Für das Staatstheater Nürnberg beginnt im September keine gewöhnliche Saison, sondern eine der Veränderung. Zwei Sparten des Vier-Sparten-Hauses stehen unter neuer Leitung: Im Schauspiel übernimmt Lene Grösch, im Tanz Richard Siegal, der das Ballett-Ensemble des Staatstheaters mit dem von ihm gegründeten Ballet of Difference fusioniert. „Mehr als 30 Premieren, knapp 80 Konzerte sowie beliebte Repertoire-Produktionen“ kündigt Nürnberg insgesamt an.

Ein großes Programm für Bayerns größtes Mehrspartenhaus, das unter Staatsintendant Jens-Daniel Herzog durchaus erfolgsverwöhnt ist: Bei der Spielzeitpressekonferenz konnte er auf eine „Rekord-Nachfrage nach Theater– und Konzertkarten“ verweisen. Im Programmheft schreibt er, dass man „ohne Übertreibung“ sagen könne, „dass auch das Staatstheater Nürnberg gerade ein Momentum hat“. Und das verpflichtet.

Lene Grösch als Nachfolgerin von Jan Philipp Gloger sieht ihr Programm zwischen zwei Polen, den Uraufführungen und dem  Gegenwartstheater einerseits, der „Orestie“, dem „großen Fest der Antike“ andererseits, dazwischen Komödien, Recherche-Projekte und partizipatives Theater. Den Auftakt der 17 Premieren macht ein Auftragswerk: Sieben Autoren – darunter Ewald Arenz und Max Czollek – wurden um Texte über Spielzeug gebeten. Entstanden ist eine „politische Toystory mit Musik“ (3.10.).

Die zweite Premiere, „74 Minuten“ (5.10.), gehört der neuen Hausautorin Raphaela Bardutzky und ihrer Betrachtung der Zeit. Klassiker wie Schillers „Die Räuber“ oder Oscar Wildes „Bunbury“ gibt es diese Saison genauso wie eine Kooperation mit dem 1. FC Nürnberg: Die Romanadaption „Heulen mit den Wölfen“ beschäftigt sich mit dem Ausschluss jüdischer Vereinsmitglieder in den 1930er-Jahren. In Summe sucht das Programm dezidiert Anschluss an große, politische Gegenwartsthemen wie an die Alltagsrealität.

Im Repertoire bleibt weiterhin ein Publikumsliebling im Schauspiel mit „Dieses Stück geht schief“.Im Repertoire bleibt weiterhin ein Publikumsliebling im Schauspiel mit „Dieses Stück geht schief“. (Foto: Konrad Fersterer)

Richard Siegal, dessen Engagement in Nürnberg ein Coup ist, wird seine erste Saison stark prägen: Sechs Choreografien von ihm stehen auf dem Programm, gleich zu Beginn sein dreiteiliger Abend „Noise Signal Silence“ (15.11.). Ein Teil ist eine Uraufführung wie auch ein Teil von „New Ballets Russes“ zur Musik von Igor Strawinsky. Das neue Programm „Idea in Action“ soll zudem den Tanz stärker mit dem Publikum verbinden.

Die Oper startet mit „La Traviata“ am 4. Oktober, es ist die erste von sieben Premieren. Intendant und Operndirektor Herzog inszeniert die zeitgenössische Oper „Innocence“ von Kaija Saariaho und „Lulu“ von Alban Berg. Und auch für das Publikum ab zwölf Jahren soll es Musiktheater geben mit einer komprimierten, deutschsprachigen Version von „Der Barbier von Sevilla“.