Ähnlicher Impact wie Son
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Eine Woche nach Vollzug des Transfers von Bayern-Legende Thomas Müller zu den Vancouver Whitecaps hat deren Sportdirektor Axel Schuster ausgiebige Einblicke gegeben. Der einst bei Schalke 04 und Mainz 05 beschäftigte 53-Jährige, der beim kanadischen Klub auch den Posten des Geschäftsführers bekleidet, erklärte im Interview mit dem TV-Sender „Sky“, wie er den Deutschen überzeugte und welche Bedeutung der Wechsel Müllers für die Whitecaps als Gesamtverein hat.
„Ich hatte ein bisschen den Vorteil, dass ich Thomas wahrscheinlich besser kenne als jeder andere Sportdirektor in unserer Liga. Vor allem hatte ich über viele Jahre die Möglichkeit, all seine Interviews zu lesen und zu hören – dadurch hatte ich ein Gefühl dafür, was ihn interessiert und worum es ihm wirklich geht. Ich glaube, wir haben ihn sportlich überzeugt. Wir haben eine Mannschaft, die derzeit um Titel mitspielt, wir sind sehr ambitioniert. Und wir haben ihn einzig und allein als Spieler verpflichtet – als jemand, der unserer Mannschaft hilft, in diesem Jahr einen Titel zu gewinnen“, betonte Schuster.
Müller band sich zunächst bis Ende des Jahres an den in der nordamerikanischen Major League Soccer antretenden Klub, jedoch mit der Option, 2026 als Designated Player weitermachen zu können. In den Spielbetrieb eingreifen wird er aller Voraussicht nach aber nicht vor Mitte bis Ende August, da zuvor noch Einzelheiten über seine persönlichen Sponsorings zu klären sind. Die Reaktionen in Vancouver seien „außergewöhnlich“ gewesen, berichtete Schuster. „Das ist die größte Verpflichtung, die unser Verein je gemacht hat – mit großem Abstand. Die Begeisterung ist groß. Alle Spiele für den Rest der Saison werden ausverkauft sein. Wir erwarten eine große Party am Flughafen, wenn er in Vancouver landet. Unser Fanshop hatte den größten Verkaufstag in der Geschichte des Klubs – so viele Trikots wie am Tag der Verkündung wurden noch nie verkauft.“
Vancouver-Boss Schuster: Müller-Transfer mit positiven Nebeneffekten
Nicht zuletzt aus Marketing-Sicht sei der Müller-Transfer „natürlich auch ein Coup“, so Schuster weiter. Dies sei aber ein positiver Nebeneffekt. „In unseren Gesprächen mit Thomas war klar: Wir wollten ihn zuerst und vor allem als Spieler, als Führungspersönlichkeit. Wir sind ein Team, das seit drei Jahren immer in die Playoffs einzieht, aber uns hat manchmal in den entscheidenden Spielen die Erfahrung gefehlt. Genau da kommt er ins Spiel. Alles Weitere kommt danach.“
Der MLS attestierte der gebürtige Kölner „Top-Zweitliganiveau. Und es fehlt an nichts: die Betreuung, die Infrastruktur, der Spielerschutz. Dazu kommt das Leben in Nordamerika – Vancouver zählt zu den zehn lebenswertesten Städten der Welt. Wir haben sowohl Berge zum Skifahren als auch Strände wie in Kalifornien. Die Struktur der Liga – ohne Abstieg, mit Playoffs – sorgt auch dafür, dass der tägliche Druck nicht so hoch ist, sodass man auch ein bisschen freier leben und es genießen kann.“
Müller bei Vancouver mit ähnlichem Impact wie Son bei LA
Müller werde in der kanadischen Metropole einschlagen, ist sich Schuster sicher: „Heung-min Son hat in L.A. durch die südkoreanische Community eine ähnliche Strahlkraft. In Vancouver leben über 200.000 Deutsche – Thomas wird hier genauso einen Impact haben wie Son in L.A., wie Forsberg und Choupo-Moting in New York. Messi ist vielleicht noch eine Stufe darüber, aber das hängt auch stark mit der Geografie und mit den Populationen zusammen.“
Angesprochen auf die nahende Ankunft des Startransfers ergänzte der Whitecaps-Boss: „Ich glaube, es wird nicht so stressig, weil wir ihm helfen wollen, sich als Spieler so schnell wie möglich zu integrieren und bereit zu sein, um die Rolle auch auf dem Feld zu übernehmen. Wir sind fast sicher in den Playoffs. Ich glaube, wir brauchen nur noch einen Sieg aus acht Spielen. Natürlich wollen wir mehr Siege, aber in den nächsten Wochen geht es darum, dass Thomas seine Rolle findet und sich auf das Wesentliche konzentriert: den Fußball. Das Drumherum – wie die große Ankunft am Flughafen, das Heimspiel – wird groß sein, aber im Alltag wird er sich voll aufs Spiel konzentrieren und die Stadt genießen können.“
Derweil äußerte sich auch Müller selbst bei „Sky“ zur neuen Herausforderung: „Ich bin natürlich leicht nervös, für meine Verhältnisse. Es ist das erste Mal nach langer Zeit, dass ich zu einer neuen Mannschaft stoße. Vorfreude ist da, aber auch eine gewisse Anspannung.“ Nach seinen Zielen in Kanada gefragt, sagte der 35 Jahre alte Routinier: „Ich will einfach schnell ankommen, schnell auf dem Platz stehen, die Jungs kennenlernen. (…) Es geht um den Sport und ich hoffe, dass ich mich relativ zügig an die Liga gewöhne. Es kann natürlich sein, dass ich ein paar Wochen brauche, mal schauen. Fit bin ich. Den Rest werden wir sehen.“