Eigentlich sind die Wegweiserkacheln schon erkennbar – wenn man denn hinunterblickt, anstatt um sich herum. Foto:
Warum bei der Orientierung, wie man zu den S-Bahn-Ersatzbussen kommt, die Klett-Passage in Stuttgart keine einfache Ecke ist.
Das bunte Gewirr der Wegweiser-Streifen am Stuttgarter Bahnhof ist seit Jahren ein gewohntes Bild. Jetzt zur Stammstreckensperrung hat es sich wieder weiter verästelt. Doch in der Klett-Passage braucht es auf dem Weg zu den Ersatzbussen den korrekten Blickwinkel und das richtige Farbgefühl. Das zeigt eine aktuelle Anekdote.
Wo ist der Pfeil?
„Wo komme ich von hier zum Feuersee?“, fragte vor wenigen Tagen hilfesuchend ein älterer Herr, der sich bis vor die Sperrholzwand in der Klett-Passage verirrt hat, wo sonst die Treppen zur S-Bahn hinunterführen. Busersatzverkehr? Und wo ist der?
Alles kein Problem, denkt man als ersatzverkehrsgestählter Stuttgarter: Einfach den Hinweisschildern folgen. Oder? Wer sich aber an dieser unterirdischen Stelle umsieht, der sucht vergeblich nach einem Pfeil, der den richtigen Treppenaufgang zur Bushaltestelle klar identifiziert. Und normalerweise fahndet man mit Rundumblick ja erst einmal nach Infos auf Augenhöhe. Ums Eck würden an Bauzäunen zum S-Bahn-Abgang auf der Bahnhofsseite große Banner mit einem Gesamtplan hängen, der sich aber erst bei genauerem Hinsehen erschließt. Und am Abgang auf der Innenstadtseite blickt der verirrte Fahrgast auf Sperrholz.
Dann orientiert man sich eben an der Farbe Lila? Schließlich wissen Bahnkunden, dass dies die neue Leitfarbe für DB-Ersatzbusse ist. Doch die auf dem Boden der Klettpassage sichtbaren Streifen sind hellgrün, was vage an das grüne S-Bahn-Logo erinnert. Aber die fährt doch gar nicht? Auch der freundliche Ratschlag, nach einem Reisendenlenker Ausschau zu halten, führt in der Passage nicht weiter. Die Frauen und Männer mit den gelben Westen stehen oben, wo die Wege vom Bahnhof ankommen.
Die Lösung liegt zu Füßen
Pech in diesem Fall für den verirrten Reisenden, dass des Rätsels Lösung buchstäblich zu seinen Füßen lag. Dort sind auf dem Boden der Passage einige Quadrate verstreut, auf denen bei genauerem Hinsehen das Wort Bus mit einem Pfeil zu erkennen ist. Aber um das im Orientierungs-Stress zu erkennen, sollte man nicht auf oder nahe einer solchen Kachel stehen. Sonst ist sie leicht zu übersehen. Im geschilderten Fall ist die Wegweisung gescheitert.
Die Wegeführung am Hauptbahnhof ist auch außerhalb der Zeiten einer gesperrten Stammstrecke eine Herausforderung. Foto: LICHTGUT/Leif Piechowski
In den Jahren der S-Bahn-Stammstreckensperrungen seien ihm noch keine Reklamationen wegen der Wegeführung in der Klettpassage zu Ohren gekommen, sagt ein Bahnsprecher. Die DB sei dort auch gar nicht der Hausherr: „Wir können da nicht beliebig etwas an die Wände hängen.“
Das Lila für DB-Ersatzbusse sei im übrigen noch neu. Aber man könne sich prinzipiell schon überlegen, ob man künftig die Leitfarbe der Wegweiser-Streifen darauf ausrichte.
Schließlich haben die schon einige Farb-Metamorphosen hinter sich, seitdem man sie in Stuttgart angesichts der Bauarbeiten für Stuttgart 21 im Jahr 2012 quasi erfunden hat. „So ein System war damals bei der Bahn Neuland, weil wir in Stuttgart so viele Menschen lenken mussten, “ sagt der DB-Sprecher. Man setzte deshalb nicht nur auf die üblichen Hinweisschilder. Das System habe sich ingesamt bewährt.
Gelb, Grün oder Lila
In den ersten Jahren der Stammstreckensperrung waren die Leit-Linien zu den Ersatzbussen gelb – bis die Stadt reklamierte, dass das ja mit Baustellenmarkierungen auf den Straßen verwechselt werden könnte. Danach wählte man Grün. Nun Lila?
Für Innovationen hätte man jedenfalls noch die Stammstreckensperrungen in den Jahren 2026 und 2027 zu Verfügung. Bis dahin gilt wohl das Motto: Wer zum Schienenersatzverkehr möchte, muss demütig das Haupt senken.