Bei Borussia Dortmund läuft es auf eine Kampfabstimmung um das Amt des Vereinspräsidenten hinaus. Hans-Joachim Watzke gab nun offiziell seine Kandidatur bekannt.
„Bei unserer nächsten Mitgliederversammlung stelle ich mich zur Wahl als Präsident von Borussia Dortmund. Damit folge ich der Bitte der Gremien des BVB“, sagte Watzke am Mittwoch (13.08.2025) in einer Stellungnahme. Amtsinhaber Reinhold Lunow hatte Anfang Juni bekanntgegeben, dass er sich der Wiederwahl stellen wird – Watzke gab nun seine Gegenkandidatur ausgerechnet am Geburtstag seines Konkurrenten bekannt.
Da das Verhältnis zwischen dem 66 Jahren alten Unternehmer Watzke und dem 72 Jahre alten Mediziner Lunow als zerrüttet gilt, wird ein zäher Wahlkampf erwartet. Watzke sagt nun: „Es wäre mir eine Ehre, wenn ich nach 20 Jahren operativer Tätigkeit unseren Verein in diesem wichtigen Amt weiterhin unterstützen könnte. Reinhold Lunow habe ich meine Entscheidung in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt.“
Abstimmung erstmals auch digital möglich
Erstmals in der Vereinsgeschichte soll es eine hybride Mitgliederversammlung geben. Die Erwachsenen unter den etwa 230.000 Mitgliedern des Ballspielvereins Borussia werden also in Präsenz oder digital teilnehmen und abstimmen können.
Ein Termin für die Mitgliederversammlung, auf der ein Präsident, ein Stellvertreter und ein Schatzmeister in das Präsidium gewählt werden sollen, steht noch nicht fest. Traditionell legt der BVB die Versammlung allerdings immer auf den Totensonntag, das ist in diesem Jahr der 23. November.
Seit Jahren gilt es als offenes Geheimnis, dass Watzke vom Posten des Sprechers der Geschäftsführung in der ausgelagerten Kapitalgesellschaft auf den des Präsidenten im eingetragenen Verein wechseln will.
Abschied aus der Geschäftsführung
Der mächtige Fußball-Funktionär kündigte schon im Januar 2024 an, dass er „im Herbst 2025“ aus der Geschäftsführung des börsennotierten Unternehmens ausscheiden werde.
Aufgrund der Verdienste von Watzke, der den BVB vor 20 Jahren vor der Insolvenz bewahrte, ihn zu mehreren Titeln, zweimal ins Finale der Champions League und zu einem Unternehmen mit weit mehr als einer halben Milliarde Euro Umsatz führte, war lange davon auszugehen, dass sich niemand dem vermeintlichen Ansinnen entgegenstellen würde.
Doch das ist nun der Fall. „Ich kandidiere erneut als Präsident von Borussia Dortmund“, teilte Lunow im Juni mit. Er ist seit drei Jahren Präsident, wurde 2022 zum Nachfolger von Reinhard Rauball gewählt, war zuvor Schatzmeister,
Eine Verabredung, nicht zu kandidieren, falls Watzke sich für die Präsidentschaft bewerbe, kündigte Lunow vor Monaten auf, weil er in Streit mit dem Boss der KGaA geraten war. Es ging unter anderem um den Sponsorendeal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall und den Umgang mit politischen Extremisten. Während der Mitgliederversammlung 2024 gab es kontroverse Diskussionen über diese Themenblöcke und Anträge, über die im Sinne Lunows abgestimmt wurde.
Angesichts seines geringen Bekanntheitsgerades gilt der Mediziner allerdings als Außenseiter für die Wahl, zumal auch digital abgestimmt werden kann.
Viel Einfluss Watzkes in der UEFA
Watzke ist nicht nur den Mitgliedern des BVB, sondern der breiten Öffentlichkeit seit Jahrzehnten bekannt. Er ist Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga und als stellvertretender Sprecher des DFL-Präsidiums qua Amt Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes. Für den DFB sitzt er im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union UEFA.
Eine wichtige Position im Verein ist Voraussetzung, um auch in Gremien von Verbänden vertreten zu sein. Da Watzke noch Geschäftsführer sein wird, wenn die DFL am 3. September in Berlin zu ihrer Generalversammlung und der DFB im November zu seinem Bundestag zusammenkommen wird, sind seine Posten zunächst nicht gefährdet.
Gerade erst bei der UEFA bestätigt
Bei der UEFA wurde Watzke gerade erst Anfang April im Amt eines Vizepräsidenten bestätigt. Im Mai wurde nach einer Sitzung des Exekutivkomitees in Bilbao bekannt, dass Watzke nun auch stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Klubwettbewerbe werde und somit noch mehr Einfluss bekomme.
In der Kommisssion für Klubwettbewerbe wird unter anderem die Champions League ausgestaltet und somit viel Geld verteilt.