E.J. Antoni ist Volkswirt, und er kann das sogar beweisen. Er wurde an der Northern Illinois University in den Fächern Philosophie und VWL promoviert. Derzeit ist Antoni Chefökonom der Heritage Foundation, ein ultrakonservativer Think-Tank, von dem „Project 2025“ stammt: das Ideen-Füllhorn zum Aushöhlen der Demokratie, das Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump in der zweiten Amtszeit maßgeblich prägt. Einer der wichtigen Kernpunkte: Besetzen öffentlicher Ämter mit getreuen Trump-Jüngern. Vor zwei Wochen berichtete Antoni an den rechtsnationalen Podcast-Moderator und einstigen Trump-Chefzündler Stephen Bannon auf dessen Frage, ob ein Republikaner von Trumps MAGA-Spektrum bei der US-Statistikbehörde BLS arbeite: „Nein, Steve, dazu sind wir leider bisher nicht gekommen.“
Nun also ist es so weit: Der 37 Jahre alte Antoni soll künftig nicht nur für die Behörde tätig sein – Trump hat vorgeschlagen, dass er sie sogar leiten soll. Die bisherige Leiterin Erika McEntarfer, die Antoni beim Gespräch mit Bannon als „inkompetent“ bezeichnet hatte, war von Trump entlassen worden. Sie hatte Arbeitsmarktzahlen präsentiert, die Trump ohne Beweise als manipuliert bezeichnete. Er nominierte Antoni als Nachfolger, dessen größte Qualifikation darin besteht, in den vergangenen Monaten eifrig bei rechtskonservativen Medien wie den News-Kanälen der Sendergruppe Fox, dem Portal Newsmax oder in Podcasts wie dem von Bannon auf die Behörde schimpfte. „E.J. wird sicherstellen, dass die veröffentlichten Zahlen wahr und präzise sein werden“, schrieb Trump auf Truth Social: „Unsere Wirtschaft ist am Brummen.“
Stramm rechtsnationale Weltsicht
Antoni ist Ökonom, doch glaubt man den Einschätzungen anderer Volkswirte, ein richtig schlechter. Er hat keinerlei Berufserfahrung in Wissenschaft, Behörden oder Firmen. Seine Karriere scheint bislang einzig darauf ausgelegt zu sein, in konservativen Think-Tanks Ideen zu entwickeln und lautstark in Politik-Sendungen auf alles zu schimpfen, was nicht der stramm rechtsnationalen Weltsicht entspricht. Dabei scheint er Statistiken entweder nicht zu verstehen oder sie bewusst falsch zu interpretieren, damit die Zahlen in seine Argumentation passen. Mitte Juli zum Beispiel kommentierte er eine BLS-Statistik zu vermeintlich gesunkenen Import-Preisen – und schien nicht zu wissen, dass Effekte durch Zölle darin bewusst nicht berücksichtigt sind.
„Zwei Dinge sind mir aufgefallen, nachdem ich an einigen Projekten mit ihm beteiligt gewesen bin“, schreibt Dave Hebert vom American Institute for Economic Research auf X: „Seine Unfähigkeit, auch nur grundlegende Elemente der Volkswirtschaft zu kapieren – und wie rasch er ins MAGA-Lager gerutscht ist.“ Wohlgemerkt: das Institut ist keine linksliberale, sondern eine konservative Organisation. Und noch ein Urteil von dieser Seite des politischen Spektrums, auf dem sich auch Antoni befindet. Kyle Pomerleau vom American Enterprise Institute sagt: „Er hat bisher völliges Unverständnis wirtschaftlicher Daten und Prinzipien gezeigt – oder die Bereitschaft, die Leute in die Irre zu führen.“
Das ist also die Person, die laut Trump wahre und präzise Statistiken zu Arbeitsmarkt und Makroökonomie in den USA liefern soll. Antoni ist außerdem der Beweis, dass sich der Großteil der Amerikaner doch noch worauf einigen können: Antoni ist die falsche Person für diesen Posten. „Ich hoffe, dass der Senat blockiert“, schreibt Hebert über die nötige Bestätigung der Nominierung. Die erfolgte aber auch bei Leuten wie dem heutigen Gesundheitsminister Robert Kennedy. Möglich also, dass Antoni als Chef der Statistikbehörde das tun wird, von dem er bereits vor der Nominierung gesagt hatte, dass er diese eine Maßnahme umsetzen werde: gar keine monatlichen Arbeitsmarktzahlen mehr veröffentlichen. Ein Mal im Quartal reiche doch.