles in den Dienst gerufen, was irgendwie verfügbar ist“. Auch das alltägliche Geschäft müsse professionell bewältigt werden.
Mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet die Polizei den kurzfristigen Besuch des ukrainischen Präsidenten. Im Regierungsviertel wurden Spezialeinheiten mit Scharfschützen postiert, etwa auf dem Dach des Bundeskanzleramtes. Auf der Spree waren Boote der Polizei unterwegs, Beamte sicherten auf Jetski die Umgebung des Gebäudes.
Mehrere hundert Beamte und Spezialkräfte würden den Arbeitsbesuch Selenskyjs absichern, teilt eine Sprecherin der Berliner Polizei mit. Unterstützung erhält Berlin dabei unter anderem von der Bundespolizei sowie den Landespolizeien aus Bayern, Brandenburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Thüringen unterstützt die Hauptstadt mit mindestens einem Hubschrauber.
Sperrungen im Regierungsviertel
Zuvor kündigte die Polizei erste Sperrungen an. „Es wird zu kurzfristigen Sperrungen für Fahrzeuge aller Art und Fußgänger im gesamten Parlaments- und Regierungsviertel kommen“, teilte die Behörde auf der Onlineplattform X mit.
Als Grund nannte die Behörde den Arbeitsbesuch eines Staatsgastes, ohne den Namen des ukrainischen Präsidenten zu nennen. Die Polizei empfiehlt, den Bereich weitläufig zu umfahren. Zu konkreten Plänen und weiteren Sperrungen im Innenstadtbereich wollte sich die Polizei auf Nachfrage des Tagesspiegels zunächst nicht äußern.
Erfahrungsgemäß kann es auch im S-Bahn- und U-Bahnverkehr kurzfristig zu Ausfällen und Verzögerungen kommen. Der U-Bahnhof Bundestag wurde am frühen Vormittag geschlossen. Die Linie U5 werde ohne Halt durch den Bahnhof fahren, teilte die Polizei auf der Plattform X mit. Die S-Bahn Berlin teilte mit, dass sie noch im engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden stehe, um eventuelle Maßnahmen zu ergreifen.
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Als der ukrainische Präsident Ende Mai zuletzt in der deutschen Hauptstadt zu Besuch war, war Berlin eine Hochsicherheitszone. Die Polizei erließ eine Allgemeinverfügung und 2400 Einsatzkräfte waren im Großeinsatz, um den Staatsbesuch abzusichern.
Sowohl bei seinem letzten als auch bei den vorherigen Besuchen entstand in Berlin ein Verkehrschaos. Die Innenstadt verstopfte und zahlreiche S-Bahnen fielen aus.
Folgende Gebiete waren beim letzten Selenskyj-Besuch rund um den Tiergarten gesperrt:
Nördlich: Lennéstraße zwischen Kemperplatz und Ebertstraße sowie Ebertstraße bis zur Hannah-Arendt-Straße
Östlich: Ebertstraße zwischen Hannah-Arendt-Straße und Potsdamer Platz,
Voßstraße zwischen Hausnummer 21 und Ebertstraße, Zugänge zum S- und U-Bahnhof Potsdamer Platz nördlich und südlich am Leipziger Platz, Potsdamer Platz südöstliche Gebäudeflucht bis zur Stresemannstraße
Südlich: Entlang der südlichen Gehwegseite Potsdamer Straße vom Leipziger Platz bis Potsdamer Platz 1
Westlich: Potsdamer Platz 1 über die Potsdamer Straße hinweg zum Potsdamer Platz 2, Bellevuestraße westliche Gehwegseite bis zum Kemperplatz
Selenskyj zu Videoschalten zum Alaska-Gipfel in Berlin
Selenskyj will in der Hauptstadt persönlich an den Videoschalten zum Alaska-Gipfel über die Zukunft seines Landes teilnehmen. Er werde am Mittag in Berlin erwartet, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen. Demnach sind ein kurzes Mittagessen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Statements gegen 16 Uhr geplant. Selenskyjs Pressesprecher, Serhij Nikiforow, bestätigte die Reise im ukrainischen Fernsehen.
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Initiiert wurden die Schalten mit europäischen Staats- und Regierungschefs von Merz. Ziel ist es, eine gemeinsame Linie mit US-Präsident Donald Trump zu finden, bevor dieser am Freitag im US-Bundesstaat Alaska Kremlchef Wladimir Putin trifft. (Tsp, dpa)